Batman-Comics

Diese Flattermann-Geschichten muss man kennen

Es gibt wohl keinen Ort, wo Batman nicht schon war: Ob im Weltall, in Paralleluniversen, in der Vergangenheit oder in der Zukunft – oder auch mal in einem so genannten «Crossover»-Band zu Gast in anderen Serien des Verlagskonkurrenten DC Comics.

Genauso unterschiedlich wie die Charakterausformung ist auch die stilistische Gestaltung des fledermausgewandeten Superhelden, der zurzeit auf der grossen Leinwand in «The Dark Knight» zu sehen ist. Dies hat seinen Grund in der Heerschar an Autoren, Zeichnern, Koloristen und Letterern, die der Serie ab 1939 in Tausenden von bislang erschienen Heften und Bänden ihren je eigenen Stempel aufgedrückt haben.

 

Was aber bleibt übrig von einer derartigen Erscheinungsflut? Da wäre zuallererst Frank Millers Comic «Der dunkle Ritter kehrt zurück» (1986, mit Klaus Janson) zu nennen, der sowohl inhaltlich als auch formal zusammen etwa mit bahnbrechenden Werken wie Alan Moores «Watchmen» die Comicwelt revolutioniert hat. Der später vor allem mit «Sin City» bekannt gewordene Autor hat den düsteren Rächer entmystifiziert und aus ihm einen kaputten Antihelden gemacht, der im Kampf gegen den obrigkeitshörigen Superman (!) noch ganz nebenbei die Züge eines Fanatikers trägt.

Leider erreicht der Nachfolger «Der dunkle Ritter schlägt zurück» (2001) keineswegs die Güte des Erstlings. Wie auch beim blutigen Sandalen-Epos «300», ebenfalls aus Millers Feder, hat hier übrigens Millers damalige Ehefrau Lynn Varley die Farben besorgt. Die beiden Arbeiten sind jetzt in einem Band neu aufgelegt worden. In aller Munde ist zurzeit Millers aktuelle Arbeit «All Star Batman» (zusammen mit Jim Lee, zur Besprechung »).

Im selben Atemzug können zudem die beiden Werke «Arkham Asylum» (1989, deutscher Titel: «Der Tag der Narren») von Grant Morrison und Dave McKean («Sandman»-Cover-Gestalter) sowie die kürzere Story «The Killing Joke» (1988, deutscher Titel «Lächeln, bitte») von Alan Moore und Brian Bolland genannt werden. «Arkham Asylum», erstaunlicherweise nach wie vor eine der meistverkauftesten Graphic Novels der Welt, glänzt vor allem durch sein hochartistisches, progressives Artwork.

Wie beim surreal kolorierten «The Killing Joke» verwischen sich im Laufe der Story zunehmend die Grenzen zwischen dem gemeinhin als durch und durch gut, ehrbar und psychisch gesund inszenierten Superhelden und seinem ursprünglich als grundböse, schändlich und irrsinnig gedachten Widerpart Joker. Dem Yin-und-Yang-Prinzip folgend, werden die beiden untrennbar miteinander verknüpft und als einander gegenseitig bedingende Seiten derselben Medaille dargestellt.

Neben der neueren «Hush»-Storyline von Jeph Loeb und Jim Lee sowie «Das erste Jahr» (1987) von Frank Miller und David Mazzucchelli («Stadt aus Glas»), in dem die Herkunft von Batman nochmals neu erzählt wird, ist auch noch «Krieg dem Verbrechen» von Paul Dini und Alex Ross zu erwähnen.

Dieses kommt inhaltlich zwar nicht übers Mittelmass hinaus, die in Ölfarben realisierte Grafik ist jedoch exorbitant und nach wie vor in dieser Art einmalig. Neu in den Regalen steht zu guter Letzt bald der zweite Band der formidablen Kurzgeschichten-Sammlung «Batman Schwarz-Weiss», in dem die in hartem Kontrast in Szene gesetzte Fledermaus eine perfekte Figur macht.

 

Dave Schläpfer, im August 2008

Alle auf Deutsch erschienen «Batman»-Comics im Überblick »

Kommentar schreiben

Kommentare: 0