Klein Report, 26. November 2011

Comic-Portal als Plattform für einheimische Künstler

Das Schweizer Comic-Portal «Comic-Check» will Abhilfe im Zusammenhang mit der Flut von Comic-Neuerscheinungen schaffen – und Fans dieses Genres einen Überblick bieten. 2009 lancierte Dave Schläpfer www.comic-check.ch, seine frühesten Artikel

datieren bis ins Jahr 2007 zurück.

 

Auf Comic-Check würden unter der Rubrik «Druckfrisch» einerseits laufend empfehlenswerte Novitäten aufgeschaltet, sagte der Gründer und Leiter von Comic-Check, Dave Schläpfer, am Freitag gegenüber dem Klein Report. «Andererseits nehmen wir besonders hochwertige Comics, Serien und Phänomene aus der Welt des grafischen Erzählens in längeren Beiträgen eingehender unter die Lupe – das in der Rubrik ‹Schwerpunkte›». Zudem gebe es sogenannte «Showrooms», in denen sich regionale Comic-Künstler mit Proben kostenlos vorstellen könnten.

 

Auf die Idee eines solchen Comic-Portals kam Schläpfer, weil er den einheimischen Comic-Künstlern die Möglichkeit geben wollte, sich und ihr Werk kostenlos online vorzustellen. Zudem, so sein Hauptargument für die Lancierung von Comic-Check, habe es gerade in der Schweiz kein vergleichbares Projekt gegeben. «Deshalb schien es angebracht, mein Comic-Wissen und dasjenige von Gleichgesinnten unentgeltlich öffentlich zur Verfügung zu stellen», sagte er gegenüber dem Klein Report. Auf diese Weise soll einheimischen Comic-Künstlern die Möglichkeit gegeben werden, sich und ihr Werk ebenfalls gratis online vorzustellen.

 

Die Frage, welche Zielgruppe das Internetportal anpeile, beantwortet er äusserst offen. Bis noch vor wenigen Jahrzehnten sei die Meinung weit verbreitet gewesen, dass sich das Medium Comic zur Darstellung nur ganz bestimmter Inhalte - etwa Cowboy-Storys – eigne und lediglich eine ganz bestimmte Zielgruppe wie zum Beispiel Jugendliche anspreche. «Diese Annahme hat sich als Irrtum herausgestellt; es existieren faktisch keine Grenzen, die dem Comic gesteckt wären», sagte er bestimmt. Entsprechend gebe es, was die anvisierten User von Comic-Check anbelange, keine Einschränkungen: «Alle Comic-Interessierten sind gleichermassen angesprochen und willkommen», so Schläpfer.

 

Schläpfer selber kam durch seinen Patenonkel in die Comic-Szene. «Triebfeder für meine eigene Comic-Begeisterung war sicherlich mein Patenonkel», so Schläpfer. Er habe sich vor allem in den 1970er- und 1980er-Jahren in Deutschland als Comiczeichner von Funnys zu behaupten versucht. «Mit dem Lesen und Sammeln wuchs bei mir schliesslich immer mehr die Lust, darüber einordnend und wertend zu schreiben.» Ob auch der Comic-Kritiker zur Comic-Szene gehöre - darüber lasse sich wohl, wie in Literatur und Kunst generell, streiten. Jedenfalls gehe es ihm nicht darum, möglichst viele «Verrisse» zu produzieren. «Vielmehr soll den Usern aus fairer Warte Hilfestellung im Dschungel an Neuveröffentlichungen gegeben werden, die wohlgemerkt auch vor stellenweise harten Worten nicht zurückschreckt.»

 

Neben seinem Comic-Portal ist Schläpfer Redaktor im Regionalteil der «Neuen Luzerner Zeitung»; er hat an der Universität Zürich Germanistik, Publizistik sowie Geschichte der Neuzeit studiert.

 

Pro Monat verzeichnet Comic-Check laut Schläpfer gegen 2000 Besucher und 4000 Seitenzugriffe, «ohne dass wir grosse Anstrengungen in der Bewerbung unternehmen würden». Und: Die Tendenz sei kontinuierlich steigend. Zur Anzahl Seitenzugriffe bleibe zu sagen, dass der User auf Comic-Check bereits für einen Klick sehr viel erhalte. Aus der Liste der Newsletter-Empfänger lasse sich ersehen, dass das Comic-Portal mehrere namhafte Bibliotheken und Kulturdepartemente aus der ganzen Schweiz auf dem Verteiler habe.

 

Die Kernredaktion von Comic-Check besteht aus Sasa Rasic und Dave Schläpfer. Daneben gebe es noch einen erweiterten Kreis aus momentan drei freien Mitarbeitern. Weitere verlässliche und profunde Schreiber seien im ehrenamtlich arbeitenden Team mit Basis in Luzern und der Zentralschweiz gerne willkommen.

 

Damit er selber den Überblick behalte, informiere er sich ständig über die verschiedenen Verlagshomepages und Newsletter sowie durch regelmässige Besuche im von zwei Idealisten betriebenen Shop Co-Mix Remix in Luzern. Immer wieder äusserst hilfreich sei ebenfalls die Website www.comicguide.de. Über die Schweizer Comic-Szene sagte Schläpfer: «Ob Inhalt oder Form: Die Diversität des Schweizer Schaffens, so begrenzt und wenig institutionalisiert dieses im Vergleich zum französisch- und englischsprachigen Bereich auch sein mag, ist faszinierend gross.» Dies zeige sich bei der Lektüre von «Strapazin» (der Klein Report berichtete darüber) und anderen Comic-Magazinen wie etwa «Blutt» immer wieder aufs Neue.

 

Die Nähe zum Hochschulbereich scheine zumindest in Luzern recht gross – was ja auch keineswegs schlecht sein müsse. «Manchmal glaube ich vor diesem Hintergrund jedoch, eine gewisse Furcht vor dem Populären, Massentauglichen ausmachen zu können.» Deshalb verneige er sich nach wie vor vor David Boller, der mit seiner Neuinterpretation des Tell-Stoffs, der zwar nicht in allen Punkten gelungen sei, als einer der wenigen Schweizer Comic-Künstler doch relativ erfolgreich ins Superhelden-Genre vorgedrungen sei.

 

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