Sin-City-Verfilmung

Düsteres Comic-Epos

Nach dem Schwall von qualitativ höchst unterschiedlichen Superheldencomics-Verfilmungen kommt die Adaption des eigenwilligen Kultcomics von Frank Miller gerade recht.

Eins vorweg: Fielen die Gewaltszenen in «Sin City» der Zensur zum Opfer, hätte der Film vielleicht noch eine Spielzeit von gerade einer Viertelstunde. Trotzdem handelt es sich bei dieser Tour de Force keineswegs um einen der üblichen 08/15-Action-Knaller, von denen der Markt nie gesättigt zu werden scheint.

 

Dies hat zum einen sicherlich mit der innovativen Comicvorlage (ab 1991) zu tun, ein bislang dreizehn Bände umfassender Serie-Noire-Zyklus von lose miteinander gekoppelten Erzählsträngen, der zurzeit auf Deutsch neu aufgelegt wird (www.cross-cult.de). Ort der in hartem Schwarz-Weiss-Kontrast gehaltenen Erzählungen ist Basin City, ein Sumpf aus Verbrechen, Korruption und Prostitution. Eine kaputte, sinnentleerte Welt, bevölkert von kaputten, sinnsuchenden Charakteren.

 

Zum anderen ist da die filmische Umsetzung des Regie-Duos Robert Rodriguez/Frank Miller (plus Quentin Tarantino als «Gast») zu nennen, die gerade vom Ästhetischen her schlichtweg umwerfend und bislang einzigartig ist. Millers Comic ist mittels Digitaltechnik extrem vorlagengetreu Panel für Panel auf Zelluloid gebannt worden, was dem Ganzen einen unwiderstehlichen Touch verleiht. Das Tüpfelchen auf dem i bildet die All-Star-Besetzung u.a. bestehend aus Mickey Rourke und Bruce Willis, die einem mit ihren Off-Kommentaren zusätzlich in den Bann ziehen.

 

Abgehackte Frauenköpfe, als Trophäen an die Wand gehängt, und andere Grausamkeiten: Letztlich hinterlässt «Sin City» mit seiner surrealen Übersteigerung und ästhetischen Darstellung von Gewalt einen höchst ambivalenten, bitteren Nachgeschmack, der einem - zwischen Faszination und Kritik hin und her gerissen - die Entscheidung garantiert nicht vereinfacht, ob man sich auch die beiden für 2006/07 geplanten Sequele anschauen gehen soll.

 

Dave Schläpfer, im Juli 2005

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