Gift

Den Fall des «Engels von Bremen» neu aufgerollt

Bremen 1831: Eine junge, ungenannt bleibende Schriftstellerin trifft aus London in der Hansestadt ein. Während ihres wenige Tage dauernden Aufenthaltes soll sie eine touristische Beschreibung im Auftrag des renommierten Brockhaus-Verlags verfassen. Der Zeitpunkt hätte nicht ungünstiger gewählt sein können: Dieser Tage steht nämlich die öffentliche Hinrichtung von Gesche Margarethe Gottfried an. Innert 14 Jahren soll die 43-Jährige fünfzehn Leute durch Gift in den Tod geschickt haben – darunter auch Menschen aus ihrem engsten familiären Umfeld. Weil jedermann seine ganz klare, unverrückbare Meinung zum Fall hat, kommt die Befürchtung auf, das fremde «Frauenzimmer» recherchiere heimlich über den Aufsehen erregenden Prozess und bringe damit die Stadt als solche in Verruf. Immer grösseren Anfeindungen – eine Mischung aus Misogynie und Xenophobie – ausgesetzt, beginnt sich das Schicksal der Autorin je länger je mehr auf unheilvolle Weise mit demjenigen der Gesche Gottfried zu verbinden. Zu einer Zuspitzung kommt es, als sie es wagt, offen gegenüber Autoritäten an der Schuldfähigkeit der Verurteilten zu zweifeln und mit der vorherrschenden Meinung bricht, dass es sich dabei einfach nur um eine durch und durch böse Frau handelt.

 

Peer Meter ist mit «Gift» (Reprodukt, zirka 34 Franken) – ausgehend von einer historisch authentischen Begebenheit – ein wichtiger Comic gelungen, der sich im Gedächtnis der Leserschaft hartnäckig festsetzt. Vermittelt über eine Rahmenhandlung, die 50 Jahre nach der Exekution auf dem Bremer Domshof vor 35'000 Schaulustigen spielt, vermengt der 54-jährige Bremer, der Erfahrung mit der Aufbereitung von Kriminalstoffen hat («Haarmann»), auf äusserst geschickte Weise Fakten und Fiktion. Barbara Yelin trägt auf grafischer Ebene mit ihren unspektakulären und dabei doch sehr detaillierten und stimmigen Kohlezeichnungen zum guten Eindruck bei. Durch die sehr berechtigten und für die Autoritäten unangenehmen Fragen der Protagonistin werden am Beispiel des «Engels von Bremen» zum einen der Starrsinn einer Epoche und die durch Vorurteile eingeschränkte Sicht ihrer Zeitgenossen zum Thema gemacht und zum anderen universelle Fragen über Schuld, Gerechtigkeit und Bestrafung aufgeworfen. Eine sehr bereichernde Lektüre, die Lust macht, mehr über den historischen Fall zu erfahren – Peer Meter hat zeitgleich zur Publikation des Comics auch noch das Sachbuch «Gesche Gottfried» veröffentlicht – und sich auch Rainer Werner Fassbinders vom Titel her sprichwörtlich gewordenen Film «Bremer Freiheit» aus dem Jahr 1972 zu Gemüte zu führen. (scd)

 

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Kick-Ass 1 / Wanted

From Zero to Hero – mit ein paar Problemchen

Dave Rizewski ist ein unauffälliger Teenager. «Nicht gerade ein Strebertyp, aber auch nicht der Klassenidiot», wie er es in eigene Worte fasst. Mit Superheldencomics sozialisiert, ist es für Dave nahe liegend, irgendwann selber zur Maske zu greifen. «Niemand musste die Eltern erschiessen. Es brauchte nur die perfekte Kombination aus Einsamkeit und Verzweiflung.» Doch sein erster Versuch, als Kick-Ass im bei Ebay ersteigerten Neoprenanzug in den Strassen seines Quartiers im Schmelztiegel New York für Recht und Ordnung  zu sorgen, geht krass schief und kostet ihn beinahe das junge Leben. Doch bald wird Kick-Ass zur Ikone – durch die millionenfache Verbreitung der auf Youtube hochgeladenen Handyfilme seiner Taten. Da trifft er der Halbwüchsige ein richtiges Superhelden-Duo, das eine härtere Gangart bevorzugt und mit der Dezimierung seiner Handlanger einem Gangsterboss empfindlich auf den Schlips steht. Damit bahnt sich auch für Dave das Schlamassel an.

 

«Kick-Ass» (Panini, zirka 22 Franken) – zurzeit als Filmadaption im Kino zu sehen – ist ein Meisterstück. Wiederum knüpft Mark Millar («Marvel 1985», «Old Man Logan», «Civil War» und «Wanted»; siehe unten) an bekannte Erzählmuster aus dem Superhelden-Kosmos an und krempelt die Regeln gehörig um. Es stellt sich höchstens die Frage, ob der Auftritt der beiden «echten» Vigilanten diesem kreativ-progressiven Ansatz nicht zuwiderläuft. Was das Formale anbelangt, muss man darüber nicht allzu viele Worte verlieren. Der Strich von Zeichnerlegende John Romita jr. ist – natürlich – superb.

 

Der zweite und abschliessende «Kick-Ass»-Band erscheint Ende Mai. Es ist diesbezüglich bedauerlich, dass es nicht möglich oder aber vom Verleger unerwünscht war (denn von den Seitenzahlen her bietet es sich sehr an), die ganze Story, deren letztes Kapitel in den Staaten im vergangenen Februar erschien, in einem einzigen Sammelband zu fassen. (scd)

 

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Der Hypochonder Wesley Gibson hat einen miesen Bürojob, seine Freundin betrügt ihn mit seinem besten Kumpel, er wird von seiner Chefin verachtet und von den harten Jungs seiner Strasse belästigt und verprügelt. Seine Existenz ist so jämmerlich, dass er jeglichen Mitleids unwürdig ist. Wesley Gibsons Leben wird auf den Kopf gestellt, als er erfährt, dass er der Sohn von «Killer» ist, einem Mitglied der Bruderschaft der Superschurken. Killer wurde von Unbekannten ermordet. Mit Hilfe der Ex-Geliebten seines Vaters tritt Wesley sein Erbe an und geniesst das neue Leben als Superschurke in vollen Zügen.

 

Mit seinem ebenfalls verfilmten Werk «Wanted» (Panini, zirka 30 Franken) schlägt uns Mark Miller die Faust ins Gesicht. Nicht etwa weil wir es verdient hätten, sondern weil er genüsslich zusehen will, wie wir benommen die uns vertraute Wirklichkeit in Frage stellen. «Wanted» ist sowohl eine gelungene Parodie auf die Welt der fliegenden Umhangträger als auch eine kritische Betrachtung der Grundidee dieses Genres. Es handelt sich um eine Antithese zu Peter Parkers Werdegang zu Spider-Man. Was passiert, wenn Normalsterbliche mit all ihren Problemen die Seite wechseln können und ihnen die Welt plötzlich zu Füssen liegt? Werde sie wirklich zum Guten Gewissen der Gesellschaft – zu Beschützern von Witwen und Waisen? Die rasante Erzählweise von Miller wird von C. G. Jones grafisch passend umgesetzt. Er erfindet dabei das Rad nicht neu. Seine Arbeit ist solid, auch wenn hin und wieder die Figuren und dynamischen Szenen etwas flach wirken. Für alle, die in der Welt der Superhelden bewandert sind, ist «Wanted» Pflichtstoff. Eine unanständige Portion Blut, Gewalt und schwarzen Humor sollte man aber vertragen. (ls)

 

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Faust

Goethes Klassiker remixed

Die Zahl derjenigen zarten jugendlichen Seelchen, die durch die Zwangslektüre so genannter Kanonliteratur – allen voran «Faust», knapp vor dem «Werther» – über die Schülergenerationen hinweg irreparable Schädigungen davongetragen haben, darf keinesfalls als zu gering eingeschätzt werden. Geblieben ist das Gefühl leichten oder stärkeren Brechreizes bei Sichtung des charakterisitischen Reclam-Gelbs sowie der Schwur, niemals je wieder ein Buch oder zumindest ein Erzeugnis mit dem Prädikat «hohe Literatur» in die Hand zu nehmen. Und allzu drakonisch hat man sich letztlich gottlob ja meistens doch nicht daran gehalten und das eine oder andere Juwel in Eigenregie zu entdecken begonnen, vielleicht gar eine Re-Lektüre der einst verhassten Pennäler-Werke ins Auge gefasst oder gar vorgenommen und ist dabei erwartbarerweise ja auch zu gewissen Einsichten und Neueinschätzungen gekommen. Doch eine gewisse Rest-Aversion hat sich trotz alledem hartnäckig in den Gehirnwindungen der meisten gehalten.

 

Dies alles mag zwar arg polemisch klingen, doch eine gewisse diesbezügliche Befindlichkeit dürfte auch heutuztage (noch) nicht von der Hand gewiesen werden können – aufgeschlossenere Pädagogen und «zeitgemässere» Lehrpläne hin oder her. Und da kommt nun ein Berliner mit dem wohlklingenden nom de plume Flix daher und schickt sich an, in der renommieren «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» mit einem «Faust»-Comic den wohldosierten Aufstand zu proben. «Der Tragödie erster Teil» (Carlsen, zirka 28 Franken) ist nun in gesammelter Form erschienen, vom einflussreichen Patron Andreas Platthaus in den höchsten Himmel gelobt als Synthese des «Wahren, Schönen und Guten». Was ist vom neuesten Streich des 1976 geborenen Max&Moritz-Preisträgers («Held») zu halten? Zunächst: Eine Revolution wird mit dem in Graustufen im Funnystil ausgeführten Band definitiv nicht losgebrochen, Bricolage und Remix sind Teil des heutigen Zeitgefüges. Und bei allen Änderungen widerständig ist das Erzeugnis auch nicht geworden – eher eine Komödie. Und Spass macht die Neufassung tatsächlich, alle Bedenken zum Trotz: Mit Faust als ewigem Studenten und Taxifahrer in Berlin, Wagner als Rollstuhlfahrer mit «Migrationshintergrund» und Gretchen als Muslima, die von ihrer Sippe an der kurzen Leine gehalten wird. Dies alles vor dem Hintergrund des nur zu entlarvend-kindischen Duells zwischen dem Gottvater und seinem gar nicht so unähnlichen Anitpoden – was für beide Seiten keineswegs als Kompliment aufzufassen ist. (scd)

 

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Maria und ich

Papi hat sein grosses Mädchen sehr sehr lieb

Miguel Gallardo schickt sein in äusserst reduziertem Strich gehaltenes Alter Ego von dessen Wohnort Barcelona auf die Kanarischen Inseln, wo seine (von ihm getrennte?) Frau mit der gemeinsamen Tochter Maria lebt. Dort lässt der 1955 Geborenen diesen mit der 12-Jährigen in einem typischen Touristenresort Urlaub machen. Maria wird folgendermassen eingeführt: «Sie hat ein ansteckendes Lächeln, einen besonderen Humor und Autismus.» Nun gut: Maria mag irgendwie anders sein. Aber ist das nicht jeder von uns? «I'm unique just like everybody else» heisst es treffend auf einem roten T-Shirt, das der Vater seine Tochter schenkt. Denn Maria ist vor allem eines, wie sich bald zeigt: ein liebenswürdiges Wesen.

 

«Maria und ich» (Reprodukt, zirka 26 Franken) ist ein sehr sympathischer, wertvoller Comic, über den man nichts Kritisches sagen kann und den man einfach mögen muss. In erster Linie handelt es sich um eine in der Form einer Bildergeschichte öffentlich gemachte Liebeserklärung eines Vaters an seine handicapierte Tochter. Das mit den Farben schwarz und rot auskommende Buch zeigt auf, dass das Zusammenleben mit Behinderten gewiss nicht immer einfach ist, aber fokussiert auf die lustvollen Seiten. Durch die Absenz des sonst oftmals bei dieser Thematik machtvoll im Vordergrund stehenden Problem-Ansatzes wird offenkundig, dass es sich um Menschen wie du und ich handelt: mit Charakter und Launen, Bedürfnissen und Problemen – und ganz viel Liebe, die sie einem zu geben bereit sind, sofern man bereits ist, sich auf sie einzulassen. Um zu dieser Einsicht zu gelangen, hätte es übrigens auch das Nachwort einer Expertin gar nicht gebraucht. (scd)

 

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Der Papierene 1

Kicker unter dem Hakenkreuz

Was «Ferdy National» Kübler für uns Schweizer ist, ist Matthias Sindelar für Österreicher. Der Papierene, wie Fans und Gegner ihn wegen seiner hageren Figur und technischen Spielweise riefen, führte Austria Wien und die österreichische Nationalmannschaft an die Spitze des europäischen Fussballs der Zwischenkriegsjahre. Er ist offiziell Österreichs «Sportler des Jahrhunderts». Autor und Zeichner Sascha Dreier erzählt in seiner Biografie vom Aufstieg des Ausnahmekönners, der sich vom Hinterhoffussballer im Armenviertel zum Medienstar und Volkshelden kickt. Die Karriere Sindelars ist zeitlich untrennbar mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus verbunden. Über dem Fussballzirkus und der Wiener Gesellschaft in den Kaffeehäusern der Stadt hängen die dunklen Wolken des Faschismus, welche Sindelars Leben als Fussballer und Privatmann in Frage stellen.

 

Band 1 von «Der Papierene» (Ueberreuter, zirka 35 Franken) beschreibt die Ereignisse von 1903 bis 1933, dem Höhepunkt Matthias Sindelars Karriere kurz vor dem Anschluss Österreichs an Nazideutschland. Der Comic in schwarz-weiss überzeugt durch die dynamische Darstellung der Fussballspiele und verrauchten Kaffeehäuser. Doch Dreiers Biografie will und muss mehr sein als Wiener Flussball- und Kaffeehausgeschichte. Der gesellschaftspolitische Aspekt gelingt Dreier – zumindest im ersten Teil – weniger überzeugend als die Fussballwelt. Hineingeflochtene Ereignisse der Weltgeschichte wirken wie Fremdkörper in der sonst persönlich gehaltenen Story. Die Personifizierung des drohenden Faschismus in der Biografie – ein italienischer Nazi – lässt Dreier gegen Ende des Comics gar gänzlich zur einarmigen Karrikatur verkommen, die man nur schwer ernst nehmen kann. Gelungen ist «Der Papierene» trotzdem und vor der Weltmeisterschaft in Südafrika eine lohnende Lektüre. Man darf gespannt sein, wie Dreier die Fortsetzung gelingt. Der zweite Band erscheint diesen Herbst. (ls)

 

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Can you Hear Me?

Sonderlinge mit Handys im Hirn

Die Sozialkompetenz von Ryou Aihara ist praktisch inexistent. Kaum ein Wort bringt die Schülerin raus, wenn sie angesprochen wird und das laute Vorlesen in der Klasse ist für sie die reinste Tortur. Von ihrer Einsamkeit angetrieben, entwickelt sie die seltsame Fantasie eines imaginären Handys. Dieses bereitet ihr grosse Freude, lässt sie aber an ihrer psychischen Gesundheit zweifeln, sobald sie darauf von einem jungen Mann angerufen wird. Die beiden verstehen sich wie ein Herz und eine Seele und vereinbaren schliesslich ein schicksalhaftes Treffen.

 

«Can You Hear Me?» (Egmont, zirka 12 Franken) ist ein in sich abgeschlossener Manga, der im Mystery-Bereich anzusiedeln ist. Gestalterisch wirkt der in schwarz-weiss gehaltene Band von Autor Otsuichi und Zeichner Hiro Kiyohara ästhetisch, zeigt sich jedoch von der Dynamik und dem Panel-Aufbau eher konventionell. Umso beeindruckender sind daher die Ausbrüche aus dem Schema, welche sich durch vermehrten Einsatz von Schwarzflächen und einer unscharfen Strichführung auszeichnen. Diese fallen dann auch mit dramatischen Wendepunkten in der Geschichte zusammen, wie etwa wenn die beiden Hauptfiguren einander Geheimnisse offenbaren. Inhaltlich überzeugt der Manga vor allem gegen Schluss. Was zunächst wie eine etwas flach wirkende Romanze zwischen zwei Aussenseitern beginnt, stellt sich schliesslich als eine packende Geschichte mit überraschendem Ausgang heraus. (ras)

Highschool of the Dead 1

Zombies stehen auf japanische Schulmädchen

Aus heiterem Himmel greifen Untote die Schule der Protagonisten Rei und Takashi an. Während sich die Zombie-Plage auf ganz Japan und die restliche Welt ausweitet, schlagen die beiden sich durch die Schule und sammeln die Überlebenden. Doch unter ihnen kommt es schnell zum Streit über das weitere Vorgehen.

 

Heere von wandelnden Untoten, die jeden, den sie kriegen können, verspeisen und/oder zu einem der ihren machen. Das Motiv ist in der Populärkultur, wie die Zombies selbst, nicht totzukriegen – und beginnt langsam genauso zu riechen wie die herumtorkelnden Leichname. Wobei wir beim Auftaktband der Splatter-Serie «Highschool of the Dead» (Carlsen, 13 Franken) von Autor Daisuke Sato und Zeichner Shouji Sato wären. Der bluttriefende Plot um die Schüler, die um ihr Überleben kämpfen, ist zwar zweifellos spannend, nur hat man das Ganze, falls man bereits zwei oder drei Zombie-Geschichten kennt, bereits mehrmals inklusive aller möglichen tragischen Wendungen schon einmal gesehen. Dass die Autoren sich dessen bewusst sind – davon zeugen auch die vielen Zitate anderer Werke wie etwa den Filmen von Altmeister Romero. Vor allem die sozialen Kämpfe bei den Überlebenden zeigt etwa die amerikanische Comic-Serie «The Walking Dead» um einiges intensiver. Gestalterisch ist an dem überwiegend in schwarz-weiss gehaltenen Werk fast nichts auszusetzen: Die Panelstruktur mit den vielen ungewöhnlichen vertikalen Bildern lässt die Seiten sich wie von selbst umblättern. Einzig der Zeichner scheint seine Kenntnisse weiblicher Anatomie eher aus Manga, die wohl eher unter der Ladentheke verkauft werden, als der Realität zu haben. Diese können aber sicher auch als Konzessionen an die obligate erotische Komponente des Splatter-Genres durchgehen. Empfohlen sei die Serie vor allem Zombie-Fans, die ihre Sammlung um einen Manga bereichern wollen. Diese werden auch an den zusammengetragenen Zombie-Fakten, die als Bonus mitgeliefert werden, ihre helle Freude haben. (ras)

Storm 12: Die Sieben von Aromater

Die sagenumwobene Odyssee geht weiter...

Wir erinnern uns: Storm, der Astronaut von der Erde, den es in ein anderes Raum-Zeit-Kontinuum verschlagen hat, befindet sich mit seinen treuen Gefährten Braunhaar und Nomad nach wie vor auf dem Planeten Pandarve und ist nach wie vor im Visier des Theokraten Marduk, der dem Trio nichts Gutes will. In der einstmals blühenden Hafenmetropole Aromater angekommen, stecken unsere Helden schon bald wieder in Schwierigkeiten: Storm – zum willenlosen stählernen Koloss geworden – soll irgendein spezielles Blut wiederbeschaffen, das dem alternden hiesigen Herrscher zu neuer Macht verhelfen soll.

 

Man merkt: Der Plot von «Die Sieben von Aromater» (Splitter, zirka 24 Franken, erstmals 1983 publiziert) ist eigentlich nebensächlich, doch einmal mehr erstaunt die Konsequenz und der unglaubliche Variantenreichtum, mit dem Don Lawrence und Martin Lodewijk ihren erfundenen Steampunk-Kosmos ausgestattet haben. Das Duo beschert dem Fantasy-interessierten Leser einen deliriösen Cocktail aus phänomenaler realistischer Grafik und einem actiongeladenen und zugleich inspirierenden Plot mit Anleihen aus der «Arthus»-Saga. – Und noch etwas muss an dieser Stelle einfach einmal gesagt sein, auch das wohl einfach auf Zwängen in Zusammenhang mit der Gattung und des avisierten Publikums und nicht auf einem intendierten Entscheid der Künstler fusst: Dass die Beziehung zwischen dem muskelbepackten Storm und der attraktiven Braunhaar auf einer rein platonischen Ebene stattfindet, stellt eine tolle Abwechslung zu Genrekollegen im «Heavy Metal»-Fahrwasser dar, in denen klischeebesetzte Erotik niederschwellig oder expliziter immer wieder an die Oberfläche drängt. (scd)

 

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Prinz Eisenherz 11 / Roland 1

Zweierlei Ritter-Epen

Das Opus Magnum von Hal Foster geht in die 11. Runde: Bocola präsentiert den Jahrgang 1957/58 der digital restaurierten ursprünglichen Farbversion der US-Sonntagsseiten von «Prinz Eisenherz» (zirka 35 Franken).

 

Heimlicher Protagonist dieses Bandes ist zweifellos das «singende Schwert»: Während einer Schlacht auf hoher See verloren geglaubt, kommt es Prinz Eisenherz wieder in die Hände. Nachdem dieser später damit von unsäglichem Rachewahn getrieben wie ein Berserker die Verantwortlichen für ein Massaker dezimiert, wirft er das kostbare Eisen in einem Anflug von innerer Abscheu eine Klippe hinunter. Bald darauf wird es unserem Helden jedoch wieder sein Leben retten... Zudem zeigt sich an im Kreise der Familie angesiedelten Szenen einmal mehr, dass «Prinz Eisenherz» eben viel mehr ist als eine einfache Schlachtenmär. – Band 12 der Saga ist auf den Juli 210 anberaumt.

 

Vergleiche zwischen den Seiten im Originalzustand und in überarbeiterer Form »

Mit dem Sammelband «Roland, Ritter Ungestüm 1» (Cross Cult, zirka 50 Franken) wird der Jugendcomic des Belgiers Francois Craenhals aus den 1970er- und 1980er-Jahren endlich wieder zugänglich gemacht. Es ist geplant, in den folgenden Jahren sämtliche 20 Abenteuer um den mutigen jungen Recken in derselben Aufmachung zu publizieren. Band 1 enthält die Alben «Der schwarze Prinz», «Die Wölfe von Rotteck» und «Das Gesetz der Steppe». Eine erfrischend «ehrliche» und spannende Lektüre! (scd)

 

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Locke & Key 1: Willkommen in Lovecraft

Wenn der Mörder des Vaters zweimal anklopft

Auf der Halbinsel Lovecraft in Neuengland wollen die drei Kinder der Familie Locke ein neues Leben zu beginnen. Zusammen mit ihrer traumatisierten Mutter suchen sie Zuflucht auf dem alten Familiensitz ihres Vaters, nachdem dieser ihnen gewaltsam genommen wurde. Jeder geht auf seine Weise mit dem traurigen Ereignis um. Bode, der Jüngste, streift mit kindlicher Neugier durch die alten Gemäuer und merkt bald, dass im Keyhouse nicht alles mit rechten Dingen zu und her geht. Der Neuanfang der Familie wird getrübt durch den Ausbruch des Mörders ihres Vaters. Gelockt von den Versprechungen eines Brunnengeistes auf dem Anwesen der Lockes, nähert sich dieser unaufhaltsam auf einem blutigen Weg nach Lovecraft.

 

Joe Hill, der Sohn von Kultautor Stephen King, wurde für seine Horrorromane mehrfach ausgezeichnet. «Locke and Key» (Panini, zirka 30 Franken) ist sein erster Gehversuch in der Welt der Comics – ein sehr erfolgreicher. Hills Comic ist ein packender Thriller mit glaubwürdigen Charakteren und einem guten Schuss des Übernatürlichen geworden. Die Story wurde vom chilenischen Zeichner Gabriel Rodriguez grafisch eindrucksvoll umgesetzt. Die Seiten sind abwechslungsreich, die Charaktere wirken nie flach und auch die Farbgebung überzeugt. Anders als andere Serien lässt einem der Schluss des ersten Bandes nicht in der Warteschlaufe. Die Geschichte findet ihr Ende und stösst gleichzeitig die Türe zum nächsten Abenteuer einen Spalt weit auf.

 

Etwas irreführend ist der Titel «Willkommen in Lovecraft». Denn zumindest der erste Band hat nichts mit der Welt des kosmischen Horrors von H.P. Lovecraft zu tun. «Locke and Key» beschäftigt sich mit allzu menschlicher Grausamkeit. Im Keyhouse bleiben noch viele geheimnisvolle Türen. Im zweiten Band «Psychospiele» werden nächsten Monat weitere geöffnet. (ls)

 

Leseprobe zu Band 1 » / Leseprobe zu Band 2 »

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