Torpedo 5

Machokiller und Lackschuh-Playboys

Er säuft, vergewaltigt, tötet, ohne mit der Wimper zu zucken – Moral scheint für ihn ein Fremdwort zu sein. Kurzum: Der Auftragskiller Torpedo, Protagonist der gleichnamigen, zur Zeit der Prohibition spielenden Serie, ist ein Charakterlump, wie er im Buche steht (Cross Cult, zirka 32 Franken). Marv aus Frank Millers «Sin City» ist direkt ein Waisenknabe dagegen. Im fünften und letzten Sammelband des neu aufgelegten spanischen Comic Noirs von Jordi Bernet und Enrique Sánchez Abulí verschlägt es den Gangster in der ersten Episode mit seinem treudoofen Sidekick Rascal nach Kuba, wo er das verzogene Mafia-Söhnchen Jimmy Carlson um die Ecke bringen soll. Um die Zielperson ans Fenster und damit ins Visier seines Scharfschützengewehrs zu locken, soll eine dafür engagierte Prostituierte im Haus gegenüber einen heissen Strip hinlegen. Ehrensache, dass dabei fast alles schiefgeht, was schiefgehen kann: Die nackte Haut lockt einfach zu sehr von der eigentlichen Sache ab – eine wunderbare Konkupiszenz-Mär im postmodernen Gewand. Der Lackschuh-Playboy wird schliesslich von einem Guerilla-Kämpfer («Viva Cuba libre!») zur Strecke gebracht.

 

Diese Episode verweist auf zweierlei: Gerade im Hinblick auf die erstaunlich freizügig gezeigten sexuellen Darstellungen und die ungleiche Verteilung der Machtrollen scheint «Torpedo» auf den ersten Blick tatsächlich ein misogynes Element innezuwohnen. Dieser Befund wird insofern relativiert, als dass Torpedo keineswegs nur frauenverachtend, sondern vielmehr menschenverachtend dargestellt wird. Ein gewisses Mass an Irritation bleibt trotz mannigfaltiger Brechung durch Ironiesignale im Endeffekt bestehen: Denn auch wenn der Killer in so manches Fettnäpfchen tritt oder am Schluss den Kürzeren zieht – wenns ums Penetrieren geht (gewaltsam oder nicht), steht er im wahrsten Sinne des Wortes immer seinen Mann. Der etwaige Einbau einer erektylen Dysfunktion – wie es so schön heisst – hätte hier wohl ganz gut getan, um solche Verdächtigungen zu entkräften.

 

Handkehrum könnte ins Positive gedreht auch gesagt werden, dass Bernet die Ausdifferenzierung des literarischen Systems mit seiner durch und durch bösen, omni-«potenten» und nicht bestraft werdenden Figur auf die Spitze getrieben hat. Wie auch immer: Rezeptionsgeschichtlich ist die zu Beginn der 1980er-Jahre entstandene Serie «Torpedo» zweifellos von einiger Wichtigkeit. Und ein teufliches Lesevergnügen obendrein. (scd)

Comics und Manga: Die 101 wichtigsten Fragen

Ein bunter Strauss rhetorischer Fragen

«Comics und Manga: Die 101 wichtigsten Fragen» – so der pragmatische Titel des kurzweiligen Sekundärbüchleins von FAZ-Redaktor und Comic-Kenner Andreas Platthaus, der etwa schon mit der Publikation «Im Comic vereint» positiv auf sich aufmerksam gemacht hat (C.H. Beck, zirka 19 Franken). In Themenbereiche unterteilt, stellt und beantwortet Platthaus Fragen wie etwa: Macht Comic-Lesen dumm? Ist der Holocaust ein geeignetes Thema für Comics? Wieso ist André Franquin depressiv geworden? Wann schläft Micky Maus mit Minnie? Ganz im Stile von «Was Sie schon immer über Comics (nicht) wissen wollten» mag zwar einiges in die Sparte Kurioses und unnützes Wissen gehören. Aufs Ganze gesehen gelingt es dem Autor jedoch – von einigen Redundanzen einmal abgesehen – vorzüglich, ausgehend von Konkretem und auf den ersten Blick Banalem exemplarisch die Logik und die inneren Strukturen des Mediums Comic offenzulegen.

 

Dies leider ein wenig oft in etwas gar gutväterlich-aufklärerischem Tonfall (im Stile von «Ich weiss etwas, das du nicht weisst; also höre und lerne») bis hin zu Anflügen Reich-Ranckischem Grössenwahn, etwa wenn er Chris Ware – sicherlich nicht zu Unrecht – in den siebten Himmel (und beinahe noch ein wenig darüber hinaus) lobt. Generell wird Platthaus nicht müde, immer und immer wieder zu betonen, wie unterschätzt Comics doch seien – im deutschsprachigen Raum natürlich ganz besonders. Auch damit hat er nicht unrecht, doch eine Spur weniger Lamento und vielleicht das eine oder andere Bildbeispiel mehr hätten dem Band gut getan. Nicht ganz eingelöst werden kann zudem der Anspruch, für jedermann verständlich sein zu wollen und gleichzeitig auch dem fortgeschrittenen Comic-Leser genug zu bieten. – So oder so: Wer gerne schmökert und sich für das Universum der bunten Bilder interessiert, wird an «101 Fragen» mit ziemlicher Sicherheit für einige Zeit nicht nur oberflächliches Gefallen finden. (scd)

Hellboy 9: Der Ruf der Finsternis

Hellboy verkloppt Russland

Nach über zwei Jahren Wartezeit erscheint der neunte «Hellboy»-Band «Ruf der Finsternis» (Cross Cult, zirka 35 Franken). Zwar wurde letzten April der achte Band publiziert, doch dieser stellte mit seinen Kurzgeschichten nur ein Zwischenspiel fernab des Hauptplots dar. Nun geht die Geschichte um den paranormalen Ermittler und seine Bestimmung weiter. Dabei gibt es ein Wiedersehen mit Baba Jaga, die nach dem Verlust eines Auges noch eine Rechnung mit Hellboy offen hat. Also entführt sie diesen kurzerhand in ihr Reich und hetzt einen Grossteil der russischen Mythologie auf Hellboy. Währenddessen bahnt sich in der Unterwelt die Einsetzung eines neuen Herrschers an, welcher der Menschheit nicht gerade wohlgesonnen zu sein scheint.

 

Der neue Band beinhaltet nicht nur inhaltlich einen Neuanfang. Hellboy-Erfinder Mike Mignola überlässt die Zeichnungen Duncan Fegredo («Judge Dredd») und beschränkt sich selbst auf das Autoren-Dasein. Die Serie leidet überhaupt nicht unter dem neuen Zeichner. Fegredos Stil vermag die Qualität und das schnelle Tempo der früheren Bände zu halten. Zudem entschied man sich, die Geschichten von nun an komplett in Farbe zu halten. Diese schinden zwar Eindruck und werden der Mehrheit der Leser gefallen, doch einzelne Puristen werden die Wirkung der typischen, grossen Schwarzflächen vermissen. (ras)

Drei Schatten

Sentimentale Flucht vor dem Verlust

Die Familienidylle ist perfekt: In einem abgelegenen Häuschen lebt Joachim mit seinen Eltern unbeschwert in den Tag hinein. Bis zum Tag, als drei Schatten auftauchen. Zuerst werden die Gestalten ignoriert, doch als diese immer näher kommen und der Versuch, die Schatten zu vertreiben, fehlschlägt, fällt die Familie einen Entschluss. Vater und Sohn wählen die Flucht und versuchen so dem Unvermeidlichen zu entkommen.

 

Der in schwarz-weiss gehaltene Band «Drei Schatten» (Reprodukt, zirka 35 Franken) des Franzosen Cyril Pedrosa hinterlässt gemischte Gefühle. Auffallend positiv zeigt sich der Zeichenstil, der eine enorme Bandbreite aufweist. Zu Beginn dominieren detailreiche Gemälde, doch mit Zunahme der Intensität kommen auch expressive und skizzenhafte Bilder vor. Den Figuren merkt man Pedrosas frühere Tätigkeit bei den Disney-Filmen «Herkules» und «Der Glöckner von Notre Dame» an. Inhaltlich wirft der Band jedoch Fragen auf: Die Handlung beinhaltet zahlreiche Nebenereignisse, die zeitweise zur Ratlosigkeit führen können. Und statt einer Auflösung erwartet den Leser am Schluss bloss eine Moral über Verlust, Trauer und Neuanfang, was als Quintessenz der über 250 Seiten leicht übertrieben erscheint. Wen dies nicht stört und wer zudem der Sentimentalität nicht abgeneigt ist, erwartet eine faszinierende und geheimnisvolle Reise. (ras)

 

Mehr Infos zum Band »

W.E.S.T. 3: El Santero

Voodoo-Zauber im revolutionsdurchsetzten Kuba

Kuba im Januar 1902: Die das Land besetzenden Amerikaner sind gerade im Begriff, Wahlen nach amerikanischem Vorbild in die Wege zu leiten. Ein Vorhaben, das vom Santaria-Kult jedoch empfindlich gestört wird. Das Weisse Haus entsendet deshalb das Über-Quartett W.E.S.T. (abgekürzt für «Weird Enforcement Special Team»), um die geheimnisvolle Führerfigur Islero zu eliminieren (Piredda, zirka 27 Franken). Kein einfaches Unterfangen, wie sich bald zeigt, zumal dieser ein mächtiger Voodoo-Zauberer zu sein scheint, der Lebende tot und Tote lebendig machen kann.

 

W.E.S.T. ist eine Art zu Beginn des 20. Jahrhunderts operierendes A-Team, eine der viktorianischen Zeit entrissene «Liga der ausserordentlichen Gentlemen». Leider sind die Protagonisten etwas gar seelenlos und austauschbar geraten – das «Special Team» um den englischen Schamanen Morton Chapel erscheint gar nicht so aussergewöhnlich, wie es aufgrund der erdichteten Fähigkeiten seiner Mitglieder sein könnte. Hier liegt noch viel Potenzial brach. Dafür hat das Szenaristen-Duo Xavier Dorison und Fabien Nury beim vorliegenden dritten Band «El Santero» grossen Wert auf die stimmige historische Einbettung gelegt. Dazu trägt auch das komplett in Erdtönen gehaltene Artwork von Christian Rossi («Die Verwirrung des Julius Antoine», ein vergriffener Comic-Art-Klassiker) massgeblich bei. Die insgesamt recht action-betonte und zuweilen etwas gar textlastige Story findet im voraussichtlich im November erscheinenden Folgeband «Der 46. Staat» sein Ende. Anlesen lohnt sich. (scd)

 

Mehr Infos zur Serie »

100 Bullets 9: Neun Leben hat die Katze

Undurchsichtiger Geheimorganisationen-Konflikt

Wer Helden sucht, sollte die Finger von der Serie «100 Bullets» lassen. Im Werk von Autor Brian Azzarello und Zeichner Eduard Risso kommen rechtschaffene Figuren meist nur als Opfer vor. Hier gehts ganz klar um Verbrecher jeglichen Kalibers – vom Kleinkriminellen bis zum Gangsterboss. Um die Letzteren dreht sich der vorliegende neunte Band «Neun Leben hat die Katze» (Panini, zirka 44 Franken). Darin wird die Haupthandlung um die Geheimorganisation «Trust» und den Kampf der dazugehörigen Familien um die Vorherrschaft vorangetrieben.

 

In der Gestaltung von «100 Bullets» erkennt man, wieso die Serie so viele Lorbeeren erhält. Die eigenwilligen Perspektiven der Panels und die stimmige Farbgebung überzeugen und verleihen der Serie eine Dynamik, die sonst selten erreicht wird. Die Handlung hingegen büsst zunehmend an Innovation ein: Die Ausgangsidee mit den 100 nicht zurück verfolgbaren Patronen, welche einer geschädigten Person straffreie Rache garantieren, ist verschwunden. Und mit ihnen auch die interessanten moralischen Konflikte. Stattdessen plätschert der Plot nur noch in dem undurchsichtigen Kampf zwischen Geheimorganisationen und fällt höchstens durch die absurd anmutenden Gewaltexzesse auf – die darin gipfeln, dass der Finger eines Gefangenen vom Folterknecht geraucht wird. (ras)

 

Mehr Infos zur Serie »

Canardo 17: Dame sticht

Wenn Falk ein Enterich wäre

Eigentlich kann die Krimiserie «Columbo» ja geradezu als der Inbegriff von Langeweile angesehen werden: Der Täter ist seit Beginn einer jeden der stets nach demselben Schema ablaufenden Episode bekannt («Da wäre noch eine Sache, die mir im Kopf herumgeht» à gogo – und das je 90 Minuten lang). Weshalb tut man sich das nur immer und immer wieder an? Weil man den von Peter Falk so herrlich verschroben in Szene gesetzten Protagonisten – dauerpaffend im Trenchcoat – einfach ins Herz schliessen muss. Genauso verhält es sich mit Inspektor Canardo der gleichnamigen Serie, von der inzwischen der 17. Band «Dame sticht» vorliegt (Schreiber & Leser, zirka 24 Franken). Die Parallelen sind ja auch kaum übersehbar – einmal davon abgesehen, dass der gute Enterich ein gutes bisschen versoffener und nicht ganz so genial, dafür ganz im Stile etwa eines Fritz the Cat umso kopulierfreudiger daherkommt.

 

«Dame sticht» ist beileibe kein Meisterwerk – dieses Prädikat bleibt den allerersten Bänden vorenthalten –, aber man folgt der Geschichte gern. Gerade was die Seitenhiebe auf die Politik anbelangt (Canardo ist damit beauftragt, die attraktive Frau eines eifersüchtigen Bürgermeisterkandidaten zu beschatten), kommt Freude auf. (scd)

 

Mehr Infos zur Serie »

Adeles ungewöhnliche Abenteuer 10: Das teuflische Labyrinth

Teuflisches Labyrinth für Neueinsteiger

Ja, knappe zehn Jahre ist es her seit der Veröffentlichung des letzten Bandes von «Adeles ungewöhnliche Abenteuer» von Tardi, dem Flaggschiff des Schweizer Verlags Edition Moderne. Dass mit «Das teuflische Labyrinth» grosse Erwartungen verbunden sind, erklärt sich damit von selbst (zirka 25 Franken). Die Schaffenspause in Sachen Adele hat der Geschlossenheit des Gesamtwerks keinen Abbruch getan, im Gegenteil: Bereits von der ersten Seite an taucht man mühelos ein in Adeles von mysteriösen Vorkommnissen geprägte Welt zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit all ihren skurrilen Charakteren, dargeboten in knochentrockenem Humor.

 

Soweit alles in Ordnung – einziges Manko: Wer die vorhergehenden Bände nicht kennt, wird ein schweres Los haben, der Geschichte, in der Adele beinahe nur Nebenfigur ist, folgen zu können, hat es doch beinahe auf jeder zweiten Seite Verweise auf frühere Storystränge. Zu allem Überdruss schliesst der Band wieder mit einem Cliffhanger. Bleibt nur zu hoffen, dass «Das Baby von Buttes-Chaumont» nicht wieder so lange auf sich warten lässt. (scd)

Kingdom Come II

Wie die Alten sungen, singen nicht die Jungen

Wer erinnert sich noch an das meisterhafte «Kingdom Come» von Mark Waid und Alex Ross (zuerst 1997 bei Carlsen erschienen)? Hier wurde – im Superheldenuniversum angesiedelt –exemplarisch aufgezeigt, was passiert, wenn eine alte auf eine neue Weltordnung trifft. Rund eine Dekade danach erscheint nun der Beginn der Fortsetzung «Kingdom Come II», die diesen Namen jedoch nicht wirklich verdient hat (Panini, zirka 30 Franken).

 

Die durchgehend opulenten Illustrationen des mit Ölfarbe malenden Künstlers Alex Ross sind (von den Covergestaltungen einmal abgesehen) einem höchst gewöhnlichen Layout und Artwork gewichen. Auch der Autor ist mit Geoff Jones nicht mehr derselbe (dies zu beklagen hiesse jedoch das amerikanische Comic-System nicht zu verstehen). Davon einmal abgesehen, bietet der Band einen schicken Plot um eine Handvoll unbekannter Superhelden und einen gealterten Superman aus einer Parallelwelt. Kurzum: Wer dem Alten nicht nachtrauert, ist mit dem neuesten Abenteuer der «Justice Society of America» (Pathos geballt) gut bedient – für alle Anderen dürfte sich die Lektüre wohl nicht lohnen. (scd)

 

Mehr Infos zum ersten, empfehlenswerteren Band »

Preacher 4: Für ein paar Leichen mehr

Salonfähiges Bio-Nebengesäusel

In neun Bänden soll die «Preacher»-Storyline in absehbarer Zeit komplett vorliegen. Das sind rund 450 Franken, die man für das kultige und bitterbös-gotteslästerliches Vampir-Roadmovie von Garth Ennis insgesamt hinblättern muss – wahrlich kein Pappenstiel. Da stellt sich die Frage, ob man den vierten Band «Für ein paar Leichen mehr» mit den «Preacher Special»-Storys wirklich braucht (Panini, zirka 50 Franken). Dieser besteht aus zwei aitiologischen Geschichten, in denen die Frage gestellt wird, wie der Heilige der Killer und Arschgesicht (sic!) so wurden, wie sie sind. In der vernachlässigbaren dritten Geschichte «Good Old Boys» schliesslich befinden sich die beiden Rednecks Jody und T.C. auf Terroristenjagd.

 

Erwartbarerweise dürften die verbleibenden One Shots über Cassidy, Herr Starr sowie Jesse und Tulip als junge Erwachsene ebenso in einem noch erscheinenden Sammelband zusammengefasst werden. Gewiss: Der wirkliche «Preacher»-Fanatic kommt um die Nebengeschichten nicht herum, zumal diese ja auch wirklich gar nicht schlecht sind. Alle anderen sollten sich die Anschaffung vielleicht wirklich zweimal überlegen. (scd)

 

Mehr Infos zur Serie »

80 Jahre Micky Maus

Hier kommt die Maus

80 Jahre Micky Maus – gerechnet vom 18. November 1928 an, der Uraufführung des wegweisenden Zeichentrickfilms «Steamboat Willie»: (Vom verlegerischen Standpunkt her) Klar, dass dieses Jubiläum entsprechend gefeiert werden muss. Doch wie würdigt man die Maus der Mäuse am adäquatesten? Mit «80 Jahre Micky Maus» ist dieses Vorhaben zufriedenstellend umgesetzt worden (Ehapa, zirka 29 Franken). Angeführt von einem lesenswerten, nicht zu langen Vorwort, versammelt der Band sieben Geschichten aus verschiedenen Jahrzehnten.

 

Mit dem Ziel, auf diese Weise Mickys wechselvolle Geschichte exemplarisch zu präsentieren: «Vom abenteuerlustigen Lauser in Gottfredsons Postflieger-Geschichte über den Meisterdetektiv Murrys und Cavazzanos bis hin zum getriebenen Helden des Computerzeitalters von Noel van Horn». Über den beispielhaften Charakter der einzelnen Storys mag man sich streiten, doch alles in allem wird für den akzeptablen Preis angesichts der buchbinderisch guten Aufmachung ein empfehlenswerter Überblick über die Welt von Walt Disneys liebster Figur geboten. (scd)

Batman Schwarz-Weiss Collection 2

Monochromer Flattermann zum Zweiten

Der zweite Sammelband der «Batman Schwarz-Weiss Collection» (und zugleich Abschlussband) vereinigt wiederum eine Vielzahl von achtseitigen Storys rund um den Mitternachtsdetektiv – vollständig monochrom gehalten von verschiedensten Autoren und Künstlern als Hommage an Batman-Erfinder Bob Kane (Panini, zirka 36 Franken). Der Aha-Effekt bleibt im Vergleich zum Erstkontakt mit dem Debütband natürlich aus, aber wiederum erstaunt die Bandbreite an Themen, Erzähltechniken und grafischen Ausformungen.

 

Leider fehlen dieses Mal (wenigstens hierzulande und für den Durchschnittsleser) klingende Namen fast völlig – von den üblichen Verdächtigen Mignolia und Azzarello einmal abgesehen. Dies tut dem Ganzen aber keinen Abbruch. Was bleibt, ist eine kurzweilige Sammlung, die sich wohl nur der hartgesottene Fan wirklich anschaffen muss. Übrigens: Ein Inhaltsverzeichnis wäre hilfreich gewesen. (scd)

Splitter

Ausserdem neu in den Comic-Regalen

«Freaks of the Heartland» von Steve Niles und Greg Ruth wird höchst zutreffend als Mischung von Steinbecks «Von Mäusen und Menschen» und Mary Shelleys «Frankenstein» beschrieben (Cross Cult, zirka 35 Franken).

 

Atmosphärisch gibt das Psychogramm um einen Jungen und seinen grotesk entstellten Bruder viel her, inhaltlich ist der Band mit seiner Empowerment-Message aber nicht zufriedenstellend.

Mit der Geschichte der Mafia beschäftigt sich «Cosa Nostra 1: Die Anfänge» von David Chauvel und Erwan Le Saëc (Alles Gute bei Schreiber & Leser, zirka 40 Franken). Historisch sorgfältig aufbereitet, werden interessante Episoden rund um aufstrebende Hauptakteure wie Luciano und Capone geboten.

«Loveless 1: Blutrache» von Brian Azzarello und Marcelo Frusin spielt zur Zeit des amerikanischen Bürgerkriegs (Panini, zirka 27 Franken). Eine blutige Angelegenheit, und mit der Einführung eines «bösen» Afroamerikaners auch recht gewagt, aber irgendwie blutleer. Für Liebhaber des Western-Genres.

Viel Freude bereitet hingegen das Uderzo/Goscinny-Frühwerk «Pitt Pistol» in dem fünf Einzelbände vereinigenden Gesamtausgabe (Ehapa, zirka 50 Franken). Bereits im Original Ende der 1950er-Jahre erschienenen ersten Heft «Der unglaubliche Korsar» zeigt sich der anarchistische Witz, der «Asterix» später zusammen mit den karikaturistisch überzeichneten Figuren zum internationalen Erfolg werden liess.

Brandneu ist «Matrix Comics 2» (Abschlussband); gemäss Pressetext «der fehlende Stein zur Matrix» (Panini, zirka 36 Franken). Vielleicht müsste es treffender heissen: «zum Matrix-Hype». Nach dem Vorbild «Batman Schwarz-Weiss» (siehe oben) vereinigt der Sammelband Interpretationen von verschiedenen Autoren und Zeichnern. Und wie auch dort sind wirklich bekannte Namen (vielleicht von Bill Sienkiewicz und Peter Bagge einmal abgesehen) relativ rar gesät. Eine Compilation, deren Variationsreichtum für den Moment zwar durchaus Spass macht, die aber relativ schnell vergessen geht.

Der erste Band des «Hellboy»-Spin-Offs «B.U.A.P.: Hohle Erde» von Mike Mignolia ist neu aufgelegt worden (Cross Cult, zirka 32 Franken).

 

Wie die Folgebände in Farbe (ein konsequenter Schritt) und mit einer 22-seitigen Bonus-Story. Für den geringen Aufpreis im Vergleich zur ersten Auflage ein fairer Deal. (scd)

Kommentar schreiben

Kommentare: 0