DMZ 4: Friendly Fire

Bagdad liegt am Hudson River

Er wird als der «204. Tag» im kulturellen Gedächtnis verankert bleiben: Der Tag in einer nahen Zukunft, an dem 204 Friedensdemonstranten in Manhattan von Militärs niedergemäht wurden – in einem schmutzigen Bürgerkrieg zwischen den Vereinigten und den Freien Staaten von Amerika, der keinen Namen hat. Und Matty Roth ist mittendrin – ein blutjunger Journalist, der eigentlich nur ein Praktikum absolvieren wollte und schliesslich unfreiwillig in der «Demilitarisierten Zone» (kurz: DMZ) gelandet ist. Im Auftrag des (allzu) mächtigen Senders «Liberty News» liegt es nun an Matty, die ganze Wahrheit über das Massaker herauszufinden. Viel Zeit bleibt ihm nicht, da bereits das Militärtribunal läuft. Wie bereits schon so häufig zuvor, muss Matty schon sehr bald feststellen, dass es mehrere Wahrheiten gibt und kaum die Chance besteht, das Geschehene adäquat journalistisch zu rekonstruieren, geschweige denn nach gewohnt aufdeckerischer Machart aufzuarbeiten, da ein zweidimensionales Kategorienraster einfach nicht genügt, um die überkomplexe Situation in Worte zu fassen. Selbst wenn, was würde das schon nützen in Anbetracht dessen, dass selbst die Friedfertigen nicht umhin kommen und Blut lecken, sofern sich eine Gelegenheit dazu bietet, wie sich am erschütternden Schluss zeigt?

 

Nach dem an sich formidablen dritten «DMZ»-Band «Ganz unten», in dem sich Matty einer Reportage wegen in eine Terrorzelle eingeschleust und mit viel Glück mit heiler Haut davongekommtt, stellte sich wie bei vielen fortlaufenden Comicserien unweigerlich die Frage, inwiefern sich die Serie noch weiterentwickeln kann: Denn das zwar innovative Szenario eines amerikanischen Bürgerkriegs – die externe Gefahr wird internalisiert – mit Fokussierung auf die Pufferzone in Manhattan lässt keine grossen Richtungswechsel in der Story zu. Der vierte Band «Friendly Fire» (Panini, zirka 27 Franken) und bisherige Höhepunkt gibt nun die Antwort darauf und zeigt eindrücklich auf, dass Autor Brian Wood noch sehr viel zu erzählen hat und durchaus auch Wechsel in der Form möglich sind. An der auch für sich allein gelesen werden könnenden Parabel wird bislang am ungeschöntesten und eindringlichsten aufgezeigt, dass es in Kriegen keine Sieger, sondern nur Verlierer gibt und wie komplex und schwierig sich der Friedensprozess gestaltet, wenn die Fronten erst einmal verhärtet sind. Des Weiteren handelt es sich um eine intelligente Auseinandersetzung über das Thema der Schuld und der Verantwortung des einzelnen Soldaten und natürlich auch um eine Reflexion über Macht und Interessensverquerungen von Politik und Wirtschaft. Nicht zuletzt – die Figur des Spider Jerusalem aus der ebenfalls sehr zu empfehlenden Serie «Transmetropolitan» von Warren Ellis schimmert diesbezüglich durch – geht es auch um die Möglichkeiten und Limitierungen der Kriegsberichterstattung und um die in Zeiten der Krise bedrohte Pressefreiheit. Mit dem Unterschied, dass die «DMZ» ungleich schmutziger und realer daherkommt als das überdrehte «Transmetropolitan»-Cyberpunk-Szenario. Das einzige, was man am Heft bemängeln könnte, ist der plötzliche Turnaround im Artwork ins Stilisierte – was sich jedoch wieder in eitel Wohlgefallen auflöst, als der gewohnte Zeichner Riccardo Burchielli gegen Ende das Szepter wieder alleinig in die Hand nimmt. (scd)

 

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Der spazierende Mann

Weiser Gang durch den Alltag

Eben erst hat ein Mann mittleren Alters zusammen mit seiner Frau sein Heim in der Vorstadt bezogen, als er spazierend seine neue Wohngegend kennenlernt. Diesem Spaziergänger gelingt es, in 18 verschiedenen Episoden den Alltagsstress abzustreifen und sich Zeit für die kleinen Dinge zu nehmen. «Der spazierende Mann» (Carlsen, zirka 22 Franken) erzählt von den kleinen Dingen und unscheinbaren Erlebnissen, von tanzenden Schneeflocken, bellenden Hunden, nassen Strassen, Sternennächten, einer zerbrochenen Brille, einem verlorenen Lippenstift... und von langen, langen Spaziergängen. Die Favoriten unter den Episoden: «In der Stadt», «Auf dem Baum», «Verschwommene Landschaft», «Unter dem Kirschbaum», «Verlorenes Objekt».

 

Mangaka Jiro Taniguchi ist in Europa längst kein Geheimtipp mehr. Seinen «Spaziergänger» hat er mit äusserst wenig Sprechblasen und unspektakulär, ohne Action angelegt. Trotz weniger Worte: Wers schnell durchgeblättert hat, ist selber schuld. Denn gerade die Stille, Ruhe ist es, die diese rund 170 Seiten zu einem beispielstarken Einstieg für Manga-Debütanten machen. Auf den letzten Seiten angekommen, wünscht man sich beinahe, den Verfasser oder aber seinen sympathischen Protagonisten kennenzulernen. Weise scheinen sie beide zu sein.

 

Auf Ende September bei Carlsen übrigens angekündigt ist «Die kaukasische Ulme», eine Sammlung von acht Kurzgeschichten. In diesen visualisert Taniguchi Erzählungen des japanischen Autors Ryuichiro Utsumi, in denen es darum geht, wie Kinder und Erwachsene in ganz unterschiedlichen Lebenssituationen mit schwierigen Herausforderungen im Leben

umgehen. (Tu-Ri)

 

Besprechung von «Bis in den Himmel»«Träume vom Glück»«Vertraute Fremde», «Die Sicht der Dinge», Kritiken der bei Schreiber&Leser erschienen Taniguchi-Bände »

XIII – Die Verschwörung

Weichgespülter Amnesie-Thriller

Vor einigen Monaten habe ich in einer Besprechung konstatiert, dass die formidable und nun endlich abgeschlossene Thriller-Serie «XIII» seltsamerweise ihren Weg noch nicht auf die grosse Leinwand gefunden habe. Dies hat sich nun als fataler Irrtum herausgestellt – unlängst ist der gleichnamige, mit dem Zusatz «Die Verschwörung» versehene TV-Zweiteiler, eine französisch-kanadische Koproduktion, auf Deutsch auf DVD erschienen (Eurovideo, zirka 33 Franken). Auf der Coverrückseite wird das gut dreistündige Werk mit den Filmen der «Bourne»-Trilogie verglichen – und darin zeichnet sich im Prinzip schon die ganze Misere ab: Denn die im französischen Original von 1984-2007 in 19 Bänden erschienene Comicvorlage von Jean van Hamme und William Vance bedarf keiner Referenzen, da diese mehr als genug Eigenständigkeit besitzt, um als Original zu gelten.

 

Dies gilt leider nur sehr bedingt für die Verfilmung, die zwar mit Stars wie Stephen Dorff (der «Blade»-Bösewicht) und Val Kilmer («Heat»), einer etwa an «Traffic» gemahnenden Filter-Ästhetik und «24»-Schnitt-Action durchaus zu glänzen vermag, insgesamt leider aber recht lau und routiniert geraten ist. Das hat zum einen sicher mit der Länge zu tun – der Spannungsbogen kann nicht über die ganze Zeit hinweg aufrechterhalten werden. Eine zusätzliche Komprimierung zu einem 110-minütigen Kinofilm hätte hier womöglich wahre Wunder bewirken können – zumal die Produktion vom Stil her einen teuren, durchaus leinwandreifen Eindruck macht. Zum anderen ist die Dramaturgie nicht optimal gelungen, da man als Zuschauer zahlreiche Facts schon lange vor den agierenden Figuren weiss oder zumindest erahnen kann. Auch über die Balance zwischen den – vom Handwerk her durchaus gelungenen – Action-, sentimentalen Szenen (das leidige «Ich kann mich an nichts mehr erinnern…») und den immer wieder zum Zug kommenden, gleichen Flashbacks kann man sich streiten.

 

Als Kenner der Vorlage sticht natürlich sofort ins Auge, dass die Adaption nur sehr lose und komplexitätsreduziert auf der Vorlage fusst und sich die Erzählzeit unmittelbar auf einige Tage oder Wochen nach der Ermordung der Präsidentin (der Afroamerikaner als Typus hat ausgedient, nachdem die Fiktion zur Realität geworden ist) fokussiert. (In diesem Zusammenhang hätte sich als Feature ein Vergleich Comic/Film beinahe zwingend aufgedrängt, doch die DVD kommt leider gänzlich bonuslos daher.) Natürlich sind Abstriche und Modifikationen bei jedem Medienwechsel legitim und zum Teil auch zwingend – zumal nach einem recht abrupten Cliffhanger-Schluss schlagartig klar wird, dass scheinbar die Geschichte gar noch nicht zu Ende ist und zumindest weitere Teile der «XIII»-TV-Serie in Aussicht gestellt werden. Im Internet lassen sich jedoch keine Hinweise auf eine geplante dritte Episode finden – bleibt bloss zu hoffen, dass diesem Vorhaben die Rezession keinen Dolch in den Rücken getrieben hat… (scd)

Auf der Suche nach Peter Pan

Minutiös recherchiert – kunstvoll in Szene gesetzt

Ein altes Holzkreuz: Das ist das einzige, was von Melvin Woodworths älterem Bruder übrig geblieben ist. Ende der 1920er-Jahre begibt sich der englische Schriftsteller unter dem Vorwand, einen neuen Roman zu schreiben, ins Wallis, will aber insgeheim seinen Bruder suchen, der zuletzt im Dorf Ardolaz gesehen wurde. Als dieses wegen eines drohenden Gletschersturzes evakuiert wird, entscheidet Woodworth zu bleiben.

 

In der Neuauflage von «Auf der Suche nach Peter Pan» (Cross Cult, zirka 45 Franken) erscheinen die ursprünglich zwei Bände von 1984/85 als Gesamtausgabe. In starken, erdigen Farben erzählt Cosey vom Schicksal des Bergdorfs Ardolaz. Bereits nach den ersten Seiten ist klar, weshalb der Comic geradezu mit Lorbeeren überhäuft worden ist: Cosey versteht es meisterhaft, die erzählerischen Möglichkeiten des Mediums Comic auszuschöpfen, auch indem er seitenweise komplett auf Text verzichtet. Kurzerhand löst Cosey Panellinien auf und lässt die Bilder zu einer Art Collage werden oder bettet einzelne Zeichnungen in den weissen Hintergrund ein. Sogar das Experiment, eine in der Geschichte gespielte Klavier-Melodie mit assoziativen Bildern darzustellen und so die Musik durch Bilder zu ersetzen, gelingt auf beeindruckende Weise. (ras)

 

Zur gesamten Besprechung und zum ausführlichen Interview mit Cosey »

Batman: Joker

Metzeln bis die Fledermaus kommt

Der Joker wird aus der Irrenanstalt entlassen – und verfolgt nur ein Ziel: Gotham City wieder in seine Gewalt zu bringen. Skrupellos und mit aller Brutalität, die dazu eben notwendig ist. Mehr zufällig erlangt der Kleinganove Jonny Frost die Gunst des wahnsinnigen Clowns und dringt an dessen Seite in immer tiefere Kreise der Hölle vor. Wenn man den Joker kennt, ist es absehbar, dass diese Allianz einfach nicht von Dauer sein kann.

 

Brian Azzarello («100 Bullets») hat mit «Batman: Joker» (Panini, zirka 30 Franken) ein faszinierend-abstossendes neues Kapitel um den Batman-Antipoden geschrieben. In diesem wird der Mitternachtsdetektiv lediglich eine Nebenrolle als Beender des unvergleichlichen Blutrausches am Schluss zugedacht. Als Erfolgsfaktor erweist sich die grosse Gewichtung der Erzählstimme Frosts aus dem Off, der zwischen Bewunderung und Verabscheuung des genial-wahnwitzigen Verbrechers hin und her driftet. Man kommt nicht umhin, Lee Bermejos Artwork als superb zu bezeichnen, obwohl der ständige Wechsel zwischen realistischem und beinahe fotorealisistischem Stil zuweilen doch etwas irritiert. Ebenso wie der Umstand, dass die hässliche Fratze des Jokers deckungsgleich ist mit derjenigen der von Heath Ledger verkörperten selben Figur im Kinofilm «The Dark Knight». (scd)

Tim & Struppi Farbfaksimile 4 & 5

Tim zieht es in den Fernen Osten

Mit «Der blaue Lotus» (1934/35) und «Der Arumbaya-Fetisch» (1935-37) liegen nun zwei weitere Veröffentlichungen der «Tim & Struppi Farbfaksimile»-Reihe vor (Carlsen, je zirka 33 Franken). Hergé war es bei «Der blaue Lotus» zentral, ein authentisches Bild von China zu zeigen, was zu einer starken politischen Färbung des Albums geführt hat. Nicht wenige Kenner betrachten das Werk in punkto Grafik und Komposition als einen der Höhepunkte im Schaffen Hergés.

 

Inhaltlich eine Kehrtwende und Rückkehr zum Abenteuer stellt der Folgeband «Der Arumbaya-Fetisch» dar, der in den fiktiven südamerikanischen Staaten San Theodoros und Nuevo Rico spielt. (scd)

 

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Spirou & Fantasio 48

Des Öfteren kehren sie wieder

Nach so vielen Jahren ist er also zurückgekehrt: Der Zyklotrop, ehemaliger Intimfeid von Spirou und Fantasio – doch diesmal gelangt der mad scientist an das von Franquin über 17 reguläre Alben entwickelte Freundeduo. Eine Bitte, welche die beiden abenteuerlustigen Gutmenschen einfach nicht abschlagen können – schliesslich geht es um Leben oder Tod –, und die sie zurück in die Vergangenheit führt.

 

«Zu den Ursprüngen des Z» (Carlsen, zirka 17 Franken) von Jean David Morvan und José Munuera erweist sich als postmodernes Werk, wie es im Buche steht: So kommt es im Zuge der Zeitreise zur Neuinszenierung verschiedener Schlüsselszenen vergangener Alben wie etwa «Chamignons für den Diktator», «Der doppelte Fantasio» oder «Goldminen & Gorillas», wobei bei letzterem aus rechtlichen Gründen leider auf ein Wiedersehen mit dem Marsupilami verzichtet werden musste. Ein schöner Kniff, der das ganze Klientel-Spektrum abdeckt, Traditionalisten in alten Erinnerungen schwelgen lässt und Neueinsteiger zum Lesen der Backlist animiert. Der Spagat gelingt und wie bereits bei «Flut über Paris» darf man die Modernisierung der klassischen Serie – was Stil, Tempo und Story anbelangt –, bei aller Skepsis durchaus als gelungen bezeichnen.

 

Für den Februar 2010 ist übrigens der 49. Band der Reihe – nun getextet von Fabien Vehlmann und illustriert von Yoann – angekündigt. Das Team hat bereits den Sonderband «Die steinernen Riesen» realisiert. (scd)

 

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Preacher 5: Stadt der Verdammten

Blutgericht in New Orleans

Reverend Custer ist im fünften «Preacher»-Sammelband der wiederveröffentlichten Serie in der «Stadt der Verdammten» (Panini, zirka 50 Franken) angekommen. Um mit Genesis Kontakt aufzunehmen und über das Engel-Dämon-Wesen zu Gott zu gelangen, lässt er sich auf eine Voodoo-Seance auf einem Friedhof ein. Hier kommt es zum Showdown gegen einen blutrünstigen Kult von Möchtegern-Vampiren, die noch eine alte Rechnung mit Cassidy offen haben.

 

Höhepunkte des Bandes: Ein singendes Arschgesicht und abgetrennter, sprechender Vampirkopf. Erwähnenswert ist noch der vorangestellte One-Shot «Cassidy: Blut & Whisky», der den Zusammenhang zur «Enfants du Sang»-Storyline herstellt. Kult! (scd)

 

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Spider-Man 60

Die Comicindustrie geht Klinkenputzen

«Spidey trifft Barack Obama» heisst es vollmundig auf dem Cover, das den amerikanischen Präsidenten in altbewährter «Yes we can»-Pose zeigt, im Hintergrund einen kopfüber hängenden Spinnenmann mit einem flapsigen Spruch auf den Lippen (Panini, zirka 6 Franken). Das lässt einiges erwarten – und in Anbetracht der schwarzen 9/11-Ausgabe auch befürchten. Diese war, zumindest für den hiesigen Leser, an Pathos kaum zu überbieten und mit seiner Zelebration des «Gemeinsam sind wir stark»-Mantras am Rande des erträglichen, handwerklich aber eigentlich wirklich gut gemacht.

 

Dagegen hat die aktuelle, gerade einmal fünf (!) läppische Seiten zählende und brutal spannungsarme Geschichte von Zab Wells, die dem normalen Fortgang der laufenden Story der Serie vorangestellt ist, keinen Stich. Darin versucht der Bösewicht «Chamäleon» als Obama-Doppelgänger – wie originell! – den Präsidenteneid zu leisten, dargeboten in wirklich nicht gerade berauschender Grafik. Ein storytechnischer Vorwand, nur damit dieser alsbald schon von Spidey mit einer Tausendschlau-Fangfrage übertölpelt und einem Faustschlag KO geschlagen und dingfest gemacht werden kann. An Affirmativität kaum zu überbietender Schlusskommentar Spider-Mans: «Washington ist in fähigen Händen» – gerade so, als ob Obama mit der Wiedereinführung des Comic Codes gedroht hätte, wenn ihm von Marvel nicht der entsprechende Obulus geleistet würde... (scd)

Project Superpowers 1

Kameraden aus der Mottenkiste

Green Lama, The Black Terror, Dynamic Man: Alex Ross und Jim Krueger haben in «Project Superpowers» (Panini, zirka 30 Franken) zahlreiche längst vergessene Superhelden aus dem Goldenen Zeitalter des Comics (Ende der 1930er- bis Ende zum Ende der 1940er-Jahre) wiederbelebt. Durch den Diebstahl der Büchse der Pandora von den Nazis soll das Böse endgültig aus der Welt geschaffen werden. Doch bald muss Fighting Yank merken, dass dazu auch eigene Opfer nötig sind, da sich durch ein früheres Öffnen der Büchse quasi als Fleisch gewordene Hoffnung die Riege der Superhelden materialisiert hat.

 

Was im Grunde verheissungsvoll beginnt, entpuppt sich leider rasch als für Ross so typische Armageddon-Mär, der finalen Schlacht einer alten gegen eine neue Weltordnung – ganz nach dem Vorbild der Autoren, mit denen er bis anhin zusammengearbeitet hat, nur halt um einiges weniger gut als etwa das mit Mark Waid realisierte «Kingdom Come». Damit soll nicht geleugnet werd, dass der Band durchaus auch seine interessanten Momente hat, zum eher schalen Eindruck trägt auch das leider nicht durchgängig überzeugende Artwork bei, das wie eine nicht ganz geglückte Kopie von Ross' eindrücklichem Gemäldestil anmutet (nur die Covers wurden – wie etwa auch bei «Astro City» – von Ross realisiert). Zudem wurde für Anhänger einer widerständigen Lesart die vielleicht penetranteste Superheldenfigur aller Zeiten geschaffen: «The American Spirit» – quasi eine als Gewissen Amerikas fungierende Flagge Amerikas. Letztlich fragt sich auch, ob es nicht viel besser gewesen wäre, das in zwei Bänden erscheinende Werk von vornherein in einem Sammelband herauzugeben. (scd)

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