Barbara 1+2

Muse, Hexe, Frau

Yosuke Mikura trifft am Bahnhof auf eine junge Stadtstreicherin namens Barbara. Als diese ein Gedicht von Verlaine zitiert, nimmt der Erfolgsautor das zerlumpte Mädchen kurzerhand mit zu sich nach Hause. Nachdem sich Barbara einen kräftigen Schluck Hochprozentiges aus der Hausbar des Schöngeists genehmigt hat und sich frivol vor diesem entblösst, meint Mikura nur kurz angebunden: «Wasch dich, Mädel!» Schon bald wird das Problem des Topseller-Autors, der an jedem Finger eine Frau haben könnte, wenn er nur wollte, offenbar: Die Frauen langweilen ihn, seine Obsessionen kreisen um Schaufensterpuppen und Rassehündinnnen. Doch irgendetwas an Barbara, die schlotet, säuft und sich despektierlich verhält, was das Zeug hält, fasziniert den einsamen Playboy, so dass er ihr bald hoffnungslos verfällt. Was folgt, ist ein glorioser Aufstieg – und ein noch heftigerer Niedergang.

 

«Barbara» (Schreiber und Leser, je zirka 15 Euro/27 Franken) von Osamu Tezuka knüpft nahtlos an die Güte der bisher auf Deutsch erschienenen Bände («Adolf», «Kirihito» und «Astro Boy» respektive indirekt auch «Pluto») des «Gotts der Manga» an. Die im Original 1973 als Fortsetzungsgeschichte publizierte Zweiteiler ist keineswegs eine Lovestory, wie man zunächst vielleicht annehmen könnte. Vielmehr handelt es sich um eine Reflexion über die Kunst und das Künstlerdasein. Denn Barbara scheint keine «normale» Frau zu sein, sondern vielmehr eine Muse, die Mikura einerseits zu künstlerischen Höchstleistungen anspornt, und diesen andererseits im selben Ausmass ins Verderben stürzt. Dabei bleibt letztlich oft unklar, was bei den oft grotesken Episoden wirklich real und wie viel Zutat von Mikuras eigener übersteigerter Wahrnehmung ist. Das einzige, was an «Barbara» etwas irritiert, ist der Umstand, dass Frauen verprügeln darin scheinbar das normalste auf der Welt darstellt. Zudem lässt sich über die nicht wirklich zwingenden Ausflüge ins Okkulte streiten. Im Nachwort (von 1982) sagt Tezuka – ganz der Pragmatiker, aber vielleicht hängt das auch mit dem anderen Comicverständnis in Japan zusammen –, dass er sich einzig wegen des Leserinteresses und der damit verbundenen Kritik am ersten Band für diesen übersinnlichen Einschlag entschieden habe. – Prädikat: Äusserst vielschichtig und sehr empfehlenswert. (scd)

 

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Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss 1

Entschleunigte Gefühle

Unverhofftes Wiedersehen nach über 20 Jahren: Tsukiko Omachi trifft in ihrem Stammlokal zufällig auf Harutsuna Matsumotu, ihren ehemaligen Japanischlehrer an der Oberstufe. Der leicht verschrobene «Sensei» und die allein lebende Enddreissigerin unterhalten sich – vorwiegend über die japanische Küche – und erkennen bei weiteren Treffen immer mehr, dass sie Seelenverwandte sind. Aller emotionaler Nähe zum Trotz bleibt es vorerst bei einer Beziehung auf Distanz. Doch insgeheim wünscht sich Tsuiko mehr – empfindet der geschiedene Lehrer das gleiche? Vermögen die aufkeimenden Gefühle die im Weg stehenden Hindernisse – das asymmetrische Mentor-Schüler-Verhältnis und der Altersunterschied von gut 30 Jahren – zu durchbrechen?

 

Jiro Taniguchi legt mit «Der Himmel ist blau, die Erde ist weiss» (Carlsen, zirka 15 Euro/24 Franken) eine zarte Liebesgeschichte vor, die auf die üblichen Klischees komplett verzichtet. Wie werktreu die Adaption des gleichnamigen Bestseller-Romans von Hiromi Kawakami ist, vermag ich nicht zu beurteilen – jedenfalls handelt es sich um einen perfekten Stoff für eine Bearbeitung durch den «europäischsten Mangaka». Dieser ist ein wahrer Meister des Langsamen, wie sich am eindrücklichsten bei seinem Werk «Der spazierende Mann» zeigt. Und genau dieses Talent braucht es, um dieses behutsame aufeinander Zugehen zweier Menschen angemessen und glaubhaft in Szene zu setzen. Der zweite und abschliessende Band ist auf den Juni angekündigt. (scd)

Laika

Tod eines Streuners

3. November 1957: Nach Sputnik I schickte die Sowjetunion zum zweiten Mal einen Satelliten in die Erdumlaufbahn. Gerade einmal hatten die Konstrukteure Zeit, Sputnik II zu bauen, damit dieser rechtzeitig zum 40. Jahrestag der Oktoberrevolution in den Himmel steigen konnte. Mit an Bord: Laika. Die offizielle Version lautete, dass die Hündin nach vier Tagen durch der Nahrung beigemengtes Gift einen schmerzlosen Tod gestorben sei. In Wahrheit wurde sie bereits nach knapp fünf Stunden in der unzureichend wärmeisolierten Kapsel Opfer der Hitze.

 

Der schweden-stämmige New Yorker Nick Abadzis hat mit «Laika» (Atrium, zirka 20 Euro/31 Franken) das Optimum aus einem historischen Stoff destilliert. Als Basis für seine im Stil der «ligne claire» ausgeführte und mit dem Eisner-Award geehrte Graphic Novel hat er die verbürgten Fakten genommen und die Leerstellen – gerade was das Zwischenmenschliche und die Biografie von Laika anbelangt – mittels seiner Dichtkunst gefüllt. Positiv fällt generell auf, dass es Abadzis gelingt, Mitgefühl beim Leser zu erregen, ohne moralisch zu werden. Im Gegenzug könnte kritisiert werden, dass der Fokus derart auf die Mikroebene gelegt wird, dass die zwischenstaatliche Ebene – auch was die daraufhin in Gang gekommene Tierversuchs-Debatte betrifft – nur am Rande zu tragen kommt. Nach «Logicomix» ein weiterer empfehlenswerter Comictitel aus dem Hause Atrium. (scd)

 

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Batman: Das lange Halloween

Süsses, sonst gibts Saures!

Gotham City, nachts: Eine riesige Lagerhalle brennt. Darin: Kubikmeterweise schmutziges Geld des Paten der Stadt, Carmine Falcone. Das Feuerchen entfacht haben Batman und Staatsanwalt Harvey Dent, die dem «Römer» endlich das Handwerk legen und ihn mit der Aktion dort treffen wollen, wo es den Unterwelt-Monarchen am meisten schmerzt. Doch Falcone hat noch ganz andere Sorgen: Jeden Monat wird jemandem aus seinem Clan durch den mysteriösen Holiday Killer das Lebenslicht ausgepustet. Es ist absehbar, dass bald sein Name zuoberst auf der Liste stehen würde. Die Lage wird nicht gerade einfacher, als es zum Stelldichein aller Irren Gothams kommt – Poison Ivy, dem Riddler, Solomon Grundy, Scarecrow und natürlich dem Joker.

 

Nach der Veröffentlichung bei Ehapa in sieben Teilen lange vergriffen – und jetzt in einer superdicken Gesamtausgabe neu aufgelegt: Mit «Batman: Das lange Halloween» (zirka 30 Euro/44 Franken) von Jeph Loeb und Tim Sale ist eine der essenziellsten Batman-Geschichten, in der diese als düsterer und unzimperlich vorgehender Vigilant auftritt, in deutscher Sprache endlich wieder greifbar. Zum einen besteht das Erfolgskonzept des 1996/97 erstmals veröffentlichten Zyklus – wie etwa bei «Hush» – darin, dass die gesamte Bandbreite der (damaligen) Antipoden des Mitternachtsdetektiv seinen Auftritt hat. Vom Erzählzeitpunkt her schliesst das Werk bündig an «Das erste Jahr» von Frank Miller und David Mazzucchelli aus dem Jahr 1987 an, das ebenfalls als Batman-Klassiker zu zählen ist. Dem Leser von heute mag die Verwandlung von Harvey Dent in Two-Face zwar hinfällig bekannt sein, in dieser Fassung wird die Lektüre aber nichtsdestotrotz garantiert zum Genuss. Dieser formidable Eindruck gründet sich zu einem wichtigen Teil auf der sehr durchdachten sequenziellen Erzählweise (man beachte das meisterhafte Spiel mit Panelgrössen und Einstellungen) sowie der grandiosen Grafik mit ihrer dunkel-atmosphärischen Farbgebung. (scd)

 

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Früherer Schwerpunkt über essenzielle Batman-Storys »

Essex County – Geschichten vom Land 1

What's Eating Little Ken?

Der Vollwaise Lester wächst irgendwo im kanadischen Nirgendwo bei seinem Onkel Ken auf. Der grobschlächtige, aber im Grunde gutherzige Farmer weiss nicht so recht, wie er mit dem Zehnjährigen umgehen soll. Deshalb ist es nicht erstaunlich, dass sich Lester – von seiner Umwelt unverstanden gefühlt – immer mehr in seine Fantasiewelt flüchtet, die von Superhelden und ausserirdischen Invasoren dominiert wird. Diese Strategie scheint perfekt aufzugehen, als er sich mit dem Tankstellenbesitzer Jimmy Lebeuf anfreundet, einem abgehalfterten Hockeystar, der ihn bei seinen Ausflügen ins Fantastische begleitet. Doch dem ungleichen Duo ist nur ein kleines Stück vom Glück vergönnt.

 

Jeff Lemire liefert mit den ersten Band der Trilogie «Essex County – Geschichten vom Land» (Edition 52, zirka 11 Euro/18 Franken) eine beeindruckende Leistung ab. Erzählt wird in krakeliger Schwarzweiss-Grafik und mit viel Melancholie, wie ein Kind einen Weg findet, um mit den Unwägbarkeiten seines noch jungen Lebens fertig zu werden. Als Schauplatz hat der 34-jährige Lemire die fiktive Version seiner eigenen Heimatstätte Essex County genommen. Beeindruckend ist vor allem das Kunststück Lemires, Realität und Fantasie stimmig miteinander zu synthetisieren. Bleibt zu hoffen, dass «Essex County» trotz des leider nicht optimalen Marketings – die Verlagswebsite bedürfte dringend, ohne mit dieser Aussage nun jemandem zu nahe treten zu wollen, einer Generalüberholung – seinen Weg in ganz viele Leserherzen findet, damit auch noch beiden Folgebände dieser Serie, die für den Eisner Award nominiert wurden, auf Deutsch erscheinen können. (scd)

 

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An Bord der Morgenstern

Unromantische Piratengeschichte

Der algerische Autor und Zeichner Riff Reb's erzählt mit «An Bord der Morgenstern» (Carlsen, zirka 19 Euro/30 Franken) frei nach Pierre Mac Orlan eine Abenteuergeschichte , in der ein naiver Junge die Chance packt, aus seinem langweiligen, fremdbestimmten Leben auszubrechen und als Pirat durch die Weltmeere zu segeln. Auf der Suche nach Anerkennung, Vergnügen und einem Schatz findet vor allem eine Bande von Freibeutern, welche die Freiheit der Meere mit ihrer Menschlichkeit bezahlen.

 

Riff Reb's' raffinierter Stil zeichnet sich durch detailliert gemalte Hintergründe und Objekte aus, die sich von einfarbigen, oftmals schwarzen grossen Flächen abheben. Die Gesichter der Figuren befremden zwar manchmal als verzerrte, karikaturistische Grimassen, dennoch trifft man auf einen unglaublichen Fundus an ausdruckstarken und gut getroffenen Mienen, an denen man sich nicht satt sehen kann. Die Kapitel sind jeweils mit einer eigenen Grundfarbe gefärbt, die ihnen eine besondere Stimmung verleiht. Das in Hardcover gepackte Werk wird mit Skizzen von Ref's abgerundet und gehört eindeutig zur Kategorie «empfehlenswert». (sam)

New York und andere Grossstadtgeschichten

Betrachtungen aus dem Schmelztiegel

Gulli-Szenen, Tagträume in der U-Bahn, Treppenstufen vor den uniformierten Mietshäusern, Müllentsorger und -sammler, Blick aus dem Kellerfenster aufs Trottoir, Lärm, Liebe, Kriminalität: Kein anderer Comic-Künstler hat sich New York so zu eigen gemacht wie Will Eisner, der grosse Mann des amerikanischen Comics, der durch «The Spirit» gross wurde. In einseitigen oder wenige Seiten umfassenden Szenen und kurzen Storys, die gänzlich auf die althergebrachte Panel-Aufteilung verzichten wirft der 2005 Verstorbene – grafisch stets monochrom ausgeführt – einen akribischen Blick auf den Big Apple aus des Perspektive des gewöhnlichen Bürgers.

 

Mit «New York und andere Grossstadtgeschichten» (Carlsen, zirka 34 Euro/50 Franken) ist der zweite Teil des Alters-Werks von Eisner erschienen und nach vielen Jahren endlich wieder auf nicht-antiquarischem Weg auf Deutsch erhältlich. Der 400 Seiten umfassende Hardcover-Sammelband vereint die Publikationen «The Building», «City People Notebook» und «Invisible People» sowie das titelgebende Buch «New York». Die Kompilation sollte in keiner seriösen Comic-Bibliothek fehlen. Band 3 «Lebensbilder» mit Eisners autobiografischem Hauptwerk «Zum Herzen des Sturms» erscheint Ende August. (scd)

 

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Preacher

Aberwitzige Suche nach Gott

Diesen Monat erscheint der neunte und letzte Sammelband der Neuauflage der erstmals von 1995 bis 2000 erschienenen Serie «Preacher» (Panini, zirka 36 bis 44 Franken je Band). Damit wird einer der unkonventionellsten Comics nun endlich auch wieder komplett auf Deutsch erhältlich sein.

 

Die aberwitzige Suche nach dem Allmächtigen nimmt das alte philosophische Theodizee-Problem auf – wie kann Gott solches Leiden auf der Welt zulassen? – und nähert sich der Thematik auf ungewohnte Art. Nämlich mit einem wütenden Individuum, das statt ins Sinnieren zu verfallen, die Sache in die eigene Hand nimmt. Hinzu kommt eine actiongeladene Handlung, denn Custers Kräfte haben auch die Aufmerksamkeit gefährlicher Gegner und einer mächtigen Geheimorganisation geweckt. (ras)

 

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Storm 16–18

Wilde Verfolgungsjagden in fantastischen Welten

Irgendwo in den weiten des Weltalls ist mit Vandal dem Zerstörer ein mächtiger Aggressor nach verlustreichen  Kämpfen endlich gefallen. Seiner Besieger töten ihn nicht, sondern schicken ihn in einer speziellen Rüstung gefangen bis ans Ende aller Zeiten in ein schwarzes Loch. Zu dumm, dass die «Rüstung für die Ewigkeit» in ein Meer eines fernen Planeten einschlägt, wo sich zurzeit Storm und seine beiden Freunde vor Marduk verstecken. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis ein Ahnungsloser Vandal befreit und damit riesiges Unheil heraufbeschwört...

 

Mit «Vandal der Zerstörer» (Original 1987, Splitter, zirka 16 Euro/24 Franken) von Don Lawrence und Martin Lodewijk liegt bereits der 16. Band der Re-Issue der Fantasy-Reihe «Storm» vor. «Vandal» bietet einen abwechslungsreichen, spannenden Plot, der auch formal mit einigen wirklich grossen Momenten sowie einem überraschenden Schluss aufwartet.

 

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Mich persönlich – als bekennender «Storm»-Fan – etwas weniger überzeugt hat «Die Wendewelt» (Original 1988), der 17. Band der Reihe. Handwerklich mit Lawrences einmaligen fotorealistischen Stil wiederum astrein geraten, sind es wohl die Nebencharaktere wie Storms kratzbürstige Widersacherin Boforce oder die Schlangenfrau, mit denen ich mich partout nicht anfreunden konnte. Das Szenario an sich mit dem Planeten, der wie ein Möbiusband funktioniert, und den durchs Land donnernden gigantischen Zügen, kann sich nichtsdestotrotz sehen lassen.

 

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Ausserdem ist der aktuellste, 18. Band, «Die Roboter von Danderzei» (Original 1989), umso gelungener herausgekommen. In diesem Abenteuer werden Storm und seine beiden Freunde von einer teuflischen Sippe entführt und landen als Unfreie auf einem Planeten, der ausschliesslich von Robotern bevölkert wird. Während Storm und Nomad als Gladiatoren in einer Arena gegen andere Menschen zur Zerstreuung der Maschinenwesen auf Tod oder Leben zu kämpfen verdammt sind, wird Rothaar von Aufständischen, die für die Gleichberechtigung von Mensch und Roboter einstehen, befreit.

 

Kritische Geister mögen an «Danderzei» bemängeln, dass sich die grafische Aufmachung der Maschinen zu sehr den damals ungemein populären Transformers-Trickfilmfiguren orientiert, dass Storms Ausflug in den Cyberspace visuell enorm dem viel früher erschienenen Film «Tron» nachempfunden ist, die Roboter/Menschen/Tier-Unterscheidungsdebatte kein Novum darstellt und dass der Schluss der Geschichte viel zu abrupt erfolgt. Diese Vorwürfe sind sicher nicht ganz von der Hand zu weisen. Nichtsdestotrotz hat mich der Band mit seiner rasanten Handlung und dem gut portionierten Schuss Sozialkritik wirklich sehr gut unterhalten. (scd)

 

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2 x Die Schlümpfe

Sagt mal, von wo kommt ihr denn her?

Wer kennt sie nicht, die blauen winzigen Kerlchen, die da irgendwo draussen im Wald in ihrem idyllischen Pilzdörflein ein unbeschwertes Leben führen – wäre da nicht der böse böse Zauberer Gargamel respektive Gurgelhaus, der den Pilzhausbewohnern partout ans Leder will? Weshalb eigentlich?

 

Genau diese Frage wird in «Der gefangene Schlumpf» beantwortet, eine von drei Geschichten der Neuauflage des allerersten «Die Schlümpfe»-Bandes «Blauschlümpfe und Schwarzschlümpfe» von Peyo (Original 1963, Splitter, zirka 13 Euro/30 Franken) beantwortet: Der schändliche Hexer benötigt die blauen Pfifferlinge als Ingredienz für einen Trank, mit dem er aus Metall Gold herstellen will, der Traum eines jeden Alchimisten. Trotz der Ersterscheinung vor so vielen Jahren: «Die Schlümpfe» hat keineswegs Patina angesetzt, unterhält formidabel und gehört immer noch zum besten, was es in Sachen kinderfreundliche Cartoons gibt. Es ist geplant, dass fortan Monat für Monat ein neues klassisches «Schlümpfe»-Abenteuer aus der Feder von Peyo herauskommen wird, als nächstes ist «Schlumpfissimus, König der Schlümpfe» dran.

 

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Gleichzeitig rollt Toonfish, das Cartoon-Label des Splitter-Verlags, das Feld von hinten auf und präsentiert die neusten Bände der Serie, die nach dem Tod von Peyo 1992 von seinem Sohn Thierry Culliford weitergeführt wird. «Schlumpfine greift ein» heisst hier der aktuellste, 28. Band. Für Puristen stellt die Post-Peyo-Ära natürlich ein rotes Tuch dar, doch der Band ist wirklich nicht schlecht. Natürlich weht hier ein bisschen ein modernerer Wind, in der im Schlumpfdorf beispielsweise die Emanzipation Einzug gehalten hat. Zugute kommt den Bänden jedoch, dass der Sohn die Tradition des Vaters hochhält – so wird ein Super-Gau wie etwa bei «Asterix» vermieden.

 

Mich persönlich einzig gestört hat die Benamsung der Schlümpfe, die zum Teil – leider auch bei den Peyo-Bänden – ohne ersichtbaren Grund ins Englische übertragen wurde. So heisst etwa der Witzboldschlumpf Jokey und der Schönheitsschlumpf Beauty. Natürlich ist das ein Detail, aber genau darauf kommts an, wenn man die Fans nicht vergraulen will. Ansonsten würde ich sagen: Neuauflage gelungen, gerade auch, weil die splitter-typisch hochwertige Aufmachung in Hardcover anbelangt. Auf den Mai angekündigt sind Band 29 «Die Schlümpfe und der goldene Baum» (Arbeitstitel) und Band 27 «Die Schlümpfe machen Urlaub». Zudem beginnt ab November vierbändige Gesamtausgabe von «Johann und Pfiffikus». (scd)

 

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4 x Prinz Eisenherz

Mehr vom edlen Ritter mit dem singenden Schwert

Hal-Foster-Anhänger aufgepasst: Die restaurierten Bände 12 (Jahrgang 1959/60) und 13 1961/62) der «Prinz Eisenherz Gesamtausgabe»  (Bocola, je zirka 23 Euro/35 Franken) liegen in gewohnt hochwertiger Qualität vor.

 

Interessant an der Serie ist ja gerade, dass neben Schlachtfeld- und Abenteuerszenen auch das Privat- und Familienleben von Prinz Eisenherz immer wieder zum Thema gemacht wird. So enthält Band 12 etwa eine hübsche Episode aus dem Eheleben mit Aleta: Als Eisenherz nach einem erfolgreich beendeten Auftrag noch mit seinen Kumpanen bis spät in die Nacht zecht, anstatt umgehend seine ihn sehnlichst erwartende Liebste aufzusuchen, hängt der Haussegen schief. In seiner Unsicherheit nimmt der Ritter mit dem singenden Schwert seine Gemahlin schliesslich übers Knie, als diese sich ihm körperlich verweigert und eilt, weil er jetzt noch weniger mit der Situation umgehen kann, sofort zur nächsten Mission.

 

Zum einen machen solche Szenen Prinz Eisenherz als eben auch scheitern könnender und verunsicherter Mensch (oder eben Mann) – verstärkt durch den herrlich ironisch kommentierenden Tonfall Fosters als Erzähler – sympathisch, zum anderen wird auf einer Metaebene betrachtet deutlich, welchen Denkweisen die Gesellschaft Anfang der 1960er-Jahre verhaftet war, was den Komplex Liebe und Beziehung betrifft, bzw. wie dieser in komödiantischem Gewand inszeniert wurde.

 

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Neben der herkömmlichen Gesamtausgabe werden nun in einer fünfbändigen Reihe auch diejenigen «Prinz Eisenherz»-Bände in digitaler Form überarbeitet herausgegeben, in denen Hal Foster nicht mehr alleine das Zepter über die Serie führte. Die Bände der «Foster & Murphy Jahre» (Bocola, je zirka 25 Euro/39 Franken) umfassen den Zeitraum 1971 bis 1980, in denen John Cullen Murphy zwar Fosters Nachfolge bereits übernommen hatte, der in die Jahre gekommene Altmeister jedoch nach wie vor die Geschichten schrieb, Vorzeichnungen anfertigte und die Farbgebung überwachte. Foster verstarb 1982 mit 89 Jahren – Cullen führte die Serie bis zu seinem Tod im Jahr 2004 weiter, seitdem hat Gary Gianni das Ruder übernommen.

 

Durch die Lektüre des wie gemeinhin sehr lesenswerten Vorwortes sensibilisiert, ist es interessant zu sehen, wie Cullen die Saga um den Prinzen von Thule (mit einem sehr präsenten Foster an der Seite) weiterführt. Die zur Abgrenzung bräunlich gehaltenen Bände der «Foster & Murphy Jahre» – zwei sind bislang erschienen – gehören natürlich zum Pflichtprogramm für jeden Sammler der «Eisenherz»-Gesamtausgabe. (scd)

 

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Hulks & Justice League

Retorten-Monster und selbsternannte Rächer

Im ersten Band des Dreiteilers «Untergang der Hulks» (Panini, zirka 15 Euro/22 Franken) versucht die Schurkenallianz Intelligencia mit geballtem Wissen den Muckies der Gruppe rund um Bruce Banner alias Hulk entgegenzutreten. Dabei sind es nicht die imposanten Splash-Seiten, die die abwechslungsreich erzählte Geschichte überladen, sondern die Flut von Figuren, welche den Lesefluss hemmen.

 

Wer «Hulk» noch als Alter-Ego des Nuklearwissenschaftlers Bruce Banner kennt, der wird überrascht sein, was sich in der Hulk-Familie alles getan hat. Im vorliegenden ersten Band der dreiteiligen Miniserie von Jeph Loeb («Batman: The Long Halloween», Besprechung siehe oben) und vielen anderen Autoren und Künstlern, trifft man auf grüne und rote Hulks unterschiedlichen Geschlechts aus verschiedenen Generationen. Da sich auch die Bösewichte potenziell vermehrt haben, lohnt sich zuerst ein kurzer Blick in die informativen Hintergrundinformationen am Ende des Bandes. Inzwischen ist auch der zweite Teil der Trilogie («Hulk 7») erhältlich.

 

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Während die Schurkenportraits im «Untergang der Hulks» Mittel zum Zweck sind, den Überblick zu bewahren, sind die mehrseitigen Beilagen in jedem Teil der «Justice League: Cry for Justice»-Serie (Panini, zirka 19 Euro/28 Franken) Grund allein, sich mit der amerikanischen Gerechtigkeitsliga auf Verbrecherjagd zu begeben. Jede Ausgabe der siebenteiligen Serie enthält unterhaltsame autobiografische Notizen von James Robinson (Autor) zur Figurenbesetzung. Die dazugehörige Herkunftsgeschichten wird jeweils von von Len Wein (Erfinder des «Swamp Thing») in wenigen Panels erzählt.

 

Der Story liegt die knifflige Frage nach dem Unterschied zwischen Gerechtigkeit und Vergeltung zugrunde. Nach den Morden an Batman und dem Martian Manhunter in «Final Crisis» (Grant Morrison, J. G. Jones und Dough Mahnke) rufen Green Lantern und Green Arrow zu einer aktiven Schurkenjagd mit umstrittenen Mitteln auf. Zu ihnen gesellen sich Congorilla und Starman, die beide persönliche Gründe haben, Gerechtigkeit (oder Rache) zu suchen. Nach sechs düsteren und gewalttätigen Kapiteln folgt ein relativ kurzer Showdown, der aber bis zur letzten Seite spannend bleibt.

 

Illustriert wird die Miniserie von Neuling Mauro Cascioli, dessen eigenständiger Stil gerne mit den Arbeiten von Alex Ross verglichen wird. Trotz dem Vorwurf, zu statisch zu zeichnen, hebt sich sein Artwork definitiv aus der breiten Masse hervor. Auch die zum Teil etwas pathetisch geratenen Dialoge sind amüsanter als das pseudowissenschaftliche Gelaber vieler anderer Superheldengeschichten. Dem Schrei nach Gerechtigkeit folgt ein weiterer nach vergleichbaren Superheldengeschichten. (sam)

 

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Chew – Bulle mit Biss 1: Leichenschmaus

Der Geschmacksfluch

Für Geschmackstelepathen wie Tony Chu gibt es kein Verdrängen. Er ist in der unangenehmen Lage, dass ihm sein Gaumen immer Visionen von der Herkunft seines Essens auslöst. Beisst er in einen Apfel, bekommt er ein Gefühl dafür, welches Pestizid an seiner Schale klebte. Seine Erlösung ist die Restauranttesterin Amelia Mintz. Sie vermag Essen so zu beschreiben, dass ihre Leser das Geschmackserlebnis in allen Feinheiten tatsächlich haben. Amelia Mintz überträgt als «Saboskripterin» Geschmack in Worte. Seit einiger Zeit schreibt sie nur noch über Restaurants, die das Gesundheitsamt als bedenklich oder schlechter eingestuft hat. Seitdem bricht unter den Lesern der Morgenzeitung eine kollektive Übelkeit aus. Tony Chu aber liebt sie, weil er dank ihr schmeckt, worüber er liest. Und das, ohne dabei gleich den Hergang eines Verbrechens sehen zu müssen.

 

Der Spass bei «Chew – Bulle mit Biss» (Cross Cult, zirka 17 Euro/24 Franken) besteht darin, sich seinem Ekel der Sache gegenüberzustellen. Die Bilder triefen von ranzigem Fett und abscheulich schleimigen Flüssigkeitsfäden. Der Sehsinn hat auszubaden, dass von unserem Gaumen potenziell immer Gefahr ausgeht. (wak)

 

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Avant und Reprodukt

Zwei Verlagsschauen

Comic-Check hat für euch zwei feine deutsche Comic-Verlage unter die Lupe genommen:

 

Reprodukt hat sich in den vergangenen zwanzig Jahren zum wichtigsten deutschen Comic-Verlag entwickelt. Die Berliner publizieren nicht nur die Stars der Szene, sondern fördern im großen Stil Nachwuchskünstler.

 

 

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Ausführliche Besprechung von «Der Fluch des Regenschirms»

 

Der Berliner Comic-Verlag Avant feiert in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen. Von Beginn an widmete er sich gleichermassen renommierten wie noch zu entdeckenden internationalen Künstlern. (wak)

 

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Splitter

Weiterhin neu in den Comic-Regalen

Flotte Sprüche a gogo, eine total überdrehte Story und ziemlich viel Hiebe gibts nach dem Auftakt auch im abschliessenden Band «Nächster Halt: Zombieville» von «Deadpool: Der Söldner mit der grossen Klappe» (Panini, zirka 17 Euro/24 Franken) von Victor Gischler. Laune machen die Idee, die Plotabschnitte je nach Paralleluniversum, in dem sich Deadpool mit seinem Zombie-Alter-Ego-Kopf gerade befindet, von einem anderen Zeichner ausführen zu lassen sowie wiederum die grandiosen Filmposter- bzw. CD-Cover-Persiflagen. Inzwischen hat Wade Wilson übrigens auf Deutsch (endlich!) eine eigene Serie erhalten; zudem erscheint in Kürze eine weitere Miniserie als Sammelband. (scd)

Mit «Elender Krieg: 1917 – 1918 – 1919» (Edition Moderne, zirka 20 Euro/30 Franken) liegt das zweibändige Antikriegs-Werk von Jacques Tati und Jean-Pierre Verney zum 1. Weltkrieg komplett vor. Zur einen Hälfte Nur-Text-Geschichtsbuch mit Kartenmaterial und historischen Fotos, zur anderen Hälfte Comic: So eindringlich wurden die Gräuel des Krieges selten aufgezeigt. Gerade die Seite mit gemalten Kopfporträts von vom Krieg irreparabel Entstellten dürfte sich mit der Parole «Nie wieder Krieg!» dauerhaft in die Erinnerung jedes Lesers einbrennen. (scd) Leseprobe » / Besprechung des ersten Bandes »

Mit dem überlangen Band «Das Fest der Narren» (Splitter, zirka 30 Euro/45 Franken) nimmt die Neuauflage der dreibändigen Serie «Die Gefährten der Dämmerung» ihr Ende. Francois Bourgeon entwirft in detaillierter Grafik ein düsteres Bild des Mittelalters – ganz nah am Körper voller Schmutz, Begierde und Gewalt, alles unter dem Zeichen des Mystischen. Ein faszinierendes Panoptikum mit einem erschreckend unzimperlichen Ende, das gleichwohl die Hoffnung, dass es eine Art ausgleichende Gerechtigkeit, aufrecht erhält. (scd) Leseprobe »Schwerpunkt zu Bourgeon »

Das Buch der Bücher in Manga-Form: Darf man das?, rauschte es bei der Erscheinung von «Die Bibel» von Siku auf Deutsch durch den Blätterwald, aller bereits bestehenden Verbildlichungen zum Trotz. Die Aufregung schlug in Anbetracht der werktreuen Adaption und der unspektakulären Aufmachung in Graustufen rasch in Minne um. Nun ist vom selben Autor in der gleichen Machart «Jesus» (Ehapa, zirka 20 Euro/28 Franken) erschienen, in dem auf 350 Seiten der Leidesweg des Sohns Gottes geschildert wird. Wer sich für den christlichen Glauben interessiert und vor zeitgemässen Dialogen nicht zurückschreckt, ist mit «Jesus» gut bedient. (scd)

Ein König wird von seinem äusserlich sehr ähnlichen Cousin verraten, der den Thron fortan  für sich in Anspruch nimmt. Doch der Tag der Abrechnung naht... Die Story von «Sang Royal 1: Gottlose Hochzeit» (Ehapa, zirka 14 Euro/22 Franken) ist extrem abgelutscht. Trotzdem dürfte das Fantasy-Epos seiner Anhänger finden. Schliesslich sind mit Gewalt, Nackdarstellungen, Perversion sowie des brachialen Infragestellens der Macht der Kirche alle Zutaten eines typischen Werks von Alejandro Jodorowsky vorhanden. Zudem überzeugt Dongzi Lius Artwork. (scd)

Captain America, Namor, die Fackel, Angel: Vor über 70 Jahren nahm das mittlerweile so weitverzweigte Marvel-Universum seinen Anfang. Ed Brubaker und Steve Epting begeben sich in «Das Marvels-Projekt: Die Geburt der Superhelden» (Marvel Exklusiv 89, Panini, zirka 20 Euro/29 Franken) zurück zu den Anfängen und lassen die damaligen Ereignisse nochmals Revue passieren. Wie von Brubaker («Criminal») gewohnt, ist das Resultat hochwertig, auch der (beinahe) fotorealistische Zeichenstil weiss zu überzeugen. Bemängeln könnte man höchstens, dass der Band extrem an das Standardwerk «Marvels» von Kurt Busiek und Alex Ross erinnert. (scd) Leseprobe »

Analog zu «Das kleine Rock-Buch» ist jetzt auch «Das kleine Beatles-Buch» (Carlsen, zirka 20 Euro/32 Franken) von Hervé Bourhis erhältlich. Wer die vier Pilzköpfe und deren unvergängliches Musikgut mag, wird diesen sympathisch kleinformatig-quadratischen Band, der mit biografischen Schnipseln in chronologischer Reihenfolge (Platten-Kurzbesprechungen inklusive) und unendlich vielen spannenden Nice-to-Know's in Grauton-Grafik aufwartet, verschlingen. Garantiert! (scd)

«Reiseziel Mond» und «Schritte auf dem Mond» (Carlsen, je zirka 18 Euro/28 Franken) stellen das wohl ambitionierteste «Tim und Struppi»-Projekt Hergés dar, was die detailgenaue Recherche anbelangt. Ab 1950 fortlaufend publiziert, ist die belgische Vorwegnahme der historischen Ereignisse von 1969 (Stichwort Apollo XI) jetzt nochmals in der Farbfaksimile-Ausgabe nachzulesen. Wiederum grosse Freude bereitet das griffige Papier – ein wohltuender Kontrast zu Re-Issues aus dem Hause Ehapa, wo man auf Hochglanz baut. (scd) Alle Bände im Überblick »

Ach du grüne Neune!, fuhr es mir bei der Re-Lektüre des lange vergriffenen ersten «Valerian und Veronique»-Bandes «Schlechte Träume» von 1967 wegen des unausgegorenen Cartoon-Zeichenstils und der sehr einfachen Farbgebung durch den Kopf. Nach dem Abschluss des Epos mit dem 21. Band erhält jedermann die Möglichkeit mit der lancierten Gesamtausgabe, deren erster Band mit den ersten drei Heften nun vorliegt (Carlsen, zirka 30 Euro/34 Franken), die wegweisende SciFi-Serie von Pierre Christin und Jean-Claude Mézières von ganz vorne zu entdecken. (scd)

Mit «Martha rettet die Welt» (Panini, zirka 20 Euro/30 Franken) liegt das dreiteilige SciFi-Werk «Das Leben und Wirken der Martha Washington» als Neuauflage komplett vor. Der dritte Band enthält ausnahmslos noch nie in Deutschland veröffentlichtes Material von 1997 und 2007. Die beiden ebenfalls vom Original-Duo Frank Miller und Dave Gibbons realisierten Storys sind durchaus lesenswert geraten. Die superbe Qualität und innovative Kraft der Anfänge um die willensstarke Protagonistin wird aber leider nicht erreicht. Und die Inszenierung von Marthas Tod als Weise im hohen Alter wirkt gar pathetisch. Für Sammler essenziell, der Normalleser ist mit Band 1 und 2 von 1990 und 1994 bestens bedient. (scd)

Was für ein geiles Coverbild: Matty Roth mit seiner Kamera über den Dächern von Manhattan, quasi als Sinnbild für den unabhängigen Journalisten im Kriegsgebiet. Was inhaltlich im achten Band «No Future» (Panini, zirka 15 Euro/22 Franken) von «DMZ» geboten wird, kann da leider nicht ganz mithalten. Von Gastzeichnern ausgeführte Miniaturen sowie eine vom Stamm-Duo Brian Wood und Ryan Kelly Ballade über einen Selbstmord-Attentätter, der vom Saulus zum Paulus wird . Nett, aber nicht essenziell. Zumal man doch wissen will, wie es mit dem Delgado-Strang weitergeht. Nichtsdestotrotz: Übers Ganze hinausgesehen, kann «DMZ» natürlich nur empfohlen werden. (scd)

Dandalos: Alleinig den so genannten Meisterkartographen ist es vorenthalten, die Logik der Architektur der gigantischen Stadt, die den ganzen Planeten bedeckt, zu erfassen und zu verstehen. Als Meisterkartograph Archim vom Felde einem Komplott der Sarpientisten auf die Spur kommt, bildet dies den Auftakt für ein unglaubliches Abenteuer. Wer hochstehende Fantasy mag, bei der nicht pausenlos rumgeballert wird, und sich ausserdem mit der ziemlich speziellen Grafik anfreunden kann, ist mit der dreibändigen Gesamtausgabe von «Die Meisterkartographen» (Splitter, zirka 20 Euro/30 Franken) von Christophe Arleston und Paul Glaudel bestens beraten. Bislang sind Band 1 und 2 erschienen. (scd) Leseprobe »

Ein ganz spezielles Experiment wurde mit der 102. Ausgabe des Comic-Magazins «Strapazin» (6 Euro/10 Franken) gewagt: Zehn Künstler bekamen die Gelegenheit, mit eigenen Beiträgen in Kommunikation zu Fotografien von John Divola, die isolierte Häuser zeigen, zu treten. Herausgekommen ist – wie immer – ein bunter Strauss an sowohl inhaltlich als auch formal höchst unterschiedlicher Kurzcomics. Mit ihrer surrealen Sprengkraft am meisten fasziniert haben mich die Beiträge von David Sandlin und Helge Reumann. Letzterer erschafft mit seinen «Sexy Guns»-Strips ein albtraumhaftes Universum, das an David Lynch gemahnt.

In der «Strapazin»-Vorgänger-Nummer 101 drehen sich alle Beiträge um das Thema «Visionen für Zürich». Wiederum eine durch die verschiedenen Stile und Plots sehr kurzweilige Angelegenheit, garniert mit Textbeiträgen zur Stadtentwicklung, die auch ein Nicht-Zürcher-Publikum interessieren dürften. Mit von der Partie ist diesmal auch David Boller («Tell») – erwartbarerweise mit einem sozialkritisch angehauchten Comic. (scd) «Strapazin» online »

Mit «(Re)Animatoren» und «Böses Blut» sind zwei weitere Bände laufender Cross-Cult-Serien herausgekommen. Im fünften «Hack/Slash»-Band (zirka 20 Euro/29 Franken) macht Carrie einem digitalen Dämonen den Garaus und findet auf tragische Weise durch die Machenschaften des irren Forschers Herbert Welt ihren Vater. (Inzwischen ist auch bereits Band 6 «Zeit zu lieben, Zeit zu slashen» erschienen.)  Derweil ziehen der Goon und sein Sidekick im sechsten «The Goon»-Band (zirka 20 Euro/29 Franken) wieder einmal gegen den Zombie-Priester ins Feld.

Garantiert nicht jugendfrei ist die dort als Bonus abgedruckte Story «Satan's Sodomy Baby», in der es um Analsex, unzüchtige Geistliche und Flammenwerfer-Penisse geht. Naja, diese «Skandal»-Episode hätte man sich meiner Meinung nach – im gleichen Jargon sprechend – sonstwo hinschieben können, denn allzu viel gibt sie wirklich nicht her. Fazit generell: Sowohl (und vor allem) «The Goon» und «Hack/Slash» sind an sich tolle Comics der neuen Generation, doch langsam ist – wenigstens bei mir – tatsächlich ein gewisser Sättigungseffekt erreicht... (scd)

Leseprobe «Hack/Slash» 5 » / Leseprobe «Goon» 6 »

«Verrat» (Cross Cult, zirka 22 Euro/32 Franken): Der Titel ist Programm im zweiten Band der Historien-Saga «Dietrich von Bern» von Peter Wiechmann und Rafael Méndez. Der Kaiser des Amalunngenreichs missgönnt dem Protagonisten Königswürde, Jugend und Ruhm und schmiedet einen hinterhältigen Plan. Für Historik-Fans. Inzwischen liegt auch der dritte und letzte «Dietrich»-Band «Rache» vor. (scd)

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Muminpapa will Leuchtturmwärter werden! Wiederum versammelt der dritte Sammelband von «Mumins – Die gesammelten Werke von Tove Jannson» (Reprodukt, zirka 24 Euro/37 Franken) wunderschön melancholische Geschichten um die liebenswerten nilpferdähnlichen Figuren. Eine wunderbare Edition – auch zum Verschenken! (scd) Leseprobe » / Ausführliche Besprechung des ersten Bandes »

Mit «Am Leben bleiben...» (Splitter, zirka 20 Euro/30 Franken) ist die zweite Hälfte von «Die Welt von Lucie» von Kris und Guillaume Martinez erschienen. Wer sich fürs Paranormale interessiert, ist mit der Miniserie, die mit einem stimmungsvollen Schluss aufwartet, sicher gut beraten. Positiv fällt erneut die durchdachte Kolorierung von Nadine Thomas und Kness auf, die sehr viel zur Atmosphäre beiträgt. (scd) Leseprobe » / Besprechung des ersten Bandes »

«Bilder bluten nicht» (Schreiber & Leser, zirka 19 Euro/29 Franken): Im zweiten «Nestor Burma»-Band greift Moynot zwar immer noch auf das Figurenarsenal von Tardi zurück, vermag der Adaption eines der Krimis von Léo Malet aber im Vergleich zum Erstling seinen eigenen grafischen Stempel auf. Die Umsetzung des Plots überzeugt wiederum – Empfehlung für Fans klassischer Franzosenkrimis! (scd) Leseprobe »

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