Alans Krieg

Alan got his gun

«‹Alans Krieg› ist kein Werk von Historikern, es vielmehr die Geschichte eines alten Mannes, der einem jüngeren Mann begegnet und ihm seine Lebensgeschichte erzählt, worauf der Jüngere sofort den Drang verspürt, sie in Wort und Bild umzusetzen.» So beschreibt Emmanuel Guibert («Der Fotograf») die Entstehungsgeschichte seines 300-seitigen Comics «Alans Krieg – Die Erinnerungen des GI Alan Cope» (Edition Moderne, zirka 40 Franken). Er habe kein Buch schaffen wollen über die Erfahrungen eines exemplarisch gedachten amerikanischen Soldaten, der im Zweiten Weltkrieg in der Normandie landet, so der Franzose weiter. Und das ist auch gut so.

 

Beginnend mit dem Tag des Angriffs auf Pearl Harbor im Dezember 1941 erzählt Guibert das Leben von Cope, den er 1994 zufällig bei einem Spaziergang kennen gelernt hatte, bis zu dessen Tod im Jahr 1999. Der intelligente, feinfühlige und gleichzeitig willensstarke und zähe Erzähler aus dem Off – Sprechblasen gibt es kaum – bekommt von den eigentlichen Kampfhandlungen fast nichts mit. Vielmehr ist es der raue Soldatenalltag und die in dieser Zeit geknüpften Freundschaften und gemachten Erfahrungen, die ihn zeitlebens begleiten. Das schwarzweiss ausgeführte Artwork ist passend unspektakulär (und mit seiner speziellen Wasser/Tusche-Technik wunderschön) geraten und unterstützt den Lesefluss aufs Beste. «Alans Krieg» ist eine fesselnde Biografie in Bildern und gerade auch wegen des konsequenten Verzichts auf jedwelchen Pathos zu empfehlen. Was diesbezüglich höchstens irritiert, ist der Umstand, dass die (rückblickende) Einstellung des Erzählers zum Krieg zwar zwischen den Zeilen angedeutet, aber nirgendwo konkret zur Sprache gebracht wird. So oder so steht ausser Frage, dass die Geschichte für den mit 18 Jahren Einberufenen wie für zehntausende andere amerikanische Soldaten genau so gut tragisch hätte enden können.

 

Wen es nach der Lektüre dürstet, noch mehr über die Person Alan Cope zu erfahren, wird in absehbarer Zeit dazu Gelegenheit erhalten: Ein zweiter Band über dessen Jugend ist in Arbeit. (scd)

 

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Auf dunklen Wegen

Ein Melancholiker im Aufbruch

David B. ist nicht gerade als derjenige unter den französischen Comicerneuerern bekannt, der sich mit besonderer Vorliebe historischer Stoffe annimmt. Mit »Auf dunklen Wegen« (Avant, zirka 42 Franken) beschreitet er ein neues Terrain und bleibt sich doch selbst dabei ganz treu. Dieser Band bildet den Auftakt zu einer Reihe mit weiteren Geschichten an brisanten Schauplätzen.

 

Nach dem Ersten Weltkrieg wird die italienische Hafenstadt Fiume bei den Friedensverhandlungen in Versaille dem neu gegründeten Jugoslawien zugesprochen. Unter der Führung des Dichters Gabriele D’Annunzio marschiert eine Freischärlertruppe in Fiume ein und trotzt monatelang der folgenden Belagerung der Alliierten. Gauner, Dichter, Anarchisten, Sozialisten, Faschisten und Futuristen versammeln sich in diesen Tagen, um revolutionäre Luft zu atmen. Unter ihnen ist der melancholische Ex-Soldat Lauriano, der sich in eine bezaubernde Sängerin verliebt, aber von den Geistern der Gefallenen verfolgt wird.

 

Dieser Band erfordert ein wenig Geduld, bis sich das anfängliche Gewirr aus politischen und weltanschaulichen Hintergründen gelichtet hat. Sobald die Leser sich in die historischen Verhältnisse der Figuren eingefunden haben, entfaltet jedoch die Reminiszenz an eine Zeit, in der Aufbruch und Tod sehr nahe beieinander lagen, eine enorme Wirkung. Ungewohnt für David B. ist, dass Handlungsfäden die bedeutungsgeladene Atmosphäre durchspinnen, die einfach als Spannungselemente funktionieren. Die allegorischen Schlachttableaus und die surrealistischen Einsprengsel bewirken allerdings bei der historischen Erzählung, was David B. schon bei «Die heilige Krankheit» so herausragend gelang: für ein Lebensgefühl eine einzigartige Bilderwelt zu erschaffen. (wak)

 

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Die Legende der scharlachroten Wolken 1: Die Stadt, die zum Himmel spricht

Halbblind und armlos gegen die Riesenwölfe

Der herrenlose Samurai Raido ist auf den ersten Blick wahrlich kein Held aus dem Bilderbuch: Nach einer verlorenen Schlacht schlägt er sich einäugig und mit nur einem Arm durch die Welt. Zudem plagen ihn Gedächtnisverlust und Stimmen in seinem Kopf, die ihm wirre Befehle geben. Als er die junge Meiki vor blutrünstigen Riesenwölfen rettet, beginnt er sich jedoch an die Vergangenheit zu erinnern. Raido beschliesst sich an dem Mann zu rächen, der ihn verstümmelt hat.

 

«Die Legende der scharlachroten Wolken» (Splitter, zirka 22 Franken) ist das Serien-Debüt des Italieners Saverio Tenuta. Mit der auf vier Bände ausgelegten Geschichte entwirft er ein Szenario, das sich als feudales Japan mit Fantasy-Einschlag bezeichnen lässt. Bereits auf den ersten Seiten des Auftaktbandes offenbart sich die grosse Stärke des Comics. Seine Bilderpracht ist überwältigend. Die einzelnen Panels bieten ein unglaubliches Detailreichtum. Besonders beeindruckt das Spiel mit den Farben, wie etwa die rot-weiss Kontraste, welche für eine einmalige Ästhetik sorgen. Der Plot mit seinem ungewöhnlich stark lädierten Helden bietet eine interessante Ausgangslage. Doch übliche Mechanismen in Fantasy-Geschichten (wie etwa der verstossene, tot geglaubte Held, der zurückkehrt und auf Rache sinnt) drohen die Handlung trivial werden zu lassen. Bleibt zu hoffen, dass die Geschichte in den nächsten Bänden noch die Kurve kriegt und zu einem originellen Samurai-Epos wird. (ras)

 

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Der letzte Mohikaner

Klassiker kraftvoll zu neuem Leben erweckt

Cromwell, ein Schüler der École des Gobelins, und Catmalou, die für das Online Magazin «El Coyote» arbeitet, haben mit «Der letzte Mohikaner» (Splitter, zirka 30 Franken) die zweite der fünf Erzählungen von Coopers «Lederstrumpf» in die Bildersprache umgesetzt. Der historische Roman von 1826 schreibt die in «Die Ansiedler» (1824) begonnene Geschichte des Scouts Natty Bumppo – hier Falkenauge genannt – fort, indem er haarsträubende Abenteuer um die Belagerung des britischen Fort William Henry durch die Franzosen im Jahre 1757 erzählt. Im Mittelpunkt steht die Geschichte der in indianische Gefangenschaft geratenen Töchter eines britischen Obersten in einem zweiteiligen Plot aus Entführung und Verfolgung in unwegsamer Natur und fremder Kultur. Der Roman zeichnet zum Teil historisch genau neben dem Erstarken eines institutionellen Rassismus und Sexismus auf Seiten der Kolonisten auch Richtungskämpfe in der irokesischen Staatengemeinschaft nach.

 

Cromwell zeichnet die Geschichte in düsteren, kräftigen und plastischen Farben, atmosphärisch dicht, in 3 Akten und 15 Kapiteln. Jedes Kapitel beginnt mit einem literarischen Zitat und einer Zeichnung auf derselben Seite. Die Erzählung gestaltet Cromwell in expressionistischen Bildern ohne Sprechblasen. Für die direkte Rede verbindet er den Text und die Personen mit einem Strich. Er gibt stimmungsvoll die Gewalt und Angst der damaligen Zeit wieder mit Zeichnungen in dunklen Farben, Ocker, Türkis und Magenta, die die Bilder dominieren. Das Lettering hat Cromwell dem Stil mit einer ausdruckstarken Schrift angepasst. Eine grosse Geschichte, erzählt in atemberaubenden Bildern, die die archaische Wucht der Erzählung Coopers auf unvergessliche Weise einfangen. (uf)

 

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Bislang auf Deutsch erschienene Bände von Cromwell »

Engelmann / Pornografie und Selbstmord

Schwache Superhelden und Entlarvende Erlebnisse

Gleich bei zwei verschiedenen Verlagen erscheinen die aktuellen Werke von Nicolas Mahler. Doch bis auf den minimalistischen Strichmännchen-Stil und den trockenen Humor unterscheiden sich die beiden Einzelbände deutlich.

 

Mit «Engelmann» (Carlsen, zirka 27 Franken) folgt eine weitere Demontage des Comic-Superhelden-Mythos. Im Gegensatz zu Klassikern wie «Watchmen» geschieht es hier mit einer gehörigen Portion Humor. Engelmann (Superkräfte: Empfindsamkeit, Ambivalenz und Gut-zuhören-können. Wunder Punkt: Intoleranz) wird von einem Verlag erfunden, um neue Kundensegmente zu erschliessen. Doch die Figur will beim überwiegend männlichen Publikum im Pubertätsalter aufgrund ihrer friedlichen Art nicht ankommen. So werden Engelmann diverse Imageänderungen aufgezwungen, welche schliesslich unweigerlich zu seinem psychischen Niedergang führen. Vom Verlag fallen gelassen bleibt dem Pechvogel nichts anderes übrig als die üblichen Medienmechanismen zu nutzen und ein Enthüllungsbuch zu schreiben – das ebenfalls ziemlich erfolglos bleibt. Die witzige Aufmachung, welche manchmal an ein Sachbuch erinnert, glänzt mit Seitenhieben auf das Verlagsbusiness und das Superhelden-Genre. Gelungen ist dabei auch der für Mahler eher untypische, vermehrte Einsatz von Farben.

 

In «Pornografie und Selbstmord» (Reprodukt, zirka 25 Franken) hält Mahler in kurzen schwarz-weissen Panels einige merkwürdige Erlebnisse aus seinem Alltag fest. Dabei reicht die Spanne von den Weisheiten seines Grossvaters bis hin zu den äusserst seltsamen Marotten seiner Mitpassagiere im Zug. Titel gebend ist dabei das Gespräch mit einem Doktoranden der Kulturwissenschaft. Da sich die Universität bei seinem ursprünglichen Thema («Weshalb Selbstmord in unserer Gesellschaft verboten ist») quer stellte, wählte er ein anderes: Pornografie. Die trockenen Pointen, deren Reiz vor allem darin besteht, dass Mahler eine völlig absurde Situation ziemlich gelassen erträgt, treffen fast immer ins Schwarze und sorgen für intelligente Unterhaltung. (ras)

 

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Fräulein Rühr-mich-nicht-an 1+2

Eine frigide Furie räumt auf

Im Paris um 1930 sorgt sich die sauertöpfische Spassbremse Blanche um ihre Schwester Agathe: Während diese sich in den Tanzlokalen vor den Toren der Stadt vergnügt, hinterlässt ein Serienmörder dort die zerhackten Überreste seiner jungen Opfer. Doch die Gefahr lauert im Nachbarraum der beiden Zimmermädchen. Nachdem Blanche den Tod Agathes mitansehen musste, begibt sie sich auf die Suche nach dem Mörder, was sie sehr schnell in eines der Luxusbordelle führt, wo die apartesten Wünsche der französischen Oberschicht erfüllt werden. Fortan ist sie als frigide Furie die dortige Attraktion.

 

«Fräulein Rühr-mich-nicht-an» (Reprodukt, je zirka 20 Franken) verbindet zwei klassische Themen: den moralischen Absturz einer unberührten Unschuld und die persönlich motivierten Ermittlungen eines Detektivs, die zu den amoralischen Wurzeln der Gesellschaft führen. Die Kriminalgeschichte funktioniert über die zwielichtigen Figuren aus der Oberschicht und der Unterwelt, die die eiserne Jungfrau umgeben. Die Zeichnungen erinnern an den lakonisch persiflierenden Stil Christophe Blains, die Atmosphäre der überreizten Dekadenz an Joann Sfars «Pascin», der allerdings existenzielle Tiefen auslotet, die dem mit dem Oberflächenreiz des exquisiten Ambientes spielenden «Fräulein Rühr-mich-nicht-an» abgehen. Das ist bei dem Blick auf die pervertierte Sinnlichkeit der französischen Bourgeoisie allerdings Programm. Hubert und Kerascoёt («Jenseits») schufen in den ersten beiden Bänden ein humorvoll galliges Sittengemälde, das den Sensationswert, den der glitzernde Ennui in einem Edelbordell innehält, gekonnt auf die rohe Empfindungslosigkeit reduziert. Diese Jungfrau ist im Freudenhaus genau richtig, um dort aufzuräumen. – Der dritte Band ist auf den kommenden Dezember angekündigt. (wak)

 

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Die Chroniken von Wormwood

Es ist Armageddon und keiner geht hin

Danny Wormwood – ganz der nette Typ von nebenan – hat einen sprechenden Hasen. Und vielleicht könnte man noch erwähnen, dass er der Sohn Satans ist. Weil die Hölle auf Erden inzwischen ohnehin (menschengemachte) Realität geworden ist, möchte das Tier mit der Nummer 666 sein Reich endlich ganz offiziell auf der Erde installieren. Dazu ist er auf die Hilfe seines Sohnes angewiesen. Doch dieser hängt lieber mit seinem dreadlocks-behangenen Kollegen Jay – ein Afromamerikaner, auch bekannt als Jesus Christus – in der Bar rum. Doch das ist ja auch noch der Papst («Nennt mich Jacko!»), auf den der Teufel setzen kann.

 

Eine widerborstige Interpretation der 99 Jungfrauen, die auf die Märtyrer warten sollen (nämlich 99 kreischende Baby-Mädchen, die Tag und Nacht versorgt sein wollen), ein drögelnder Papst, der sich doggystyle von einer Nonne von hinten mit einem Strapon-Dildo nehmen lässt und Gott höchstpersönlich, der unter seinem weissen Umhang unzüchtige Bewegungen im Lendenbereich vollführt: Garth Ennis («Preacher», «The Boys») hat eine wirklich üble Fantasie – und in der Miniserie «Die Chroniken von Wormwood» (Panini, zirka 33 Franken) schöpft er aus dem Vollen, was Blasphemisches, Perverses und Groteskes anbelangt. Jacen Burrows hat das Ganze grafisch perfekt umgesetzt. Wer keine Berührungsängste, was die Verunglimpfung religiöser Themen anbelangt, kennt und tiefschwarzen Humor mag, ist mit diesem Bubenstück sicherlich mehr als gut beraten. Alle anderen: Am besten Finger weg. (scd)

 

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Furious Love

Frivoles Künstlerleben im alten Japan

Japan im 18. Jahrhundert: Im alten Edo lebt der berühmte Künstler Hokusai («36 Ansichten des Bergs Fuji») mit seiner Tochter O-Ei trotz seines grossen Ansehens in bitterer Armut. Sein designierter Nachfolger Sutehachi widmet sich deshalb lieber dem einträglicheren Zeichnen von pornografischen Bildern. Trotz O-Eis starken Gefühlen für ihn führt dieser lieber eine Beziehung zu der aus besserem Hause stammenden O-Shichi. Die Liaison geht jedoch in die Brüche, als O-Shichi langsam in die Nymphomanie abgleitet und eine ebenso merkwürdige wie fatale Vorliebe fürs Brandstiften entwickelt.

 

Mit «Furious Love» (Carlsen, zirka 27 Franken je Band) wird nun ein weiteres Werk des Meister-Mangaka Kazuo Kamimura («Lady Snowblood») auf Deutsch veröffentlicht. Wie seine bisherigen Werke zeichnet sich die in schwarz-weiss gehaltene und auf drei Bände ausgelegte Geschichte durch ihren dynamischen und verspielten Zeichnungsstil aus. Beeindruckend ist dabei vor allem, wie es Kamimura versteht, die bekannten japanischen Holzdruck-Bilder fliessend in den Comic einzuarbeiten. Inhaltlich ist festzuhalten, dass einige der Protagonisten zwar wirklich existierten, aber die dargestellten Anekdoten eher ins Reich der Fiktion gehören. Die Serie wird aufgrund des lockeren Vorantreibens der Haupthandlung und den starken Fokus auf Nebenschauplätze die grosse Mehrheit der Leser wahrscheinlich eher befremden. Hinzu kommen der in Japan verbreitete dumpfe Fäkalhumor und der freizügige Umgang der Figuren mit ihrer Sexualität. Offene, am gesellschaftlichen Aspekt der japanischen Geschichte Interessierte werden am ehesten gefallen an diesem ungewöhnlichen Manga finden. Ihnen offenbart sich ein detailliertes und überraschendes Sittengemälde im erfrischend unprüden damaligen Japan rund um die Entstehung der weit bekannten Kunstwerke mit Weltgeltung. (ras)

 

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XIII Mystery: La Mangouste

Vom Werden der Bestie

Seit bald zwei Jahren liegt die Serie «XIII» von Jean van Hamme («Thorgal») und William Vance («Bruno Brazil») nach 23 Jahren komplett vor (siehe ausführliche Besprechung »). Den Zyklus endlich als Ganzes vor sich zu haben, ist natürlich schön, hinterlässt aber auch eine Leere, schliesslich zählt «XIII» zu den besten Thrillern, die das Medium Comic zu bieten hat. Leider half darüber auch der halbgare und nur wenig werkgetreue TV-Zweiteiler nicht weg – und das nach wie vor empfehlenswerte Game liegt doch schon einige Jahre zurück und hat noch immer kein Sequel bekommen, wie das das offene Ende eigentlich suggerierte.

 

Das haben inzwischen auch die belgischen Macher eingesehen und lassen unter ihrer Ägide andere Duos in One-Shots das Sein und Werden von Nebenfiguren ausbreiten. Als erstes ist XIIIs Antipode La Mangouste dran, ausgeführt von Xavier Dorison («Long John Silver», «W.E.S.T.») und Ralph Meyer. Anhand seiner Herkunft (dem sowjetischen Sektor Berlins) wird aufgezeigt, wie aus dem schmächtigen Schreinerlehrling ein Profikiller wurde. Ein gelungener Beitrag, der nebenbei auch erhellende Facts zum Verständnis des Plots der Hauptreihe liefert. Als nächster Titel der Reihe erscheint «Irina» (angekündigt auf Ende November), des Weiteren sind Bände über Little Jones, Colonel Amos, Sheridan und weitere Figuren aus dem «XIII»-Kosmos vorgesehen. (scd)

 

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Joker: Des Teufels Advokat

Diesmal wars ein Anderer

Täglich lassen zahlreiche unbescholtene Bürger beim Anfeuchten einer Briefmarkenserie mit dem Konterfei der weltbesten Komiker bei einem irren Lachanfall auf grauenhafte Weise ihr Leben. Als Täter kommt nur einer in Frage: der Joker. Im Todestrakt sieht der Über-Gangster bald schon seiner Hinrichtung entgegen. Nur einer hält ihn – wenigstens in dieser Sache – für unschuldig und will ihn vor dem elektrischen Stuhl bewahren. Und das ist ausgerechnet sein ärgster Widersacher: Batman.

 

Chuck Dixon ist mit «Joker: Des Teufels Advokat» (Panini, zirka 22 Franken) ein One-Shot gelungen, der sich wohltuend von der schier erdrückenden Masse an Dutzendware-Publikationen rund um den Mitternachtsdetektiv (aktuell etwa «Gotham City Sirens 1: Vereint, zirka 22 Franken) heraushebt. Leider erweist sich die Auflösung des Falls letztlich als viel weniger spektakulär und durchdacht als erhofft. Trotzdem dürfte der von Graham Nolan grafisch in Szene gesetzte Band garantiert jeden Batman/Joker-Fan jubilieren lassen. (scd)

Manga-Mix

Seelenfresser, Sklaven und ein obskures Orchester

Bei Carlsen und Egmont sind mittlerweile wieder einige neue Manga-Serien gestartet, die sich vor allem mit düsteren Themen wie Untoten und allerlei weiteren Ungeheuren befassen. Ein Überblick:

In «Soul Eater» (Carlsen, zirka 10 Franken) steht die junge Maka kurz vor ihrem Ziel. Sie hat bereits 99 Feinde besiegt und deren Seelen an ihre sich ab und zu in menschliche Gestalt transformierende Dämonensense verfüttert. Doch kurz vor der lang ersehnten Nummer 100 geschieht ein folgenreiches Missgeschick. – Die abgedrehte, in schwarz-weiss gehaltene Geschichte wirkt aufgrund ihres ungewöhnlichen Szenarios, in dem sogar Sonne und Mond irgendwie durchgeknallt aussehen, erstmals etwas unzugänglich. Doch wer dran bleibt, wird mit einer äusserst witzigen Story belohnt, die sich selbst nicht so ernst nimmt. Beispielsweise wenn essenzielle Kämpfe plötzlich von zusammenhangslosen, freizügigen Badeszenen einer Nebenfigur unterbrochen werden, um die Aufmerksamkeit der Leser zu steigern.

«Princess Resurrection» (Egmont, zirka 12 Franken) handelt vom jungen Hiro, der von der hübschen Hime angefahren wird und dabei stirbt. Zu seinem Glück stellt sie sich jedoch als Unterwelt-Prinzessin heraus und erweckt den Toten kurzerhand wieder zum Leben. Der Haken: Von nun an muss er ihr als Sklave dienen und sie gegen die wiederholten Angriffe feindlich gesinnter Monster beschützen, wonach er immer wieder neu aus dem Totenreich zurückgeholt werden muss. – Der in schwarz-weiss gehaltene Comic glänzt durch die dynamischen Action-Szenen und den schwarzen Humor.

In «The Royal Doll Orchestra» (Carlsen, zirka 10 Franken) von Kaori Yuki («Angel Sanctuary») wird der Leser in ein barockes Paralleluniversum entführt. Trotz einer Seuche, welche die betroffenen zu zombieartigen Puppen macht, tingelt eine Musikertruppe durch das Land und heitert die Überlebenden mit Liedern auf. Doch mit Fortschreiten der Handlung wird klar, dass es sich bei ihnen nicht einfach nur um harmlose Musikanten handelt. – Die sehr ästhetisch und detailreich in schwarz-weiss gestaltete Serie besticht durch ein einzigartiges und geheimnisvolles Szenario, welches den Leser in seinen Bann zieht. (ras)

 

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Splitter

Weiterhin neu in den Comicregalen

Es war nur eine Frage der Zeit, bis die «Twilight»-Saga nach den Verfilmungen auch auf das Medium Comic überschwappen würde. «Bis(s) zum Morgengrauen – Der Comic» (Carlsen, zirka 28 Franken) ist unter dem «wachsamen Blick» (Klappentext) der Autorin Stephenie Meyer von der koreanischen Künstlerin Young Kim im Mangastil adaptiert worden. Offenbar gewährt der Zweiteiler «Einblick in die ursprüngliche Vision der Autorin». – Ich will mir als komplett Aussenstehender kein Urteil anmassen: Wem's gefällt, wird sofort zugreifen, alle anderen haben für den ganzen Softie-Vampir-Hype ohnehin nur ein mildes Lächeln übrig. (scd)

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