XIII 18+19

Doppelfinale eines Thriller-Bijous

Schon mal etwas von «XIII» gehört, der zurzeit wohl spannendsten und komplexesten Thriller-Graphic-Novel, die zwar als Computerspiel umgesetzt und der in Belgien sogar eine Briefmarke gewidmet worden ist, seltsamerweise ihren Weg aber noch nicht auf die grosse Leinwand gefunden hat? Dann wird es höchste Zeit…

 

Mit dem 19. Band «Die letzte Runde» (Carlsen, zirka 22 Franken) und nach rund 1000 Seiten hat die Serie nach 20 Jahren (in der deutschen Übersetzung) endlich ihr lang ersehntes Finale gefunden. Verantwortlich für das Epos um einen Spion, der das Gedächtnis verloren hat, zeichnen sich die beiden belgischen Comic-Grössen William Vance («Bruno Brazil») und Jean van Hamme (Autor von «Thorgal»). Das tönt inhaltlich recht platt – ist es aber nicht: In naturalistischem Zeichenstil wird eine hochkomplexe Story in verschiedenen Zeitebenen mit diversen, sich entwickelnden Charakteren entfaltet. Übrigens wird dem Mann ohne Vergangenheit, der halbtot an einem Strand mit einem auf  dem Schlüsselbein tätowierten «XIII» gefunden wird, nichts geringeres als das Attentat auf einen amerikanischen Präsidenten angelastet. Ein Wettlauf gegen die Zeit beginnt…

Beinahe zeitgleich herausgekommen ist der von der Comiclegende Jean Giraud (alias Moebius) gezeichnete vorletzte Band «Die Kelly-Brian-Story», was auf den ersten Blick merkwürdig anmutet, da das Artwork viel stilisierter als dasjenige Vances daherkommt. Es scheint sich dabei erstaunlicherweise um eine intendierte Zäsur zu handeln: Der 18. wird nämlich analog zum 13. Band («The XIII Mystery») im Abschlussheft von den Figuren des Comics selber als Sekundärliteratur zitiert, stellt also quasi ein reales Buch in der Logik der Handlung dar, in dem der politisch äusserst brisante Fall von «XIII» aufgerollt wird. So weit so gut. Wer auch das letzte Puzzleteil kapieren will, tut jedenfalls gut an einer ununterbrochenen Gesamtlektüre von «XIII». Und keine Angst: Auch die Action kommt nicht zu kurz! (scd)

 

Alle Bände der Serie im Überblick »

Astro City: Local Heroes

(Allzu) kluge Heldengeschichten

Ein Comic, an dem durchaus auch sonst dem Superhelden-Genre eher Abgeneigte Gefallen finden könnten, ist der Sammelband «Local Heroes» der Serie «Astro City» (Panini, zirka 44 Franken) von Kurt Busiek und Brent Anderson. Astro City, das ist eine Metropole, ein Schmelztiegel, in dem «normale» Menschen, Superhelden und -schurken miteinander zusammen leben (müssen) – mit allen Konsequenzen, Chancen und Schwierigkeiten, die dieser Umstand mit sich bringt.

 

Nach der längeren Storyline «Der gefallene Engel», in der ein einzelner Protagonist im Fokus stand, präsentiert das Duo nun wieder eine Handvoll lose miteinander zusammenhängender Kurzgeschichten. Wie bereits in den früher bei Speed Comics erschienenen Heften der Serie dient die Superhelden-Einkleidung wiederum gemeinsamer Nenner, um in den Geschichten auf allgemeine Fragen und Aspekte des sozialen Lebens, der Identität, individuellen und kollektiven Geschichte einzugehen. Die herausragenden, mit Öl gemalten Titelbilder von Alex Ross stehen dabei nach wie vor in einem etwas unglücklichem Kontrast zur sonst eher konventionellen Grafik, die zuweilen durch ihre Mischung von realistischem Stil mit Schraffierungen und cartoonartigen Mimikgestaltungen irritiert. Auch wenn die mit Preisen überhäufte Serie generell gewiss sehr empfohlen werden kann und aus der Flut von Superhelden-Comics klar heraussticht (der vorliegende Band ist übrigens geradezu prädestiniert für Quereinsteiger ohne Vorwissen über die Charaktere), ist trotz eigentlichem Independent-Charakter nicht von der Hand zu weisen, dass diese für den hiesigen Leserkreis inhaltlich ausgesprochen amerikanisch daherkommt. (Nicht zufällig schliesst der Band mit einer Story im Andenken an die 9/11-Opfer ab.) Und so humanistisch und verdienstvoll Busieks Ansatz auch sein mag: Der gleichnisartige Charakter der Geschichten sowie pädagogisierende Tendenzen und das Hochhalten christlicher Werte machen die Lektüre ab und an doch etwas anstrengend. (scd)

Halbe Wahrheiten

Absurd wie das echte Leben

«Perfekter als Halbe Wahrheiten kann ein Comic nicht sein», wird Roman-Autor Jonathan Lethem werbend auf einem Kleber auf dem sonst eher unscheinbar daherkommenden Frontcover zitiert. Dass ein (zudem noch deutscher) Comicformat derart aggressiv für seine Bildergeschichten wirbt, erstaunt – und ist im Falle von «Halbe Wahrheiten» (Reprodukt, zirka 24 Franken) durchaus angebracht. Selbstredend stellt sich die Frage, was «perfekt» im Falle einer Graphic Novel eigentlich genau bedeutet. Handelt es sich dabei um ein Prädikat für ein ungemein stimmiges Zusammenspiel bestimmter quasi-objektiver Faktoren, die dem Werk innewohnen? Oder liegt die Sicht auf die Dinge einer bestimmten anvisierten Lesergruppe als Referenz im Fokus? Oder zurückgefragt: Gehört das um sich Werfen mit Superlativen einfach zur Logik von Werbung, gleich welche Güte das beworbene Produkt tatsächlich aufweist? Wie auch immer: Glücklich mit dem gut 100-seitigen Bändchen von Adrian Tomine (aufgefallen bereits durch die formidable Sammlung «Sommerblond», bei der mit einem Lobes-Quote von Nick Hornby aufgewartet wurde) dürften bestimmt alle werden, die bereits etwa beim kürzlich beim selben Verlag neu aufgelegten «Ghost World» von Daniel Clowes in Verzückung geraten sind.

 

So sehr ein Vergleich hinken mag: Beide Comics zeichnen sich neben ihrer äusserst reduzierten Grafik und einer durchs Band lakonischen und dabei doch lebensbejahenden Grundstimmung durch Dialoge aus, die so absurd sind wie das Leben selber. Und: Beide liessen sich blendend als grosse Independent-Filme adaptieren (wie bei «Ghost World» durch Terry Zwigoff bereits geschehen). Nur steht in «Halbe Wahrheit» an Stelle einer Pubertierenden der 30-jährige Ben Tanaka im Mittelpunkt – seines Zeichens Kleinkinobetreiber, Kalifornier, Asiate. In den zahlreichen Gesprächen, die der geborene Sarkastiker etwa mit seiner Freundin Miko Hayashi oder seiner lesbischen Kollegin Alice Kim über sexuelle und kulturelle Identität führt, lernt er (wie der Leser) die Welt zwar nicht besser zu verstehen, dafür aber, dass man als ewig Hadernder wohl einfach nicht anders kann, als den Dialog immer weiter und weiter zu führen, will man nicht untergehen. (scd)

Ein neues Land

Bildgewaltiges Immigranten-Epos

Ein hochartistischer Comic, der ganz ohne Worte auskommt: Mit dieser kurzen Einordnung lässt sich «Ein neues Land» (Carlsen, zirka 51 Franken) des Australiers Shaun Tan charakterisieren. Das gebundene Buch mit Lesebändchen ist jedoch noch in einer anderen Hinsicht speziell: Es wird darin zwar nach mehr oder weniger konventionellem Muster eine Geschichte erzählt, nämlich diejenigen eines Immigranten, der in einem fremden Land ankommt und sich dort durchschlagen muss. Das Ganze kommt in seiner grafischen, in Braun- und Grautönen gehaltenen Realisation einem fantastisch-surrealen Traum gleich: Groteske Architektur, andere Zeichen, andere Menschen, andere Sitten. Ein für Millionen von Emigranten Wirklichkeit gewordener, mit Sehnsüchten und Wünschen aufgeladen und wohl nur zu oft auch verstörender und beängstigender Traum. An Begegnungen, die der Neuankömmling macht, werden exemplarisch Motive für die Auswanderung und Schicksale aufgezeigt.

 

Tan, der selber einen Migrationshintergrund hat, tut gut daran, die (zum Teil ganzseitigen und sogar doppelseitigen) Bilder ganz für sich selber sprechen zu lassen. Auf diese Weise können diese individuell mit Bedeutung oder aber eigener Erfahrung und Erinnerung versehen werden. Das Werk endet mit einem kulturbejahenden Statement und wohl auch einem Wunsch, einer Forderung: Dass die «alten» Immigranten den «neuen» wohlwollend unter die Arme greifen und ihnen Hilfestellung in dieser ungewohnten, fremdartig erscheinenden Welt geben sollen. Dies alles macht «Ein neues Land» zu einem in vielerlei Hinsicht wertvollen Buch: Ein visuelles Erlebnis und auch ein Experiment, auf das man gewillt sein muss, sich einzulassen. (scd)

 

Website von Shaun Tan mit zahlreichen Leseproben »

B.U.A.P. 5: Die universelle Maschine

Warten auf den neuen «Hellboy»-Band…

Der fünfte Band «Die universelle Maschine» des «Hellboy»-Ablegers «B.U.A.P.» (Behörde zur Untersuchung und Abwehr paranormaler Erscheinungen) steht ganz im Zeichen des «verstorbenen» Agenten Roger (Cross Cult, zirka 35 Franken). Bei den Behördenmitgliedern schwankt die Stimmung zwischen Trauer und der Hoffnung, dass er, als künstliches Wesen,  irgendwie wiederbelebt werden könnte. Die Suche nach einem okkulten Buch, welches dabei helfen soll, führt Dr. Corrigan in den obskuren Antiquitäten-Laden einer kleinen, französischen Ortschaft. Dabei gerät sie jedoch in eine Falle. Währenddessen versuchen die restlichen Agenten durch lange Gespräche mit dem Tod Rogers fertig zu werden, wobei diverse Details aus ihrer Vergangenheit ans Licht gelangen.

 

Im Gegensatz zu den bisherigen «Hellboy»-Bänden ist «B.U.A.P.» farbig gehalten. Der Zeichenstil orientiert sich an demjenigen von Mignola, erreicht aber nie ganz dessen Qualität. Dies fällt vor allem bei der Darstellung der bekannten Charaktere auf, die manchmal holzschnittartig wirkt. Da die Serie grösstenteils ohne die Hauptfigur Hellboy auskommen muss, fehlt ihr auch die nötige Portion an trockenen Humor. Dieses Manko kann «B.U.A.P.» mit der spannenden Handlung, die problemlos mit dem Original mithalten kann, kompensieren. Die Serie lässt sich treffend als Methadon für Hellboy-Junkies beschreiben und dient bestens als Überbrückung für die Zeit bis zum nächsten Band des weltbesten paranormalen Ermittlers, der bald erscheinen soll. Zusätzlich zur Story ist der Band mit Ideenskizzen und einen Interview mit Autor Arcudi («Barb Wire») angereichert. (ras)

Yoko Tsuno Sammelband 2: Von der Erde nach Vinea

Altbacken und doch Kult

Im zweiten  Sammelband «Von der Erde nach Vinea» bringt Carlsen drei Abenteuer des 70er-Jahre-Comics «Yoko Tsuno» von Leloup heraus (Carlsen, zirka 51 Franken). Die Sammlung zeigt wie sich die japanische Elektronikexpertin Yoko Tsuno und die Fernsehleute Vic und Knut anfreunden und die ausserirdische Rasse der Vineaner kennen lernen. Per Zufall entdecken die drei, bei einer Reportage, dass sich im Erdinneren blauhäutige Ausserirdische eingerichtet haben. Diese flüchteten nach einer Katastrophe auf ihrem Heimatplanet auf die Erde und leben nun bereits seit Jahrtausenden unentdeckt unter der Erdkruste. Yoko und Co. stehen ihnen bei internen Querelen bei, lernen viel über ihre Technologie und begleiten sie sogar bei ihrer Rückkehr zu dem Planeten Vinea.

 

Die Serie entspricht gestalterisch dem frankofonen Stil des Klassikers «Spirou und Fantasio». Obwohl die Erzähltechnik konventionell gehalten und die Zeichnungen teilweise etwas altbacken wirken, entwickelt die Science-Fiction-Geschichte viel Spannung. Und dies ohne übertriebene Gewaltszenen zeigen zu müssen, was den Comic (zumindest aus Erwachsenensicht) insbesondere für Jugendliche empfehlenswert macht. Im vorliegenden Band ist umfangreiches Material zur Serie, inklusive der kompletten Entstehungsgeschichte, enthalten. Dies macht ihn zu einer exzellenten Gelegenheit für Einsteiger, die Welt von Yoko Tsuno und ihren Freunden kennen zu lernen. (ras)

Criminal 2: Blutsbande

Blutige Milieu-Studie

Mit «Blutsbande» erscheint der zweite Band der «Criminal»-Reihe, die 2007 gleich mit zwei Eisner-Awards (bester Autor und beste neue Serie) prämiert wurde (Panini, zirka 27 Franken). Wie bereits im ersten Band dient als Schauplatz die Unterwelt der fiktiven amerikanischen Grossstadt Center City. Wegen eines Arrests erfährt der Soldat Tracy Lawless erst Monate später von der Ermordung seines Bruders. Der Protagonist mit dem viel sagendem Nachnamen sinnt nach Rache und begibt sich auf die Suche nach dem Täter. Da sich sein Bruder mit Einbrüchen finanzierte, muss er dabei tief in dessen und seine eigene kriminelle Vergangenheit abtauchen. Lawless vermutet den Mörder in der Bande seines Bruders und versucht sich einzuschleusen.

 

Brubaker gelingt mit «Blutsbande» das eindrückliche Porträt eines Verbrechermilieus. Hier gibt es weder Helden noch Moral. Deshalb wirkt die Geschichte oft hart, ist dafür aber umso authentischer. Die Darstellungsform ähnelt der Handlung. Das starre Panel-Schema hält die drei horizontalen Reihen auf jeder Seite, fast so, als ob es den geradlinigen Rachefeldzug des Protagonisten damit unterstützen will. Der dynamische und detailreiche Zeichenstil von Phillips und die dunklen, fahlen Farben könnten nicht besser dazu passen. Was bleibt, ist eine rasant vorangetriebene Geschichte, welche die Spannung bis zur letzten Seite halten kann. (ras)

The Spirit 1

Wiederauferstehung der Eisner-Kultfigur

Rezensenten der neuen Abenteuer um den Verbrecherjäger «The Spirit» von Darwyn Cooke, J. Bone und Dave Stewart (Panini, zirka 28 Franken) haben genau drei Möglichkeiten: Entweder sie prangern den Qualitätszerfall im Vergleich zur originalen, 1940 erstmals erschienenen Serie von Comiclegende Will Eisner an (Re-Edition mit hohem Preis, aber sehr schöner Aufmachung bei Salleck erhältlich) und wettern über das ewige Rotieren der Kulturindustrie (der Film zum Comic kommt im Dezember in die amerikanischen Kinos), sprechen von Blasphemie uns dass sich der Altmeister bestimmt im Grab umgedreht hätte.

 

Oder sie beurteilen das Ganze als Experiment, als gelungenen Transfer ins Jetzt und fokussieren auf die Chancen, den Klassiker in upgedateter Form nun auch einer anderen Klientel bekannt zu machen. Oder aber – dritte und hier zur Not eingeschlagene Variante – sie begeben sich auf eine Metaebene und kommen so mehr schlecht als recht darum herum, über die wirkliche Güte des Comics urteilen zu müssen. Ebenfalls von Darwyn Cooke (mit Jeph Loeb) in ähnlich poppigem Stil erschienen: Das Crossover-Heft «Batman/The Spirit» (Panini, zirka 8 Franken). Wem’s gefällt… (scd)

Der dunkle Turm

King of Horror in Bild und Sprechblase

Sieben Bände umfasst Stephen Kings Fantasy-goes-Neo-Western-Zyklus «Der dunkle Turm», an dem er gemäss eigenen Angaben 30 Jahre lang gearbeitet hat. Doch damit soll noch nicht Schluss sein, hat der Meister des Horrors entschieden – und nun kurzerhand mit den Autoren Peter David und Robin Furth eine Fortführung in Comicform lanciert (Heyne, zirka 35 Franken). Darin wird erzählt, wie aus dem jungen Revolvermann Roland Deschain «jener unerbitterliche Kämpfer wird, der den Mann in Schwarz bis ans Ende aller Welten verfolgt» (Pressetext). Ein vorweg: Theoretisch ist die auf mehrere Bände angelegte Serie auch ohne die Lektüre von «Der dunkle Turm» verständlich – aber nicht wirklich befriedigend. An Stelle des beigelegten Posters wäre eine Inhaltsangabe der eigentlichen Saga sowie ihrer Bezüge zum Comic und umgekehrt angebrachter gewesen.

 

Die von Jae Lee und Richard Isanove besorgte Grafik kommt ausgesprochen opulent daher, wirkt aber mit ihren durchs Band eingesetzten computer-basierten Farbverläufen auf die Dauer doch etwas leblos und eintönig. Im Nachwort gibt Stephen King offenherzig zu verstehen, dass er keineswegs abgeneigt wäre, sich künftig mehr dem Medium Comic zu widmen. Gar keine schlechte Idee. Doch vielleicht täte er – Originalität des «Turm»-Ansatzes hin oder her und entsprechende Flop-Verfilmungen der Vergangenheit aussen vor lassend – besser daran, auf Adaptionen von Altbewährtem zu setzen – gerade auch seiner vorzüglichen Kurzgeschichten der frühen Jahre. «Der rasende Finger» als Comic – eine himmlische Vorstellung! (scd)

Splitter

Weiterhin in den Comic-Regalen

Hart am Limit des Erträglichen gehts im sechsten Sammelband «Dieses sorgenvolle Leben» der intelligent aufgemachten Zombie-Serie «The Walking Dead» («Dieses sorgenvolle Leben», Cross Cult, zirka 29 Franken) von Robert Kirkman und Charlie Adlard zu und her – besonders, was die äusserst explizit gehaltene Folterszene anbelangt. Weniger wäre hier vielleicht, Genrekonventionen hin oder her, mehr gewesen. Zu gefallen weiss wiederum der Kommentarteil, dieses Mal mit einer George-A.-Romera-Schnellbleiche. Auch das «Who is who» am Anfang des gebundenen Buches macht Sinn. In Amerika steht übrigens zurzeit die die Veröffentlichung des neunten Bandes an. Es hat sich also noch lange nicht ausgestorben…

Ebenfalls bei Cross Cult erhältlich ist nun der dritte und vorletzte Band der SciFi-Saga «The Red Star» («Das Gefängnis der Seelen», zirka 45 Franken) des Kreativ-Teams um Christian Peter Gossett. Inhaltlich geht es um nichts weniger als um «die Geschichte einer Sowjetunion, wie sie hätte sein können und doch unmöglich ist» (Pressetext). Dies mag angesichts des Grades an Weltraum-Action und der (dosierten) Beimengung von Fantasy-Elementen zugegebenermassen etwas dick aufgetragen sein. Und trotzdem ist nicht von der Hand zu weisen, dass die Story einfallsreich und die Erzählweise wohltuend progressiv daherkommt. Wenn man dazu noch das atemberaubende und nach wie vor einzigartige Artwork nimmt, das die Welten von Handzeichnung und CGI aufs beste miteinander vereint, bleibt einem eigentlich nur noch eines zu sagen: Anlesetipp!

Neu herausgekommen ist der zweite «Isnogud»-Sammelband aus der Feder von René Goscinny und Jean Tabary («Isnoguds Sternstunden», Ehapa, zirka 50 Franken), mit dem die vormals vergriffenen Einzelbände um den grundbösen Grosswesir Isnogud, der um alles in der Welt «Kalif anstelle des Kalifen» werden möchte, endlich in neun Bänden wieder greifbar werden. Es stimmt sicher: Kennt man eine der wenige Seiten umfassenden Storys, kennt man alle. Doch als erheiternde Lektüre für zwischendurch eignet sich die im französischen Original ab 1966 erstmals erschiene Serie nach wie vor bestens.

Neu aufgelegt wurde ausserdem die für 2011 als Realfilm geplante Tolkien-Adaption «Der Hobbit» von Charles Dixon und David Wenzel (Carlsen, zirka 37 Franken). Das 1937 (vor «Herr der Ringe») veröffentlichte Abenteuer um den kleinen Hobbit Bilbo Beutlin ist farbenprächtig und stimmig umgesetzt worden.

 

Ob die «mehr als 30 vom Zeichner überarbeiteten und verbesserten Seiten» im Vergleich zur (nach wie vor erhältlichen) Ausgabe aus dem Jahr 2001 jedoch tatsächlich einen Gewinn darstellen, muss jeder für sich selber entscheiden.

Übrigens: Bedeutend mehr geschrieben Worte als Bilder hat der Vampir-Roman «Baltimore» von Christopher Golden (Cross Cult, zirka 44 Franken). Die leider nicht allzu häufigen Schwarz-weiss-Illustrationen stammen von niemand Geringerem als «Hellboy»-Zeichner Mike Mignolia. Für Genre-Eingefleischte.

Und noch eine allerletzte Notiz für Sammler: Der sechste Band der buchbinderisch hochwertigen Hal-Foster-Gesamtausgabe «Prinz Eisenherz» (Jahrgang 1947/48) (Bocola, zirka 35 Franken) ist erschienen. (scd)

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