All Star Superman

Der Stählerne – ganz fragil

Superman ist dem Tod geweiht. Doch bevor der Stählerne guten Gewissens abtreten kann, wäre da ja noch eine Handvoll Aufgaben, die es zu erledigen gilt. Louis Lane, der heimlichen Flamme seines tollpatschigen Alter Egos Clark Kent endlich die Wahrheit über seine Identität preiszugeben, ist da noch das einfachste für den gebürtigen Kryptonier…

 

Diese Kurzfassung des Plots von «All Star Superman» (Panini, zirka 25 Euro/36 Franken) mag sich simpel anhören, doch wenn man alle sich aufdrängende Ironie und Brechung einmal aussen vor lässt und sich vielmehr seriös auf das einlässt, was einem der hochdekorierte Autor Grant Morrison und Zeichner Frank Quitely da in gesammelter Form auftischen, dürfte kaum einer zu finden sein, der am Ende nicht des Lobes voll wäre. Das ist auch kein Wunder: Inhaltlich schafft es Morrison in dieser für sich alleine stehenden, monumentalen Geschichte, eine Vielzahl von relevanten «Superman»-Erzählsträngen (und deren Figuren) – von Bizarro über Doomsday bis (natürlich) hin zu Lex Luthor und P.R.O.J.E.C.T – stimmig miteinander zu einem neuen Ganzen zu verweben. Das Beste daran: Indem beim Publikum nicht zu viel Vorkenntnis vorausgesetzt wird, bleibt «All Star Superman» sogar für den interessierten Gelegenheits-«Superman»-Leser konsumerabel. Auch wenn man die schrägen creater-owned Produktionen Grant Morrisons wie «Invisbles» oder «The Filth» – gewiss zu Recht – in den siebten Himmel loben mag: In Erzählkosmen mit klar gesteckten Grenzen ist seine Kunst ebenfalls nicht zu verachten (wie sich etwa auch schon an «Arkham Asylum» zeigte). Zum Genuss trägt auch das superb kolorierte «Zitterlinien»-Artwork von Quitely bei, ein Zeichner, der es noch nicht ins allgemeine Bewusstsein geschafft hat. Eine Schande eigentlich.

 

Die Qualität von «All Star Superman» ruft übrigens – und das nur als Postskriptum – seinen Namensvetter «All Star Batmann» von Frank Miller und Jim Lee in Erinnerung; leider will und will diese Serie, deren erster Sammelband vor bald zwei Jahren erschienen ist, nicht vorwärtsgehen…

 

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Apropos Batman: Der Stählerne erzählt in «All Star Superman» zwar mehrmals von seinem «guten Freund» und den gemeinsamen Abenteuern – der Mitternachtsdetektiv selber glänzt jedoch leider durch Abwesenheit. Ebenfalls die Rolle des grossen Abwesenden zugeteilt erhält der Flattermann in «Batman: Arkham Asylum – Madness» (Panini, zirka 15 Euro/22 Franken) von Sam Kieth. Entsprechend dürfte die Lektüre des One-Shots ein auf Batman fixiertes Publikum enttäuschen.

 

Dies umso mehr, weil sogar der Joker, der gewohnt irr grinsend auf dem Cover prangt, (wenigstens zunächst) keine Hauptrolle zugestanden wird. im Fokus steht ein Arbeitstag im Leben von Sabine, ihres Zeichens Familienfrau und Wärterin im Asylum. Ein weiterer Tag in der Hölle, wie sich immer mehr herausstellt. Wer bereit ist, «Madness» als eigenständiges Irrenhaus-Drama mit einigen aus einer gewissen Serie namens «Batman» bekannten Figuren anzunehmen, dürfte doch einen gewissen Gewinn aus dem Band ziehen. Voraussetzung hierfür ist aber zusätzlich, dass man sich mit dem kruden Artwork Kieths anfreunden kann, das eine eher unglückliche Vermengung von Handarbeit und digitaler Technik darstellt und zudem mit unterschiedlichen Abstraktionsgraden irritiert. (scd)

 

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The Rocketeer

Grafische Höhenflüge

Die bibliophile Sonderausgabe zu Dave Stevens' «The Rocketeer» (Cross Cult, zirka 30 Euro/44 Franken) ist ein Augenschmaus. Wie sehr doch selbst eine nicht übermässig interessante Pulp-Fiction-Story durch grafische Brillanz und in der richtigen Aufmachung zu einer kleinen Perle werden kann! Der nicht gerade mit Erfolg gesegnete Pilot Cliff Secord findet darin irgendwann während der 30er-Jahre ein mysteriöses Paket, in dem sich ein Raketenrucksack befindet. Mit dessen Hilfe mutiert er zu einer Art ungelenkem Superhelden, der verschiedene Abenteuer zu überstehen hat, aber eigentlich immer bloss darum kämpft, seine atemberaubende Freundin nicht zu verlieren.

 

Die Erscheinung dieser Freundin empfand Dave Stevens der 50er-Jahre-Pin Up-Ikone Bettie Page nach. Er gehörte sogar zu denjenigen, die sie in den 80ern wiederentdeckten, nachdem sie seit den 60ern in Vergessenheit geraten war. In Nine Anticos jüngst erschienenem «Coney Island Baby», worin es um die amerikanische Sexindustrie geht, tritt nicht nur Dave Stevens als Angestellter des «Playboy»-Gründers Hugh Hefner auf, auch The Rocketeer kommt darin vor. Die überstilisierte Fetischerotik, wie sie heute durch das New Burlesque populär geworden ist, steht dem Hochglanzlook des Comics sehr gut. Die Anatomiestunde wirft auch einige trashige Glanzlichter ab, etwa wenn «Betty Page» sich im Negligé auf dem Sofa räkelt und sich fragt: «Wieso musste das alles nur so kompliziert werden? Weil ich eine Frau bin, wie sie Männer mögen! Hmfh!»

 

«The Rocketeer» erblickte 1982 das Licht der Welt. Er wurde zu einem der ersten grossen Erfolge der amerikanischen Independent-Comicbewegung. Die Figur ist ein Beispiel dafür, wie erfolgreich Creator-Owned-Comics sein können. Da Stevens allerdings einen immensen Aufwand für seine Bilder und die historische Recherche betrieb, gab es grosse Lücken zwischen den einzelnen Folgen, was den Vertrieb schwieriger gestaltete. Diese Akribie sieht man dem «Rocketeer» aber an. Bei den Harvey Awards im vergangenen Jahr erhielt der Sammelband den Sonderpreis für Exzellenz bei der Präsentation. Laura Marti, die den Band noch zu Lebzeiten des jungverstorbenen Dave Stevens für moderne Leser neu einfärbte, wurde als beste Koloristin ausgezeichnet. Bei den Eisner Awards 2010 gewann die Ausgabe den Preis für die beste historische Sammlung. (wak)

 

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Jim Morrison – Poet des Chaos

Ikarus der Rockmusik

1971: Jim Morrison, charismatischer Frontmann der Doors, hat sich zusammen mit seiner Freundin Pamela Courson nach Paris abgesetzt. Er befindet sich auf der Flucht vor der amerikanischen Justiz, vor seiner Berühmtheit und sich selber. Hier im französischen Exil, wo er am 3. Juli 37-jährig sein Leben unter bis heute nicht restlos geklärten Umständen sein Leben lassen sollte, blickt der Künstler auf sein Leben und Werk zurück.

 

Eins vorweg: «Jim Morrison – Poet des Chaos» (Splitter, zirka 17 Euro/24 Franken) von Frédéric Bertocchini und Jef stellt eine gelungene Annäherung an die Stimme einer der einflussreichsten Bands der 1960er-Jahre dar. Zum Teil auf historischen Fotografien basierend, vermittelt das Schwarzweiss-Artwork genau die richtige Atmosphäre. Einzig moniert werden kann, dass der Morrison nachgesagte selbstzerstörerische Lebensstil und die vielen Skandale nur angedeutet werden, wodurch dessen scheinbar tiefe Verzweiflung und Entwurzelung nicht wirklich nachvollziehbar ist. Generell wird mit Fakten, gerade was die Musik anbelangt, höchst sparsam umgegangen – wer nicht so ein profunder Doors-Kenner ist, muss sich sein Wissen über andere Kanäle beschaffen. Auch wagt Bertocchini den (in der Kunst ja legitimen) Schritt in Morrisons Psyche und Selbstwahrnehmung leider nicht, womit Jim Morrison eine black box, ein Mysterium, und die Story an der Oberfläche bleibt. – Trotz all diesen Mankos ein empfehlenswerter Band. (scd)

 

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Alef-Thau: Gesamtausgabe 1

Meister des Fantastischen

Irgendwo, irgendwann auf einem fremdartigen Planeten: Eine Hochzeit wird jäh vom Einfall einer wilden Horde Krieger unterbrochen und das junge Brautpaar entführt. Als es schliesslich zu Tode kommt, bleibt ein kleines Bündel ohne Arme und Beine zurück: Alef-Thau, dem sein Ziehvater eine Zukunft als Führer und Retter vorhersagt. Das über gewaltige telekinetische Kräfte verfügende Findelkind entwickelt sich trotz seines körperlichen Handycaps prächtig. Um die Welt vor dem Bösen zu befreien. wären Gliedmassen jedoch ganz praktisch, doch auch für dieses Problem scheint es Lösungen zu geben. Und da wäre ja auch noch die Liebe, deren Irrungen und Wirrungen Alef-Thau mehr als einmal straucheln lassen. 

 

Zunächst bei Carlsen erschienen und viele Jahre vergriffen, wird «Alef-Thau» (Ehapa, zirka 30 Euro/44 Franken) von Alejandro Jodorowsky und Arno nun in einer zweibändigen Ausgabe neu aufgelegt. Band 1 der Gesamtausgabe enthält die ersten vier Teile des achtbändigen Fantasy-Epos (1983–1998). Einmal von der ungewöhnlichen Plotbasis (körperbehinderter Protagonist) abgesehen, vermögen vor allem der ungeheure Einfallsreichtum Jodorowskys und die zeichnerische Gestaltung von Arno (gerade die farbenprächtige Kolorierung) auch heute noch zu überzeugen. Im Vergleich etwa zu «John Difool» und anderen Comics vom selben Autor fällt zudem auf, dass «Alef-Thau» (bewusst?) jugendfrei – kein Sex, Brutalität im vertretbaren Rahmen – gehalten ist. Generell ist die Komplexität des Plots nicht sonderlich hoch; es handelt sich um einen Abenteuerplot im üblichen Sinn, was auch nicht weiter schlimm ist. Schwerwiegender wiegt der Umstand, dass Ehapa das Format gegenüber dem Original seltsamerweise deutlich verkleinert hat. Alles in allem darf man sich aber glücklich schätzen, dass «Alef-Thau» endlich wieder – und dies zu einem fairen Preis – greifbar wird. Band 2 erscheint im November und enthält auch die beiden bislang nie auf Deutsch erschienenen Abschlussbände 7 und 8. (scd)

 

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Mit «Der letzte Incal 1: Die vier John Difool» (zirka 16 Euro/23 Franken) von Alejandro Jodorowsky und José Ladrönn wird nun von Splitter neben dem Hauptzyklus (ab Oktober) auch die Post-Post-Incal-Saga neu aufgelegt – dies nachdem dies von Ehapa bereits vor rund zwei getan worden war. Damals hatte ich eigentlich schon alles zu diesem Thema kundgetan (siehe meine nicht gerade himmelhochjauchzende Besprechung »).

 

Eine Re-Lektüre bestätigt den damaligen Eindruck leider Gottes nur zu gut: Top-Artwork, laue Story. Nichtsdestotrotz dürfte sich – wie so oft in solchen Fällen, auch ich sehne mir regelmässig in unerklärlichen Anwandlungen einen «24»-Kinofilm noch immer herbei respektive habe die Hoffnung auf einen «Day 9» irrationalerweise nicht aufgegeben – jeder eingefleischte Fan froh um Zusatzstoff in Sachen Incal schätzen. In diesem Sinne: Jodorowsky-Anhänger zugreifen, diese Edition hat es auf alle Fälle verdient und macht sich zusammen mit der von Moebius illustrierten Basis-Hexalogie bestimmt gut im Bücherregal. Diesbezüglich bleibt der Vollständigkeit halber nur zu hoffen, dass auch das ebenfalls sechsteilige Epos «Vor dem Incal» (diesmal mit der Grafik von Zoran Janjetov) sowie «Nach der Katharsis» (wiederum mit Moebius) ebenfalls mittelfristig auf eine Wiederauflage hoffen dürfen... (scd)

 

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Fennek

Pu der Bär im Überlebenskampf

Die Schlangen vertreiben den niedlichen Wüstenfuchs Fennek aus seinem Paradies. Ihm bleibt nur eines zu tun: das Halsband des Schamanen zu finden. Das soll einen sintflutartigen Regen bringen, in dem die Schlangen jämmerlich ersaufen werden. Auf seiner Suche findet Fennek viele Gefährten, mit denen er einen fairen Handel findet, wenn sie nicht in sein Beuteschema passen, weil sie zu stark sind. Ein blinder Affe weist ihm schliesslich den Weg mit blumigen Rätselsprüchen, die verraten, dass er die Zeichen der Natur einfach nicht richtig lesen kann.

 

«Fennek» (Reprodukt, zirka 12 Euro/19 Franken) von Lewis Trondheim ist wie eine Fassung von Pu der Bär für desillusionierte Erwachsene. Die Zeichnungen von Yoann, der durch seine Arbeit an «Spirou & Fantasio» bekannt wurde, sind das beste Mittel für die Charakterkomik dieser Fabel über das Falschverstehen. Die Mimik der possierlichen Tiere kommt mit wenigen überzeichneten Zügen aus, um in jeder Situation von Neuem komisch zu sein. Die farbenfrohen Aquarellhintergründe geben dem Ganzen visuell einen melancholischen Grundton. Beim täglichen Überlebenskampf erscheinen der Wüstenfuchs und sein Zweckfreund der Gibbonaffe wie eine Variation des Lonesome Cowboy: die «lonesome competitors».

 

Manchmal schlägt Trondheim vom Sarkastischen zum Kindischen um, um gleich in der nächsten Episode wieder Witze über die Grausamkeit des Fressens und Gefressenwerdens zu reissen. Das Putzige entpuppt sich stets als das besonders Garstige. Und das besonders Garstige wiederum als rührend unschuldig. Und die Moral von der Geschicht: Letzten Endes geht es immer darum, in der Savanne inmitten all der dumm-dreisten Geschöpfe, mit denen es man als Wüstenfuchs zu tun hat, das bessere Evolutionsargument zu finden. (wak)

 

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Hellboy 11

Eine kurze Stilkunde

Der elfte Band von «Hellboy» («Der Krumme», Cross Cult, zirka 22 Euro/34 Franken) versammelt sechs Kurzgeschichten, die fünf verschiedene Zeichner illustrierten. Den Reiz des Bandes macht für die Leser denn auch aus, zu sehen, wie die Atmosphäre der Geschichte mit den Zeichnungen mit den jeweils unterschiedlichen Stilen harmoniert.

 

Den erzählerischen Höhepunkt bietet zum Auftakt gleich die titelgebende Geschichte «Der Krumme». Sie wurde 2008 als dreiteilige Miniserie veröffentlicht und gewann 2009 den Eisner Award als beste Mini-Serie. Die Erzählung beruht auf einem Charakter von Manly Wade Wellman: einem Wanderer, der mit seiner Gitarre in den Appalachen umherzieht und gegen Monster kämpft. Mike Mignola berichtet, dass diese Figur einen grossen Einfluss während der Entstehung von «Hellboy» auf ihn ausübte, aber erst bei dieser Geschichte wollte er genau die Stimmung seines Vorbilds einfangen. Die Bilder von Richard Corben wirken beinah pointilistisch, als ob sich Punkte zu Gegenständen zusammenziehen würden. Die packende Geschichte über Fluch und Erlösung ragt im Hellboy-Kosmos so sehr heraus, dass Corbens Hang zu überbetonten «Großaufnahmen» ebenso zu verkraften ist wie der Computerspiel-Look, der den Figuren bisweilen anhaftet.

 

Jason Shawn Alexander hingegen zeichnet den Kampf gegen einen kopflosen Piraten mit verwischten Schattierungen, die alles und jeden wie zerfleddert und über seine Zeit hinaus erscheinen lassen. Mignola hat «Die in Schiffen übers Meer fahren» im Umkreis der BUAP angesiedelt. Obwohl die Geschichte quasi dabei stehen bleibt, dass es einen garstigen kopflosen Piraten gibt, füllen die Wechsel der Blickwinkel und Bildausschnitte die Spannungslücke beinahe komplett aus. Natürlich ist auch Duncan Fegredo vertreten. Seine klassischen «Hellboy»-Bilder zeichnen sich durch einen «skulpturalen» Schnitt aus, durch den starke Flächen an die Stelle von zeichnerischer Tiefe treten. Diese Bilder eignen sich eigentlich besonders für starke Schwarz-Weiss-Kontraste, umso interessanter ist zu sehen, wie Dave Stewards Farben darin im Vergleich zu den übrigen Geschichten zur Geltung kommen, die er allesamt kolorierte. An all den einzelnen Komponenten können die Leser für sich ergründen, wie sich die visuelle Grammatik von Comicerzählungen zusammensetzt. (wak)

 

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Daniel Clowes

Meister des Absurden und Unspektakulären

Ein unsympathischer Versager mittleren Alters, ein Protagonist mit dem viel sagenden Namen «David Boring» und zwei tratschende Teenager. Mit solchen Hauptfiguren scheint es fast ein Wunder zu sein, dass Künstler Daniel Clowes seine Werke überhaupt unter die Leute zu bringen vermag. Grund genug, den Stargast des diesjährigen Luzerner Comix-Festivals Fumetto etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

 

Die offensichtlichsten wiederkehrenden Motive im Werk des 49-jährigen Amerikaners, der bereits mit mehreren der wichtigsten Comic-Preise inklusive Eisner- und Harvey-Award ausgezeichnet wurde, sind ohne Zweifel das Absurde und das Unspektakuläre. Wobei diese in früheren Werken eher getrennt vorkommen. So ist die Handlung eines seiner bekanntesten Werke «Ghost World» (Reprodukt, zirka 13 Euro/20 Franken), das 2001 auch unter dem gleichen Titel verfilmt wurde und für dessen Drehbuch Clowes sogar für den Oscar nominiert war, ziemlich trivial. (ras)

 

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King Aroo: 1950–1952

Die glückselige Insel des gütigen Herrschers

Die «Mumins» von Tove Jansson geradezu verschlungen und auf der Suche nach weiteren grundehrlichen, zutiefst herzerwärmenden und einer kompromisslos positiven Welt- und Lebenseinstellung verpflichteten Comicstrips mit liebenswerten Charakteren? Dann dürfte «King Aroo 1: 1950–1952» (Bocola, zirka 30 Euro/50 Franken) von Jack Kent genau das richtige für Sie sein.

 

Allzu viel Hochtrabendes gibt es dazu eigentlich gar nicht zu sagen. Nur so viel: Wer eine hochwertige Ausstattung nicht verschmäht (wie bei Bocola von «Prinz Eisenherz» und anderen Publikationen her gewohnt), stilisierten Zeichenstil mag und gerne eine Reise zum Ministaat des volksnahen Monarchen Aroo und seinem sympathischen Gefolge unternehmen möchte, ist mit dieser telefonbuchdicken Sammlung der «King Aroo»-Strips zu Beginn der 1950er-Jahre im Querformat bestens bedient.

 

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Nostalgie-Liebhaber werden garantiert auch bei «Lance 1» (Bocola, zirka 18 Euro/30 Franken) von Warren Tufts auf ihre Kosten kommen. Diese Sonntagsseiten vom 5. Juli 1955 bis 7. Oktober 1956 erzählen die Abenteuer des Dragoner-Offiziers Lance St. Lorne zur Zeit der Eroberung des amerikanischen Westens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.

 

Wie im lesenswerten Vorwort erwähnt, erinnern die Zeichnungen teilweise frappant an Hal Foster, und auch die literarische Qualität der Texte ist beachtlich. Interessant auch die Beobachtung, dass «Lance» sich quer zum damaligen Western-Diskurs verhält, indem sowohl Beziehungen zwischen Indianerinnen und Weissen als auch zwischen weissen Frauen und Indianern als möglich respektive sogar positiv aufgeladen dargestellt werden. Ein Klassiker, den es sich zu entdecken lohnt. (scd)

 

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University Freaks

Die Schöne und der Enten-Freak

Ob Hass oder Liebe oder beides aufs Mal: Man mag es drehen, wie man willl – ein Phänomen ist «University Freaks» (Cross Cult, zirka Euro/Franken) von Frank Cho auf jeden Fall. Klar ist das Schema von den Comix her altbekannt: Sprechende und nicht gerade mit den besten Manieren ausgestattete Tiere im Cartoon-Still agieren neben realistischer gezeichneten Menschen, als obs das normalste auf der Welt wäre – und besuchen im aktuellen Fall die Uni, mit allen Abstürzen und Liebeswirren, die das mit sich zieht.

 

Bei aller Abgelutschtheit des Musters kommt das vor zehn Jahren entstandene «University Freaks» – hier nun erstmals auf Deutsch in der gesammelten Form vorliegend – dennoch nach wie vor frisch daher. Während etwa bei Genre-Urvater Crumb der Sex regiert und die dekadenten Viehcher saufen und fixen, was das Zeug hält, steht bei Cho der Humor, angereichert mit einer jugendfreien Prise Erotik, im Vordergrund. Was die Pinup-Ästhetik anbelangt, kann man sich natürlich streiten, aber die Gags sind wirklich sympathisch und die Szenerie wahrhaftig – kein Wunder, entstanden die Strips doch während Chos eigener Studienzeit, zuerst publiziert in der dortigen Unizeitschrift. «University Squared» (dt. im Quadrat, so der Originaltitel) macht Lust auf «Liberty Meadows», der späteren Weiterentwicklung des Stoffs zu einer Seifenoper.

 

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Kraa

Tatonkas Rache reloaded

Um die Wende des vergangenen Jahrhunderts, im hohen Norden Amerikas: Skrupellose Siedler wollen zwecks Energiegewinnung für eine geplante Schürfer-Metropole ein ganzes Tal unter Wasser setzen. Ein hier ansässiger Indianer-Clan stellt da einen verschmerzbarer Kollateralschaden dar. Doch die Natur rächt sich – in Form eines tödlichen Gespanns aus einem den Eingeborenen lange verheissenen Riesenadlers und einem Indianerjungen, dem einzigen Überlebenden seiner von den weissen Eindringlingen niedergemetzelten Sippe.

 

Benoit Sokal kennt man vor allem durch seine marlow'sche Züge tragenden Enten-Detektiv «Inspektor Canardo» (bei Schreiber & Leser). Mit «Kraa» (Splitter, zirka 20 Euro/30 Franken) offenbart der 56-jährige Belgier eine andere Facette seines Schaffens. Zum einen sticht das atmosphärische Aquarell-Artwork wohltuend ins Auge, wo die Getaltung des übermächtigen Adlers extrem an die Arbeiten Enki Bilals (unter anderem «Alexander Nikopol») erinnert. Zum anderen ist da leider aber auch der abgelutschte Plot nach der Blaupause «Unterdrückte Inidgene schaffen mit ihren eigenen Mitteln ausgleichende Gerechtigkeit». Dieses althergebrachte Schema langweilt nach dem x. Cowboy, dessen unehrliche Visage von den Fängen des Rächer-Greifs zerfetzt werden, nur noch. Die grösste Überraschung erwartet trotz allem gar nicht mal so schlecht unterhaltenen Leser zum Schluss mit der Fortsetzung-folgt-Ankündigung – gerade zumal bis dahin ausser dem Oberboss alle «Bösen» ja bereits ins Gras gebissen haben. (scd)

 

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Der Verbannte 1: Die Last unserer Siege

Seine letzte Chance nach ewigem Ruhm

Es herrscht Krieg. Das Reich das altersgeschwächten Königs Alester dem Kühnen wird an mehreren Fronten attackiert. Einzige Rettung: die lebende Legende Hektor Wiestal aus dem Exil zurückholen und ihn zu bitten, in einer weiteren Schlacht an Alesters Seite die gegnerischen Kräfte zu bekämpfen. Hektor, genannt der Verbannte, zögert nicht und macht sich mit seiner Magd Muriel auf den Weg, seinem König beizustehen. Doch schon die Hinreise hält für den eingerosteten Helden einige Überraschungen bereit.

 

Der von Martin Budde aus dem Französischen übersetzte Auftakt von «Der Verbannte» (Ehapa, zirka 14 Euro/22 Franken) entfaltet sein Potenzial mit Rückblenden, fleissigen Szenenwechseln und dem raschen Auffächern mehrerer Figuren, deren genaue Konstellation und Rollen oft nur angedeutet werden. Übertroffen wird die abwechslungsreiche Story (Henscher) von den grandiosen Bildern von Tarumbana. Die meistens durch indirekte Lichtquellen beleuchteten Szenen vermitteln eine spannende, eher düstere Atmosphäre, wobei das imposante, realistisch gemalte Artwork vom grossen Format (24 mal 32 cm) unterstützt wird. (sam)

 

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Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski

Der Krieg ist vorbei – das Morden nicht

Bei «Inspektor Kajetan und die Sache Koslowski» (DVA, zirka 25 Euro/39 Franken) handelt es sich zweifelsohne um ein spannendes Projekt: Die Adaption von Robert Hültners gleichnamigem Roman durch den Autor selber überzeugt vor allem durch das in verschiedenen Abstraktionsgraden ausgeführte Bleistift-/Kohle-Artwork von Bernd Wiedemann. Leider handelt es sich insgesamt mehr um einen illustrierten Roman als um einen eigenständigen Comic – zu gross sind die Sprünge zwischen den einzelnen, wenigen Bildern, zu sehr erinnert die Tonalität der fahrlässig maschinengeletterten Worte um reine Inhaltsangaben, weit weit weg von der aktuellen Geschichte. Unüberwindbar scheint schliesslich die Entfernung zwischen Text und Bild.

 

Ich möchte «Kajetan» an dieser Stelle wirklich nicht schlechtschreiben, aber der Krimi, in es um einen Mord in München just nach Ende des 1. Weltkrieges geht, eignet sich leider höchstens für Hültner-Leser, welche nach der Lektüre des Romans einen Abgleich für die Bilder aus ihrer Fantasie suchen und so das Buch in einem anderen Medium nochmals Revue passieren lassen wollen. Generell hätte aufgrund des nicht jedermann geläufigen historischen Kontextes ein kurzes Beiwort gutgetan. (scd)

 

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Batman: Der Teufelskreis

Unterhalb der Bat-Gürtellinie

Beruflich erhält der Dunkle Ritter ungebetene Hilfe von einem neuen, gehörnten Mitstreiter. Privat kommt Bruce Wayne in den Genuss einer unerwarteten Besucherin, mit der sich sein dialektischea Doppelleben für einmal aufzulösen scheint. Sowohl in den Nachtschichten als auch im täglichen Liebesleben stellt sich für Batman die Frage, wem er wie lange vertrauen kann.

 

Kevin Smiths (Autor) und Walter Flanagan (Zeichner) machen da weiter, wo sie in Smiths Comicdebüt «Batman: Kakofonie» (Panini Comics, DC Premium 65) aufgehört haben und gehen mit ihrem schamlosen Humor tiefer als man es sich von herkömmlichen Batman-Comics gewöhnt ist. In den ersten sechs Kapiteln der zwölfeiligen Miniserie «Batman: Der Teufelskreis» (DC Premium 72, Panini, zirka 20 Euro/29 Franken) bekommt man durch die eingangs vorwiegend in Gedankenblasen erzählte Geschichte einen Einblick in das Innenleben des sonst eher cool dargestellten Helden, der sich in Smiths Ausführung neben bitterbösem Sarkasmus und scharfer Ironie für einmal auch sentimental zeigt. Mit der unzensierten Darstellung Batmans menschlicher bzw. tierischer Seiten muss der Beschützer von Gotham City einige Tiefschläge einstecken, denen zum Teil nur mit Fremdschämen begegnet werden kann. Angereichert wird die Geschichte zudem mit vielen absurden Ganoven, die die Dekonstruktion des Superhelden komplettieren.

 

Diese Demaskierung auf hohem Niveau gelingt dem Kultautoren Kevin Smith vor allem mit treffenden Dialogen und witzigen Einfällen, dank denen man hoffnungsvoll auf die Fortsetzung gespannt sein darf. (sam)

 

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3 x Thorgal

Wikingerepos zu den Zeiten Odins

Genau so, wie «Thorgal» nach dem Weggang von Autor Jean van Hamme im Jahr 2006 hätte tot sein können, scheint auch das letzte Stündchen von Kriss de Valnor geschlagen zu haben. Doch in  beiden Fällen nimmt das Schicksal eine unerwartete Wende: Yves Sente hat die Autorschaft des seit 1980 laufenden Fantasy-Historienepos erfolgreich übernommen – und nun kehrt auch die Intimfeindin von Thorgals Gattin vielleicht wieder zum Leben zurück. Vielleicht, denn wegen ihrer heldenhaften letzten Tat – der Rettung von Thorgals Familie – ist die unerschrockene Kriegerin bei dem Gericht der Wallküren vorgeladen. Hier soll Kriss ihre tragische Lebensgeschichte erzählen...

 

Einen schönen Kniff haben sich da Yves Sente, Giulio de Vita und Originalzeichner Grzegorz Rosinki mit «Die Welten von Thorgal» ausgedacht! Als Spin-off der gleichzeitig weiterlaufenden Ursprungsserie werden die Schicksale wichtiger Personen auf grösserem Raum erzählt, als dies sonst möglich wäre. Als erste in einem auf sieben Bände angelegten Zyklus ist Kriss de Valnor dran (Band 1: Ich vergesse nichts, Splitter, zirka 16 Euro/25 Franken). Packende Story, konventionell, aber gut gezeichnet – Experiment gelungen!

 

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«Thorgal»-Fans wird zudem die Kunde freuen, dass die inzwischen weitgehende vergriffene, ursprünglich bei Carlsen erschienene Serie bei Splitter komplett in gewohnt hochwertigen Aufmachung aufgelegt wird, und zwar von hinten mit Band 32 «Die Schlacht von Asgard» (zirka 14 Euro/22 Franken) als auch zeitgleich von vorne mit dem ersten Band «Die Rache der Zauberin» (zirka 16 Euro/23 Franken). In «Die Schlacht von Asgard» von Yves Sente und Grzegorz Rosinski erfährt der Leser, was Thorgals Sohn Jolan weiter in der Zwischenwelt bei Manthor widerfährt. Der Jüngling muss sich gegen den intriganten Loki behaupten, während sein besorgter Vater die Suche nach ihm fortsetzt.

 

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Der Serienauftakt «Die Rache der Zauberin» Jean Van Hamme und Grzegorz Rosinski hält sich nicht mit langem Vorgeplänkel auf: Thorgal ist wegen seiner Liebe zu Aarica dem Tode geweiht. Da rettet ihn eine mysteriöse Fremde. Der Handel: Thorgal muss der Einäugigen ein Jahr lang bedingungslos dienen. Es dauert nicht lang, bis der Wikingerkrieger eine schicksalshafte Entscheidung fällen muss, die fortan sein ganzes Leben und das jenige seiner Familie, die er mit Aarica gründet, prägen wird.

 

Mustergültig an dieser Neuauflage des Bandes aus dem Jahr 1980, der den heutigen Leser ähnlich der Serie «Valerian und Veronique» mit seinem Stil zwischen Realismus und Cartoon und den grellen Farben irritieren mag, ist das äusserst reichhaltige Bonusmaterial. Dieses bietet einen Serienguide, Informationen über das Leben der Wikinger und ihrer Gottheiten, eine Notiz zu den Autoren, ein Interview mit Rosinski sowie eine Skizzengalerie. (scd)

 

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Das letzte Einhorn

Mitreissende Mär (auch) für Erwachsene

Es ist beinahe 20 Jahre her: Neben «Geheimnis von Nimh», «Feivel der Mauswanderer», «Bernhard und Bianca» und «Basil der grosse Mäusedetektiv» (die Szene mit dem Baby, das sich als fiese Fledermaus entpuppt) ist mir «Das letzte Einhorn» (1982) als einer derjenigen Trickfilme in Erinnerung geblieben, bei denen mir als Kind stellenweise zum Fürchten war. Jetzt gibt es unter dem gleichen Titel «Das letzte Einhorn» (Panini, zirka 17 Euro/24 Franken) von Peter B. Gillis und Renae De Liz auch eine Comic-Adaption des Buchs von Peter S. Beagle aus dem Jahr 1968.

 

Der Plot der traurigen Mär zieht noch immer – auch Erwachsene – in seinen Bann, und auch die Grafik ist formidabel. Das einzige Problem, wenn man das als solches bezeichnen will respektive überhaupt kann: Das Artwork des Animationsfilms ist im Comic extrem präsent; es dürfte wohl auch schwierig sein, sich davon konsequent zu lösen. Wer sich an diesem Mangel an Eigenständigkeit nicht stört, darf bedenkenlos zugreifen. (scd)

 

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Exterminators 4: Kollateralschaden

Organisiertes Ungeziefer im Vormarsch

Langsam aber sicher krabbelt die originelle Serie von Simon Oliver (Autor) mit dem vierten Band von «Exterminators» (von fünf, Panini, zirka 20 Euro/29 Franken) auf das grosse Finale zu. Doch bevor es zum Showdown kommt, müssen es die Kakerlakenkiller neben den misanthropen Maya-Schaben auch noch mit einer organisierten Drogenbande aufnehmen. Viel Aufmerksamkeit wird dabei Sympathieträger Stretch gewidmet, der seinen Pfad der Tugend ein letztes Mal im Casino auf die Probe stellen möchte. Dies duldet das Universum aber nicht und zahlt es ihm unverzüglich heim.

 

Was das Artwork betrifft, erinnert an «Exterminators»-Miterfinder Tony Moore leider nur noch ein Titelbild. Moores Platz eingenommen haben Darick Robertson (#19 bis #23) und Ty Templeton (#17 und #18), dessen grober Stil im Vergleich zu Moore unnötig irritiert. Robertson macht diese Schwäche zwar wieder wett, doch auch seine rotgrünen Käfer lösen sich zu oft als Blumenbeet auf, so dass der bisherige Ekeleffekt nicht gehalten werden kann. Trotz den gewohnten grotesken Ideen und schamlosen Dialogen, die «Exterminators» auszeichnen, ist Band 4 sowohl erzählerisch als auch zeichnerisch nicht ganz so stark wie seine Vorgänger. Dies soll die Vorfreude auf den letzten Band (erscheint im August 2011) jedoch auf keinen Fall trüben, den die Serie bietet nach wie vor köstlich unappetitliche Unterhaltung. (sam)

Afro Samurai 1

Brutal substanzlos

Armes Kind muss Papi sterben sehen, weil dieser das Nummer-1-Stirnband der Samurais trägt. Gross und stark geworden und Träger des Nummer-2-Stirnbands sowie einer verstrubbelten Afro-Frisur, macht er sich als einsamer Rächer auf, wieder zur Nummer 1 der Samurais zu werden, was ihm am Schluss nach x bestandenen Kämpfen und entsprechenden Leichenbergen auch sicher gelingen dürfte.

 

Das ist «Afro Samurai» (Carlsen, zirka 15 Euro/24 Franken) von Takashi Okazaki – nicht mehr und nicht weniger. Die Graustufen-Grafik (nur das Blut wurde naturgetreu eingefärbt) ist todschick und die stoische Ruhe des Afro Samurai kultig. Aber insgesamt wird die Serie – Anime, Game und kommendem Realfilm zum Trotz – masslos überbewertet. Das lächerlichste am Un-Plot stellt der Umstand dar, dass die Rache-Mär scheinbar sogar in der heutigen Zeit zu spielen scheint. Handys und Computertechnik gibts in diesem Universum zwar, sonst ist aber alles noch beim Stand vor ein paar hundert Jahren geblieben. Logisch selbstredend auch, dass unser wortkarger Held allen bezeichnenderweise ausschliesslich von den Bösen benutzten, «unehrenhaften» Schusswaffen mit seinem Schwert problemlos Paroli bieten kann. Unser Afro-Man muss auch krass einstecken, das versteht sich ja von selbst – und trotzdem gelingt ihm natürlich allen Strapazen zum Trotz das Unmögliche. Fazit: Wer auf asiatische Kriegskunst, Brutalität und lakonische Antihelden steht, dürfte seine helle Freunde an diesem Manga haben. Alle anderen: Finger weg. Band 2 ist auf Ende Juli anberaumt. (scd)

 

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Splitter

Ausserdem neu in den Comicregalen

«Harlequin Valentine» (Panini, zirka 13 Euro/20 Franken) heisst der siebte Band aus der Neil Gaiman Bibliothek. Leider vermag auch dieser Streich des «Sandman»-Autors mit seiner geschmäcklerischen Art nur sehr bedingt zu überzeugen. Der Plot: Ein Harlequin übergibt seiner Angebeteten (physisch!) sein Herz – diese isst es auf und nimmt seine Rolle ein. Interessant ist hingegen das fotorealistische Artwork von John Bolton. (scd)  Leseprobe »

Nach dem formidablen Auftakt von «House of Mystery» von Matthew Sturges erscheint jetzt mit «Geschichten für die Toten» (Panini, zirka 17 Euro/24 Franken) der zweite Band. Nach wie vor überzeugt das Konzept (ein Haus irgendwo in einer Zwischensphäre, aus dem es kein Entkommen gibt und in dem an der Bar mit Geschichten bezahlt wird), doch irgendwie passiert auf den 132 Seiten im Grunde herzlich wenig und die Frage stellt sich, was die Serie in den vier noch kommenden Sammelbänden alles zu bieten haben wird. (scd) Leseprobe »

Inzwischen liegt der vierte von acht Bänden von «Pluto» (Carlsen, zirka 13 Euro/21 Franken) von Naoki Urasawa und Takashi Nagasaki (nach «Manga-Gott» Tezuka) vor. Von Band zu Band wird klarer, wer hinter der Zerstörung der mächtigsten Roboter der Welt steckt und welche Rolle der Interpol-Agent Gesicht darin zugedacht ist. Ohne zu viel verraten zu wollen: In Band 4 muss ein Sympathieträger der wegweisenden Sci-Fi-Serie dran glauben... Band 5 ist auf Ende Juni angekündigt. (scd) Alle Bände im Überblick »

Mit dem 12. Band «Das dreckige Dutzend» (Panini, zirka 17 Euro/24 Franken) mündet «100 Bullets» von Brian Azzarello und Eduardo Risso ins Finale. Im vorletzten Band der Gangstermär geht es (wiederum) ruppig zu und her – mehrere tragende Figuren müssen bei der Fehde zwischen dem Trust und den Minutemen ins Gras beissen. Mehr über «100 Bullets» erfahrt ihr demnächst in einem Schwerpunkt auf Comic-Check. (scd) Überblick »

«Prinz Eisenherz»-Freunde aufgepasst: Band 14 der «Hal Foster Gesamtausgabe» mit den beiden Jahrgängen 1963/64 (Bocola, zirka 23 Euro/38 Franken) ist da! Wie gewohnt edel in der Ausstattung und mit einem auf den Punkt gebrachten Vorwort versehen, ist auch hier wiederum das Wechselspiel der Rollen von Prinz Eisenherz als tapferer Krieger, liebevoller Gatte und fürsorglicher Vater spannend mitzuverfolgen. (scd) Übersicht über alle Bände »

«Das kommunistische Manifest» (Red Quill Books) gibts jetzt auch in Comicform. Das im wahrsten Sinn des Wortes revolutionäre Zeitdokument von Marx und Engels wurde von einem gewissen Red Viktor in Bilder umgesetzt. Interessant, aber auch irritierend an diesem ersten (von 4), nicht im regulären Buchhandel erhältlichen Heft «Historischer Materialismus» ist der Versuch, den Text aus dem Jahr 1848 ins Hier und Heute zu übertragen. (scd) Mehr Infos und Trailer »

Um Klassenkampf und Umsturz geht es auch in «Die Schlümpfe 2: Schlumpfissimus, König der Schlümpfe» (Toonfish, zirka 13 Euro/20 Franken) von Peyo: Kaum ist Papa Schlumpf auf Reisen, keimen Machtgelüste. Doch der neue König hat die Rechnung ohne die Widerständigen, die sich im Wald ihr eigenes Lager eingerichtet haben und von dort aus opponieren, gemacht. (scd) Mehr Infos und Leseprobe »

Fliegenkostüm reloaded: In «Der König der Fliegen 2: Der Ursprung der Welt» (Avant, zirka 20 Euro/30 Franken) von Mezzo und Pirus werden weitere Episoden aus dem Leben des Teenagers Eric erzählt. Ein noch deliriöserer Cocktail aus Vorstadt-Tristesse, Drogen und Gewalt als der erste Band – verstörend. (scd) Mehr Infos und Leseprobe »

Im neuen «Strapazin» (Ausgabe 103, 6 Euro/10 Franken) dreht sich alles um das Thema «Komplizen». Entsprechend sind dieses Mal alles Beiträge abgedruckt, die im Kollektiv entstanden sind. In den Comics vorangestellten Text-Beiträgen reflektieren die Künstler über ihre Zusammenarbeit. Kürzlich ist auch die mittlerweile 11. Ausgabe des Luzerner Comicmagazins «Blutt» erschienen, das wiederum mit vielen interessanten Beiträgen aufwartet. (scd) «Blutt» online lesen »

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